Schlagwörter
AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Klinik, Klinikaufenthalt, Krankenhaus
Die OP an dem großen sequestriertem Bandscheibenvorfall hat erhofftes erbracht. Ganz schmerzfrei bin ich nicht und habe ich auch nicht erwartet. Das die Nervenschmerzen am dritten Tag wieder kommen, da war ich vorgewarnt und somit ist das auch in Ordnung. Ich bekomme diesmal nun wieder das Medikament zum Abschwellen und weiß aber, das sie diesmal auch helfen werden.
Süß fand ich die Reaktion der Ärztin die mich operiert hatte, am nächsten Tag bei der Visite. Sie hat sich sichtlich gefreut, das es mir wirklich besser geht.
Vom drumherum her muss ich erwähnen, das mich das meiste hier positiv überrascht hat. Meine Angabe, das ich Autistin bin und wie man mich am besten behandeln sollte, wurde entgegen meiner Befürchtung weitest gehend umgesetzt. Die meisten haben sich wirklich daran gehalten, mich nur anzufassen, wenn es notwendig war und haben dann auch immer vorgewarnt. Nur 1-2 sind davon abgewichen, haben aber sofort nach meiner Reaktion, die auch immer prompt kam, davon abgelassen. Wobei es bei der Narkoseärztin schon deutliche Worte bedurfte, aber fairerweise muss ich zugestehen, das ich versäumt hatte die Anästhesie vom Autismus in Kenntnis zu setzen.
Ansich ist das hier ein kleines Krankenhaus und recht verschachtelt. Das hat den Vorteil, das man sich die grundsätzliche Geräuschkulisse in Grenzen hält.
Sehr loben muss ich hier den strukturellen Ablauf. Selten ein Krankenhaus erlebt, und ich war schon in so einigen, das da so sehr punkten kann. Das mag zum großen Teil an der Stationsschwester, die hier die Leitungen innehaben, liegen. Vor allem eine geht mit ihren Patienten sehr klar und immer linientreu um und was ich so mitbekommen habe, ist da ihr Umgang mit den Ärzten etc nicht viel anders. Die hat sie alle wirklich gut im Griff und auch wenn sicher manche Patienten meckern dürften, für mich macht sie es hier genau richtig und in meinen Augen kann man sie hier als Stationsleiterin ruhig als Perle bezeichnen. Daher kann ich auch nicht sagen, wie es hier auf den restlichen Stationen läuft. Nicht jede hat eine solche Leitung.
Hier kann man so wirklich seine Uhr danach stellen, wann wer kommt und wenn es doch mal nicht so sein sollte, bekommt man Bescheid. Besser geht es in einem Krankenhaus nicht.
Eins will ich noch gesondert erwähnen. Ob es jetzt an meinem Autismus lag oder einfach an der Tatsache das diese Kompressionstrümpfe bei mir nie richtig anliegen, oder ob es daran lag, das ich wie immer sehr schnell nach OP wieder am herumlaufen war, mag ich nicht abschließend zu beurteilen. Aber normal ist das nicht, das sie einem dann einfach die Strümpfe abnehmen. Normal sind die bei solchen Dingen immer extrem übervorsichtig. Ich fand es gut. Da ich mich eh viel bewege, macht es für mich kaum Sinn und da es keine 2 Tage gedauert hätte, bis ich die in einem Melt von mir gerissen hätte, ist es auch für hier besser so.
Dadurch das ich hier von einer Belegärztin operiert wurde und diese auch die Visite übernommen hatte, kann ich zu den Ärzten hier gar nicht viel sagen, aber soviel ich mitbekommen habe(Bettnachbarin), war es mit der hiesigen Visite nicht viel anders.
Es gab eigentlich nur 2 Dinge, die schief liefen. Wie schon vermutet, ging die Essenbestellung bei mir sprichwörtlich voll in die Hose. Da hätte man bei der Anmeldung auf Station mehr drauf schauen können.
So überfordert, wie ich mit dem Papier schon war. Zumindest hätte ich vielleicht noch das ein oder andere anders bestellen können. So konnte ich abends eine normale Brotzeit auf Grund meiner Laktoseintoleranz und meines Cholesterins nicht riskieren und vom Angebot her war eh nichts von dem dabei, was ich esse. So habe ich für jeden Abend Salat bestellt. Ich bin es seit geraumer Zeit gewohnt, abends ein wenig Rohkost zum Abendbrot zu essen. So habe ich es dann auch mit dem Salatteller gehandhabt. Die Karottenstreifen und die Paprika habe ich mir schmecken lassen. Die Scheibe Brot auch. Der Rest blieb liegen.
Aber naja, hier kann ich eh nicht erwarten, das ich das Essen bekomme, das ich gewohnt bin und da ich einer derer bin, die dann lieber gar nichts essen….
ich denke, selbst wenn sie an dem Punkt mehr auf mich eingegangen wären, hätten sie, im Sinne der Massenabfertigung, sowieso nicht viel ändern können. Krankenhauskantinen hatten daher bei mir von vornherein schon immer einen sehr schlechten Stand.
Das zweite was schief lief war die Schmerzmedikamentation am ersten Tag postoperativ. Wenn ich gefragt werde, ob ich Schmerzen habe, sage ich ja. Oder, ja, ich habe Schmerzen. Ich jammere halt nicht oder bettle um Medikamente.
Dadurch wurde es vielleicht an dem Tag gleich dreimal nicht ersten genommen. Als Antwort bekam ich nur, „jaja, das wird schon“ Hm.
Vermutlich hätte ich noch irgendwie aufbauschen müssen oder ganz klar sagen, das ich jetzt Schmerzmittel will.
So lag ich halt nachts mehrere Stunden wach, weil ich vor lauter Schmerzen nicht schlafen konnte, bis dann die Nachtschwester kam und diese jedoch sofort reagierte, als ich darauf hinwies, das ich nicht schlafen kann, weil…
Seither reagieren sie bei mir aber auch schon bei „ja, ich habe Schmerzen“.
Ich bin dann dennoch aufgestanden. Ich konnte einfach nicht mehr liegen und wollte ein wenig herumlaufen. Ganz meinem Naturell entsprechend, habe ich natürlich nicht gefragt, ob und wie man eventuell wieder reinkommt. In der Regel funktionieren ja auch diese Pforteklingeln, die ich beim Reingehen schon registriert hatte.
Zumindest bis man feststellt, das die Pforte nachts gar nicht besetzt ist und man daher da auch klingeln kann soviel man will. Rühren tut sich da nix.
Der Hoffnung hingebend, dass sie doch irgendwann merken müssten, das ich recht lange weg war (immerhin 2 Stunden) lief ich auch nicht allzu weit weg und frisch operiert, war mir der Gedanke an sehr ausgedehnten Spaziergängen nachts allein auf dem Gelände, auch nicht ganz geheuer.
So konnte ich dann beobachten, wie jemand gegen 5 Uhr morgens die Pforte passierte und so hatte mich die Station dann auch wieder.
Vielleicht hätte man als Hinweis auf dem Schild an der Tür nicht nur für ambulante Patienten hinschreiben sollen, dass man eine bestimmte Telefonnummer anrufen soll, mit dem Telefon das neben der Tür auf einem Tischchen stand, sondern das dies auch für die stationären gilt.
Insgesamt überwiegt der positive Eindruck und so kann ich das Krankenhaus eigentlich nur loben. Sie haben mich und meine Diagnose ernst genommen und, wenn auch mit holpernden Anfang sehr schnell entsprechend umgesetzt.
Auch meine Bettnachbarin war eine angenehme Person, die mich nicht pausenlos zuplapperte.
Dennoch bin ich langsam an dem Punkt, an dem ich nicht mehr mag und der Gedanke nach Hause zu wollen, wird immer präsenter. Die Geräusche, die anfangs noch nicht allzu störend waren, werden immer präsenter und die Hitze macht hier ihr Übriges.
Morgen kann ich wieder gehen und bis dahin zähle ich die Stunden und insgesamt werde ich wohl auch immer auffälliger, da mir einfach die Kraft ausgeht.
Trotz der überraschenden Wendung und der positiven Strukturiertheit ist es vor allem ein Krankenhaus.
Eine mir fremde Umgebung, in dem meine Abläufe nicht durchführbar sind und viele Dinge unvorhersehbar. Selbst wenn vorab angekündigt, doch ein Eingriff in meinem Sicherheitsbereich.
Auch durch die ruhige Gegend ein Ort voller undefinierbarer Geräusche, die mich stetig beschäftigen.
Lange halte ich solche Dinge nicht durch. Stimmen die Rahmenbedingungen so gar nicht, geht es nur umso schneller.
Daheim beginnt dann wohl erst die wirkliche Genesung. Da, wo ich alles so habe, wie ich es wirklich brauche.
Vor allem sollte ich jetzt aber auch hier das Schreiben lassen. Es ist anstrengend, nur im Stehen und mit vielen kleinen Pausen.