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~ Ich bin Asperger Autistin und hier sollen meine Gedanken Platz finden.

innerwelt

Monatsarchiv: Juni 2013

Bin ich unsichtbar?

29 Samstag Jun 2013

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 27 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Hochfunktionaler Autist

Das tut weh,

ich dachte die Zeiten von Mobbing und Ausgrenzung in dem Maße habe ich seit meiner Ausbildungszeit hinter mir gelassen. Weit gefehlt.
Das ich mehr am Rande stehe bei Veranstaltungen, sie eher wenn möglich meide oder mich nicht allzuviel an den Gesprächen beteilige, das mal außen vor. Das ist Realität. Ich habe eh das Talent dazu unsichtbar zu sein, was mir oft auch sehr recht ist.
So auch beim täglichen Abholritual vorm Kindergarten.
Aber sowas wie heute habe ich schon lange nicht mehr erlebt und ich fühlte mich glatt in meine Schulzeit zurückversetzt.

Heute war Kindifest. Im Gemeindesaal wurde das Fest abgehalten und in den Kindergartenräumen gebastelt zwischen den Aufführungen.
Um 10 sollte es anfangen. Also rechtzeitig die Kinder in Bewegung setzen, damit wir pünktlich im Veranstaltungsraum sitzen.
Oben angekommen standen da 8 lange Tischreihen, jeweils 4 auf einer Seite und dazwischen ein Mittelgang. Bis zu diesem Zeitpunkt stand meine Freundin noch neben mir. Wir steuerten also auf den nächsten freien Tisch zu und setzen uns hin.
Ich nahm an, meine Freundin wird sich mit ihrer Familie dazu setzen. Die erste Verwirrung entstand bei mir und den Kindern, sie lief einfach weiter zu einer anderen Tischreihe.

Mit meiner Freundin hätte ich mich ganz gern unterhalten, aber sie hatte sich ja dann anders entschieden und dann war es eigentlich egal, wer sich noch zu uns setzten würde. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, das unsere Tischreihe komplett gemieden wird.
Die anderen scharrten und schoben sogar an den anderen Tischen, um noch an die anderen Tische zu passen. Alles ist wohl besser, als sich zu uns zu setzen.

Das ich als komisch betrachtet werde und das ich durch die Lautstärke im Saal vermutlich auch nicht gerade so ausgesehen habe, als das ich viel Notiz nahm von dem, was um mich herum geschah. OK. Aber das war schon sehr auffällig. Selbst für mich.
Ich hätte es ja verstanden, wenn unser Tisch ungünstig gestanden wäre, aber er stand mitten drin. Neben uns, hinter uns und vor uns waren alle Reihen voll besetzt.
Nur Tisch 3 rechts, der war leer. Platz für 14 Personen. Das war unserer. Wir saßen dort zu dritt.
„Cool“, schrieb ich einem Freund“, „ein ganzer Tisch ganz für uns allein“ dahinter den Vermerk (Ironie off).

Ich verstehe nicht, was denn nun schon wieder falsch gelaufen ist.
Es geht noch nichtmal nur um mich. Ich brauche das nicht und meide es eher. Mir war es eh zu laut da drin. Meine Kinder waren die hauptleidtragenden. Meine Tochter schwer verunsichert. Sie ließ sich kaum noch dazu bewegen bei der Aufführung mitzumachen.

Zwischendurch, fällt ja auf das wir gemieden wurden, erbarmt sich eine Elternvertretung zu mir. „Ob es nicht schön gemütlich beisammen in der Runde wäre“. Hab ich was verpasst? Welche Runde. „Ich solle mir doch was zu essen holen“ dann könne man gemütlich zusammensitzen“ äh, ja und vor allem verstehe ich nicht, warum sie mir dabei fortwährend den Rücken tätscheln muss. Ich hole uns also was zu essen. Als ich zurückkomme, war sie wieder weg. Zum Glück, kein tätscheln mehr. Ich wäre sonst irgendwann ausgerastet.

Nach der zweiten Runde essen holen für die Kinder wurde ich darauf angesprochen, wie schön brav meine Kinder sitzen bleiben würden zum Essen. Ihre würden nur herumspringen und mit den anderen spielen.

Ja, was bleibt denn ihnen übrig, hätte ich am liebsten gefragt. Aber ich hatte keine Lust mehr mich zu unterhalten. Über was auch immer und schon gar nicht darüber. Sowas kann ja nur falsch verstanden werden.

Zugfahrt

Als wir fertig mit dem Essen waren ging es ans basteln und auch da redete bis auf die Kindergartenbetreuerinnen keiner ein Wort mit uns. Also versuche ich die Bastelstationen mit den Kindern so schnell wie möglich abzuarbeiten. Sie wollten beide eine Kette haben und die Fische mussten auch noch gemalt werden.

Als die Kindergartenbetreuer die Bastelstände dicht machen, packe ich auch die Kinder ein.
Wozu sollen wir länger bleiben.
An der Garderobe spricht mich die Kindergartenleitung an. Mist, ich hatte gehofft, da einfach verschwinden zu können.

„Wollen sie wirklich schon gehen? Schade, sind sie sich sicher?“
Ich schaue sie nur an „Ja“

„Das muss ihnen doch furchtbar wehtun…“

22 Samstag Jun 2013

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 6 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Hochfunktionaler Autist, Körperempfinden, Schmerzen

Tut es nicht und höre es doch immer wieder. In anderen Bereichen bin ich dafür überempfindlich.
Momentan steuere ich auf eine OP zu, da sich nur herausgestellt hatte, das dieses Druckgefühl und das komische ziehen (Richtung Ohr?) selbst nach einer Wurzelbehandlung mit gefolgter Wurzelresektion immer noch da ist. Also nochmals geröntgt. Da ist eine Zyste im Unterkiefer, die nun entfernt werden sollte.
Ich war vorab 1 Jahr mit einem gebrochenem Zahn herumgelaufen. Geschmerzt hatte es nicht.
Solche Sachen passieren mir häufig. Wenn ich mal zum Arzt gehe, dann meist, weil irgendwas anders ist als sonst. Aber so richtig schmerzhaft eigentlich nicht.
Meist verspüre ich nur ein Druckgefühl bei z.B. entzündlichen Prozessen.

Noch problematischer ist es, einen Arzt dazu zu bringen einen zu untersuchen, wenn man es erstens gar nicht genau sagen kann und zweitens nicht leidend genug aussieht.

Ich habe auch oft das Problem, das ich, wenn ich dann mal beim Arzt bin, den Schmerz sozusagen vergesse oder manchmal sogar weg ist. Wenn ich dann gefragt werde, ob es irgendwo wehtut, antworte ich meist wahrheitsgemäß „nein“.
Bin ich dann zu Hause und wieder in meiner gewohnten Umgebung, dann sind die Schmerzen oder Symptome wieder da.

Oder ich benenne meist nur akute Dinge und vergesse, was drumherum noch ansteht.
Ich gehe insgesamt nicht gern zum Arzt. Allein schon den Termin auszumachen ist mir meist zuviel. Die meisten Ärzte akzeptieren keine Emails. Dann ist es oft recht stressig in den Warteräumen. Oft versuche ich sie zu vermeiden. Bleibe im Gang stehen. Aber das mögen die Arzthelferinnen nicht.

Zum Zahnarzt gehe ich nicht gern. Die Behandlungszimmer stehen voll mit diesem Neonlicht. Manche flackern. Davon bekomme ich nach kurzer Zeit extreme Kopfschmerzen. Dann scheint mein Kopf im Takt des Lichts zu pulsieren.
Ich bin mir nichtmal sicher, ob der Zahnarzt dieses Flackern wahrnimmt.
Bei einer Nachuntersuchung bin ich deswegen fast zusammengebrochen und ich war dennoch unfähig den Raum zu verlassen. Es hieß ja, ich soll da auf den Arzt warten. Als er dann kam, sah er nur das ich zusammengekrümmt dasaß, unfähig die Augen zu öffnen. Er zog mich so schnell es ging aus dem Raum. Viel mehr habe ich gar nicht mehr mitbekommen.

Außerdem zeige ich selten meine Gefühle nach außen. Man sieht mir eben das Krank sein oder die Schmerzen nicht umbedingt an. Man sieht keinen Leidensdruck. Das höre ich oft.

„Es kann ja nicht so schlimm sein“.

Manchmal muss ich wissentlich übertreiben, damit man mir glaubt. Das Problem ist, das ich manchmal noch nichtmal genau benennen kann wo der Schmerz eigentlich herkommt.

Erst seit ich mich mit Autismus beschäftige, habe ich erfahren, das es vielen Autisten so geht und ich behelfe mir nun damit, das ich wenn ich einen Schmerz oder Symptome verspüre oder etwas entdecke was nicht so sein soll, auf einen Zettel schreibe.
Das löste anfangs Gelächter bei den Ärzten aus, aber inzwischen funktioniert das ganz gut.
Meine Hausärztin und mein Zahnarzt wissen mittlerweile von meiner Diagnose. Wir haben nun ausgemacht, das ich regelmäßig vorstellig werde, um mich mal durchchecken zu lassen. Auch wenn ich keine Symptomatiken oder Schmerzen aufweise. Einfach um sicher zu gehen, das nichts übersehen wird.

Anders ist es bei Bauch, Kopf oder Rückenschmerzen. Die fühle ich überdeutlich. Die würde ich zu gerne ausblenden.
Momentan sind meine Rückenschmerzen wieder sehr stark. Ich konnte gestern kaum Auto fahren. Aufstehen wird immer beschwerlicher.
Das endet vermutlich wieder irgendwann im Krankenhaus oder geht irgendwann einfach wieder weg. Wie so oft.
Der Orthopäde ist meist etwas ungehalten, wenn ich komme. Auf die Frage, wo es denn genau wehtut, kann ich nur antworten, der ganze Rücken. Daher gehe ich meist schon gar nicht mehr hin.
Ganz zu schweigen davon, dass ich die verordneten Massagen nicht so gerne mag.

Ich habe nie herausgefunden, woran es liegt, das ich manche Schmerzen spüre und manche nicht. Einerseits tut mir oft schon die Kleidung auf der Haut weh, gehe aber mit einer Angina erst zum Arzt, wenn ich schon begonnen habe Blut zu husten.

Mein Schmerz- und Körperempfinden ist anders.

Das betrifft nicht nur Schmerzen, sondern auch wie ich mich und meinen Körper sehe. Ich mag bis heute keine Fotos von mir ansehen. Für mich ist das eine fremde Frau. Das mag vielleicht daran liegen, das ich mich ganz anders sehe. Ich sehe nur gewisse Details, weniger das ganze im Spiegel. Da ich mich auf diese ja dann auch konzentriere. Wenn ich die Haare kämme, betrachte ich eben diese etc.
Fotos wiederum betrachte ich genauer.

Allerdings ist mir schon mal was auf einer Reha passiert, was im Nachhinein betrachtet sicher lustig war. In dem Moment hatte es mir einen gehörigen Schrecken eingejagt.
Die hatte auf der Reha einen großen bodentiefen Spiegel, den ich nicht gleich als solchen registriert hatte. Ich sah dort einen Menschen, der mir bedrohlich nah aufschloss und ich war ein Moment wie gelähmt, weil ich mich fragte, was diese Person eigentlich von mir will.
Ich lief schneller, und noch während ich am überlegen war, was diese Person denn von mir wollte, endete der Spiegel und verschwunden war die Person.
Nach anfänglicher Verwirrung erkannte ich erst da, dass diese fremde Person mein Spiegelbild gewesen ist.

Auch das ich Dinge oft umstoße, ständig meine Zehen anhaue oder an Türrahmen knalle, hat denke ich mit meinem Körperempfinden zu tun.

Genauso, dass ich leichte Berührungen als schmerzhaft empfinde, starken Druck dafür recht gerne mag. Manchmal kann das sogar beruhigend wirken.

Gestern bekam ich ein Buch ausgeliehen, wo eben auch dieses veränderte Körper- und Schmerzempfinden kurz thematisiert wurde. Dort stand auch die Empfehlung, es doch mal mit einer sensomotorischen Therapie zu versuchen.
Das erinnerte mich daran, dass genau diese Therapieform auch mal meinem Sohn empfohlen wurde und im Zuge dessen, das mir der Ergotherapeut erklären wollte, wie mein Sohn empfindet, dem Therapeuten das erste Mal bei mir aufgefallen war, das ich genauso wie mein Sohn empfinde, was leichte Berührungen betrifft.
Sie sind für mich sehr unangenehm, je nach Tagesform sogar schmerzhaft.
Da stellt sich mir die Frage, ob es auch für Erwachsene eine solche Therapie gibt und ob sie wirklich was nützt.

Am Montag soll ich in der Zahnarztpraxis anrufen. Ich soll ihnen sagen, ob ich noch Schmerzen habe. Wenn ja, dann wird operiert.
Das Problem ist, die Zyste sitzt genau entlang eines Nervenstranges und an dieser Stelle operieren sie wohl nicht so gern, da es zu Nervenschäden kommen kann.

Ich habe nach wie vor ein Drückgefühl und ein Ziehen. Das hat sich nicht geändert.
Aber Schmerzen habe ich nicht.
Wenn sie mich fragt, ob ich Schmerzen habe. Was sage ich dann?
Sage ich ja, dann wird operiert, obwohl es vielleicht nicht notwendig ist.
Wenn ich Nein sage, dann operieren sie nicht und eventuell ist das ein Fehler.
Vielleicht sage ich einfach, wie es ist. Es ist unverändert.

Denn eigentlich sollte es mir ja wehtun, tut es aber nicht.

P.S.: Eine Bekannte gab mir mal einen Link zu einem Flyer. Er erklärt im Groben, wie man Autisten in Situationen beim Arzt helfen kann. Den möchte ich euch nicht vorenthalten.

Autismus „bleaching“ oder wo hat Wahnsinn noch seine Grenzen?

12 Mittwoch Jun 2013

Posted by maedel in Meine Gedanken über Autismus

≈ 28 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Bleichmittel, Heilung, Hochfunktionaler Autist, MMS

Ich bin fassungslos. Wo hat der „Wahnsinn“ noch seine Grenze.
Immer wieder lese ich von neuen Methoden, Therapien, Medikamenten, die Autismus heilen sollen. Neue Studien, mit immer wahnwitzigeren Ideen und Vermutungen, woher Autismus stammen soll und wie es „erfolgreich“ therapiert werden kann.
Ich halte nicht sehr viel von dieser „Sucherei“ und manche Therapieformen sind schon sehr bedenklich.

Immer wieder kommen ahnungslose auf mich zu, zeigen mir einen neuen Artikel „Wäre das nichts für dich?“ Mit Nichten.

Es gibt tatsächlich Menschen die glauben diesen Schwachsinn. Es gibt auch Eltern von autistischen Kindern, die tatsächlich all ihre Hoffnungen da rein stecken.
Ich reagiere inzwischen allergisch über manche Debatte über Darmsanierungen und Diäten, die Autismus „heilen“ oder „lindern“ sollen.
Da sollen Mütter in der einen Woche in jungen Jahren missbraucht worden sein und dies dann genetisch in Form von Autismus an ihre Kinder weitergegeben haben.
In der nächsten Woche sind es Antidepressiva in der Schwangerschaft oder Impfungen, die autistische Kinder begünstigen. Therapieformen wie ABA (welch Zufall, auch aus Amerika) soll autistischen Kindern richtiges Verhalten lehren. Ich würde eher sagen sie brechen, um sie dann zu dem zu formen, was manche als gesellschaftsfähig ansehen.
Jetzt geht man sogar noch einen Schritt weiter. Jetzt sollen Bakterien im Darm, die angeblich Autismus auslösen, nicht nur per Diät bekämpft werden.
Nein, jetzt werden sie weggeätzt.

MMS ist der neueste „Heilversuch“ gegen Autismus. Es enthält als Wirkstoff Chlordioxid, das als industrielles Bleichmittel zur Desinfektion verwendet wird.
Der Erfinder „Bischof Humble“, der in Amerika eine Kirche gegründet hat, bewirbt es als Wundermittel gegen jede beliebige Krankheit.
Nach Meinung einer Mutter die MMS anwendet (Kerri Rivera), wird Autismus durch Viren, Bakterien, Schwermetalle (die logischerweise vor allem in Impfungen enthalten sind), Parasiten, Pilzen, Entzündungen und Nahrungsmittelallergien verursacht und MMS kann all diese „üblen Stoffe“ neutralisieren.
Autistische Kinder gelten hier als schwierig zu behandeln und die Fortschritte sind nach ihren Angaben nicht sehr groß.
Naja, Fortschritte sicher. Aber eher bei der Frage „wie wird man autistische Kinder los“

Ich bezweifle sehr stark eine Wirksamkeit des Mittels, außer das es durch eine stetige Vergiftung (wenn auch in kleine Mengen) zu Schäden an einem Kind führen kann. Umso mehr dies auch an kleinen Kindern und Babys angewendet wird.

Es gibt diverse Studien, viele Ansätze zu Autismus. Forschungen weisen auf eine genetische Ursache hin. Zudem wird vermutet, dass nicht nur die Gene mit verantwortlich sind, sondern eben auch das Zusammenwirken verschiedener Faktoren. Und genau diese Aussage lässt viel Raum für viele Ideen. Aber doch nicht ohne jeden Menschenverstand.

Eine höhere Wahrscheinlichkeit für weitere Fälle von Autismus in der Familie, wenn diese vorbelastet sind als bei nicht belasteten Familien, sprechen für eine genetische Komponente.
Immer mehr zeigt sich, dass gewisse soziale Eigenschaften und verschiedene Verhaltensweisen genetische Grundlagen haben.
Selbst wenn manche Bereiche durch diverse Behandlungen verbessert werden. Ich streite z.B. nicht ab, das manche Präparate sehr wohl die Konzentrationsfähigkeit steigern u.s.w., aber das macht doch den Autismus nicht weg.

Die genetische Komponente wird bei vielen Ansätzen vollkommen außer Acht gelassen. Ist das wirklich wissenschaftlich und rechtfertig der Wunsch nach Heilung jeden Preis? Auch die Gesundheit des Kindes?

Autismus ist nach meiner Meinung nicht trennbar von der Persönlichkeit des Menschen. Es ist eine andere Art zu denken. Das Gehirn funktioniert in manchen Bereichen anders. Wir kommunizieren anders. Nehmen anders wahr.
Wie soll das durch solche Heilmethoden wegtherapiert werden. Das ist unlogisch. Und warum auch. Ich will doch nur ich sein können.

Das lässt mich dann wieder fragen, was Eltern dazu bringen kann, eine Heilung so sehr zu wollen, dass der gesunde Menschenverstand aussetzt.

Ein Einsatz von Bleichmitteln an Kindern halte ich eher für grobe Körperverletzung als für ein wirksames Mittel.

Allein die Vorstellung Bleichmittel oral oder rektal einzuführen, egal wie verdünnt, als Heilmittel gegen Autismus… Das ist WAHNSINN!

Alexander (Quergedachtes) hat recht in seinem Artikel„wie verzweifelt müssen Eltern sein“

P.S.: wer genaueres über das Vorgehen und Nebenwirkungen von MMS wissen möchte, sollte diesen Artikel lesen: „Wie man autistische Kinder mit MMS-Einläufen foltert“

Wieviel an Anpassung ist denn noch nötig,

06 Donnerstag Jun 2013

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 19 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Hochfunktionaler Autist

ich komme auf dieses Thema, weil sich momentan die Diskussion um verschiedene Therapieformen und speziell um ABA derzeit sehr häufen und ich auch an solch einer Diskussion beteiligt war.
Ich schreibe hier meine persönliche Meinung. Das möchte ich an der Stelle erwähnen, es kann in diesem Falle keine Allgemeingültigkeit haben.

ABA (Applied Behavior Analysis bzw. Angewandte Verhaltensanalyse) ist eine Therapieform zur Behandlung autistischer Störungen, die momentan immer mehr Anklang aber auch genauso viele Gegner hervorruft.

Der Grundsatz der Therapieform ist nichtmal durchweg schlecht. Nur die Umsetzung ist in manchen Bereichen mehr als fragwürdig.
So arbeitet das Programm nach dem Belohnungsprinzip oder ABA-spezifisch ausgedrückt mit Verstärkern, was sicher viele Eltern anwenden oder in einer Form erzieherisch umsetzten.
So kennt jeder mal die Situation, wenn es darum geht, etwas Unangenehmes für das Kind einzufordern, weil es eben nicht anders geht, das man dafür eine Belohnung verspricht.
Beispielsweise eine Impfung, die ansteht oder eine Blutabnahme. Diese ist unangenehm. Das wissen beide Seiten.
Mein Sohn darf sich danach meist was Süßes raussuchen, einfach weil er so tapfer war und das mitgemacht hat. Tapfer heißt für mich dann nicht, dass er keinen Mucks von sich geben darf.
Schreien, fluchen, weinen, Angst haben etc. ist alles erlaubt. Nur ruhig soll er halten, damit er dabei nicht verletzt wird.
Hier sollte man sich immer fragen, was ist notwendig und was nicht.
Was MUSS wirklich sein.

Was ich in den letzten Tagen durch eine entbrannte Diskussion über dieses Thema gesehen und gelesen habe, geht mir doch entschieden zu weit.
So wird das Kind nicht nur mit seinem Verstärker belohnt. Es wird dem Kind auch weggenommen, wenn es sich nicht so verhält, wie es von ihm gewünscht ist.
Teilweise für Dinge, die sich absolut meinem Verständnis entziehen.
Ich frage mich wirklich, wo der Sinn hinter der Übung steht, wenn dem Kind das Lieblingsspielzeug in Sichtweite platziert wird, es damit aber nur spielen darf, wenn es einen Schluck Wasser trinkt. Außer vielleicht, um dem Kind zu beizubringen, das es sich dem Willen der erwachsenen Person zu unterwerfen hat.
Außerdem wird teilweise stundenlang mit dem Kind trainiert. Dieses „Training“ auch zu Hause stetig fortgeführt.

Noch fragwürdiger wird es, wenn von dem Kind Blickkontakt und/oder Körperkontakt erzwungen wird. Etwas, was vielen Autisten sehr unangenehm ist.
Das sieht man auch deutlich, wenn man sich entsprechende Videos im Netz anschaut zu diesem Thema.
Diese Videos haben alle eigentlich eines gemeinsam. Man kann schön den Zeitpunkt sehen, an dem der Willen des Kindes gebrochen wird. Teilweise hört man sogar deutlich Lautierungen, wie man sie von gequälten Tieren kennt.

Allein schon die Tatsache, dass meistens die Abfolge viel zu schnell geht, so das sie gar nicht begreifen können was man da eigentlich von ihnen will, so wird den autistischen Kindern gar nicht erklärt warum sie das machen sollen, sondern sie sollen einfach tun, was von ihnen verlangt wird.
Dazu noch oftmals eben die Stressfaktoren Blickkontakt und erzwungener Körperkontakt.

Stellt euch doch mal Folgendes vor.
Nehmt irgendeine Person, die ihr meinetwegen nicht leiden könnt. Diese Person hat sich ein paar Tage nicht gewaschen und riecht demzufolge unangenehm. Die Person hat vielleicht noch Kleidung an, die mit Schlamm bedeckt ist oder mit irgendwas Fettigem oder Ekligem. Es sieht schon von Weitem unangenehm aus.
Jetzt stellt ihr euch vor, dass eure Lieblingsbeschäftigung, das Buch das ihr gerne haben wollt, das leckere Getränk oder dieses leckere Essen oder der Kuchen, irgendwas in der Art vor euch hingestellt wird und euch gesagt wird, dass ihr das nur haben dürft, wenn ihr euch zu dieser Person auf den Schoß setzt und euch in dessen Umarmung begebt. Ich möchte dann mal sehen, wie ihr reagiert.
Zusätzlich stellt euch dann noch vor ihr werdet von einer Autoritätsperson dazu gezwungen zu gehorchen, noch dazu einer Person, der ihr vertraut und das wiederholt…ich lass das mal so stehen.

Sicher, man könnte jetzt sagen, das sind dann doch die Eltern, das könne man nicht vergleichen. Aber man muss sich dann vor Augen halten, das vielen Autisten Blickkontakt und Körperkontakt unangenehm ist. Unter vertrauten Personen manchmal eher möglich, aber selbst da gibt es Tage, vor allem in Stresssituationen, wo es sich kaum ertragen lässt und teilweise ein Körperkontakt sogar körperliche Schmerzen bedeutet.
Ganz zu schweigen davon, dass man hier den Willen eines Kindes bricht.
Kein Kind sollte lernen, ob nun autistisch oder nicht, das es Körperkontakt zulassen muss, nur weil der Erwachsene oder die Autoritätsperson das so will.

Was mich in der Diskussion allerdings weit mehr gestört hat als die Vorgehensweise an sich schon, war die Einstellung mancher Personen, die diese Form der Therapie anwenden.
Da wird erwartet, das ihr Kind von Autismus „geheilt“ werden kann. Das ihre Kinder „normal“ werden, nicht mehr autistisch.
Wenn Sätze fallen wie „…wenn mein Kind das alles mal kann und dann sogar ohne Rückzugsverhalten… wäre das nicht ein TRAUM“ dann sieht man deutlich, wie wenig sie eigentlich verstanden haben.

Ich will nicht bezweifeln das ABA kleine Erfolge bringt und das sogar recht schnell.
Das „richtige“ Verhalten wird recht schnell antrainiert. Aber dadurch geht das Autistische nicht weg, geschweige denn hat das autistische Kind dann auch wirklich begriffen, um was es genau eigentlich geht. Es lernt so nur zu funktionieren. Sich anzupassen und das kostet immens Kraft.
Gerade das Rückzugsverhalten ist wichtig um Kraft zu tanken.
Auch lassen sich gewisse Eigenschaften nicht wegtrainieren, höchstens überspielen. Die Überreizung durch die Umgebung bleibt auch bestehen.

Auch ich wurde als Kind und Jugendliche stetig trainiert. Ich habe schnell gelernt zu funktionieren. Andernfalls gab es Sanktionen oder Prügel. Beschimpfungen und Drohungen.
Ich habe gelernt eine „Rolle“ zu spielen. Ich habe gelernt das ich falsch bin so wie ich nunmal bin und das ich nicht verstanden werde. Das ich so zu sein habe, wie mich andere wünschen.
Dies ist nicht gerade förderlich für eine gute Entwicklung des Selbstwertgefühls.
Umso mehr ich unter Stress war, umso mehr war es mir nicht möglich, mich anzupassen. Dazu kam, dass ich es oftmals gar nicht schaffte, den Erwartungen zu entsprechen. Egal, wie ich mich anstrengte. Denn gerade die Missverständnisse in der Kommunikation blieben bestehen.
Selbst jetzt im Erwachsenenalter werden oft Dinge und Verhaltensweisen von mir erwartet, die ich in dem Maße oder so wie es erwartet wird, nicht erfüllen kann.

Gerade dieser Erwartungsdruck ist mir neben manch anderer Dinge am stärksten in Erinnerung geblieben und ich reagiere heute noch allergisch auf Erwartungen, vor allem dann, wenn ich sie gar nicht erfüllen kann.
Ich werde manche Dinge nie ändern können. Ich konnte und kann sie überspielen (viele davon) aber nicht dauerhaft und es strengt an.
Viele Autisten leiden an Komorbiditäten wie Depressionen, Burn-out, Angststörungen etc.
Ich lebe auch stetig an meiner Belastungsgrenze und das war auch der Grund, warum ich vor 2 1/2 Jahren zusammenbrach und momentan vor einem Scherbenhaufen von Leben stehe. Ist es das Leben, das ihr euch für eure Kinder wünscht?

Autisten lernen von sich aus je nach ihren Möglichkeiten, um in einer neurotypischen Welt bestehen zu können. Erklärt ihnen viel. Vertraut doch euren autistischen Kindern, dass sie das können. Es dauert vielleicht länger und ist für Eltern anstrengender. Aber wenn sie es selber lernen dürfen und vor allem auch verstehen. Dann lernen sie das nach ihrem Maß einzustellen. Ihre Kraft einzuteilen. Es ist auch keine Schande für die Bereiche Hilfe anzunehmen, die sie eben nicht allein bewältigen können.

Überlegt euch auch genau, was ihr da den Autisten alles abverlangt.
Wir sollen kommunizieren wie die Nichtautisten (NA), reagieren wie die Nichtautisten, uns verhalten wie die Nichtautisten, am besten noch das Leben leben, das Nichtautisten für uns am besten ansehen. Vielleicht auch denken wie Nichtautisten?
Wir sind aber keine NA´s. Dennoch machen wir vieles davon, sogar freiwillig. Damit wir zurechtkommen. Aber wir brauchen auch Momente, wo wir sein können, wie wir sind und nicht wie man uns haben will.

DAS WÄRE EIN TRAUM

Ein Traum wäre, wenn Nichtautisten sich auch mal die Mühe machen zu kommunizieren wie wir, sich zu verhalten, wie wir es brauchen, uns leben lassen, wie es uns gut tut, und ab und an sich die Mühe machen zumindest zu erahnen, wie wir denken…es ist schon anstrengend genug!

Wäre das nicht eine wichtige Aufgabe für den Ort, der der sicherste sein soll für einen Menschen: Sein Elternhaus?

Ich weiß, das es zu diesem Thema viele unterschiedliche Meinungen gibt und gerade die Eltern, die erste Erfolge mit dieser Form der Therapie gemacht haben, wird es schwer sein umzustimmen.
Ja, Autisten müssen auch lernen, nach ihren Möglichkeiten in der Welt da draußen zurechtzukommen. Aber denkt darüber nach, ob es auch in allen Bereichen sein muss und ob vielleicht der Preis dafür nicht doch zu hoch ist.

"Autismus ist nichts Erstrebenswertes, nicht heilbar und es ist ein Leben, das mich jeden Tag aufs neue fordert, in einer Gesellschaft zu bestehen, die nicht autistengerecht ist. Es ist mein Leben und nicht nur eine Diagnose." (Zitat Mädel)
"ABA ist das Lernen von absolutem Gehorsam ohne das Hinterfragen der Autoritätsperson" (Zitat Mädel)

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