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~ Ich bin Asperger Autistin und hier sollen meine Gedanken Platz finden.

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Monatsarchiv: November 2014

Vermeintliche Heilung

25 Dienstag Nov 2014

Posted by maedel in Meine Gedanken über Autismus

≈ 14 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus heilen, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Impfung, Impfung und Autismus

Immer wieder lese ich von Heilung, von Methoden, die helfen sollen, die Autismus bekämpfen. Ich lese davon in Artikeln, diversen Foren, Gruppen oder auch hier in den Kommentaren.
Vor ein paar Tagen erst kommentierte jemand hier im Blog. Ich wollte ja erst direkt antworten aber ich habe mich anders entschieden und werde ihm einen eigenen Blog widmen.
Ehrlich gesagt, habe ich so langsam das Thema satt.
Ich werde den Kommentar auch freigeben und hier verlinken, sobald ich diesen Text fertig habe.

Das dieses Thema teilweise sehr kontrovers diskutiert wird, ist mir durchaus klar und ich habe mich daher meist bei dem Thema zurückgehalten, aber ich denke es ist an der Zeit klar auszudrücken, was ich denke und wie ich das sehe.
An dieser Stelle sei noch gesagt, das dies meine eigene Meinung widerspiegelt und ein Ergebnis ist aus Eigenbeobachtung und Eigenrecherche.

Autismus Heilen

Grundsätzlich sei gesagt, das Autismus nicht heilbar ist. Es lässt sich höchstens an manchen Stellen symptomatisch verbessern. Wobei verbessern das falsche Wort ist.
Autismus ist keine Krankheit. Es ist kein Schnupfen, den man mit der richtigen Ernährung, viel Ruhe und Nasenspray in den Griff bekommt.
Autismus ist eine andere Art der Wahrnehmung und Verarbeitung, eine andere Denkstruktur und vor allem ist Autismus angeboren.
Man erwirbt Autismus nicht, wie eine Krankheit. Man wird nicht Autist, man ist Autist.
Auch wenn sich oftmals Symptome erst später deutlich zeigen, und ich schreibe bewusst „deutlich“, so war es eigentlich von Anfang an da. Nur kann man anfangs alles mögliche hinein interpretieren.

Da ist das ständige schreien nach zu viel Reizen (z.B. nach Spaziergängen, Familienfeten, Besuch, Staubsaugen etc.) eher ein Ausdruck einer Kolik. Auch wenn es ein paar Monate länger geht als normal. Oder es ist gleich einfach ein Schreikind und warum, weiß dann keiner.
Das nicht wirklich kuscheln wollen, eher eigen. Das fehlende soziale Verständnis…nunja, „er ist halt noch so jung“. Irgendwo sind ja alle Kleinkinder Egoisten und das müssen sie halt lernen. Sie haben ja noch den Kleinkindbonus. Da sagt noch keiner was wirklich, oder andere versuchen Erziehungstips zu geben, wie man es verbessern kann.
Die Probleme beim Schlafen, hat wohl so manch Kind. Motorisch ist es nur etwas ungeschickt.
Für sich allein spielt eigentlich jedes Kleinkind und wer ist in dem Alter schon nicht fasziniert, wenn es funkelt oder sich dreht.

Vor allem beim ersten Kind entwickelt sich das Kind vermeintlich völlig nach normalen Maßstäben oder hinkt vielleicht nur ein wenig hinterher. Wo soll man das auch vergleichen.
Oftmals hört man Sprüche, wie „das ist halt ein Spätzünder“ und sollte die Sprachentwicklung nicht etwa beeinträchtigt sein, fällt es am Anfang recht wenig auf. Wobei selbst dann ist es „halt ein Junge, die brauchen da immer länger“.
Gerade ständige Mittelohrentzündungen werden gern als Begründung für so manches gesehen.

Die Ärzte und die Us (U-Untersuchungen) sind da wenig hilfreich, da ich damals weder von Autismus noch von „richtiger“ Kinderentwicklung wusste.
Ich wusste nicht, das sein Spielverhalten anders ist, warum sollte ich es dann auch erwähnen. Ich wurde aber auch nie gefragt.
Beide meiner Jungs sind durch sämtliche Raster in den Us gefallen und selbst bei verschiedenen Einrichtungen, da sie sich eher auf die offensichtlichen Dinge gestürzt hatten, wie z.B. die Sprachbehinderung.
Auf diese Weise fallen viele Kinder zwar rückblickend betrachtet auf, aber woher hätte man es wissen sollen?
Woher hätte man wissen sollen, das all diese und viele andere einzelnen Anzeichen, im Gesamtbild Autismus ergeben „können“.
Solange man nicht von sich aus zu recherchieren anfängt, und Ärzte, Therapeuten, Erzieher, Lehrer und viele andere meist ein völlig falsches Bild von Autismus haben, steht man oft alleine da. Ist es da verwunderlich, wenn man dann den vielen Begründungen Glauben schenkt?
Selbst ich als Erwachsene habe heute noch Momente, in denen mich die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht trifft:
„ach, das gehört auch zum Autismus?“

Bei frühkindlichen kann man es oftmals früher genauer benennen. Bei Aspergern meist erst zur Schulzeit.
Mein Großer ist Kanner Autist und bei ihm wurden erste Entwicklungsverzögerungen mit 8 Monaten bis 1 ½ Jahren so sichtbar, das man sie als solchen auch erkennen konnte.
Warum da, weil es der Zeitpunkt in der Entwicklung ist, wo die meisten greifbaren Sprünge gemacht werden.
Daher war es so gesehen auch nicht all zu verwunderlich, das so manch Eltern einen Zusammenhang zwischen dem ersten Auftreten von Anzeichen und den Impfungen sahen.
Das Kind beginnt zu sitzen, sich hochzuhangeln, zu laufen, zu essen und manche auch schon zu sprechen.
Es ist die Zeit, wo Kinder allein etwas erreichen können und demnach nicht mehr unbedingt auf die Hilfe ihrer Eltern angewiesen sind. Manche beobachten dann einen vermeintlich plötzlichen Rückzug vor Bezugspersonen.
Andere Autisten, wie mein Mittlerer entwickeln sich zunächst recht „normal“ bis eben auf ein paar Eigenarten und legen dann plötzlich einen Stillstand und in manchen Fällen auch Rückschritte hin.

Dann gibt es wiederum Autisten, gerade Asperger, die kaum auffallen, solange soziale Gefüge nicht so stark gefordert sind. Meist also erst im Kindergartenalter, sind aber dennoch oftmals unerkannt, da einfach das Fachwissen fehlt.
Dabei kann man nicht wirklich jemanden den Vorwurf dazu machen. Noch immer fehlen genug Fachkräfte und ein breites Basiswissen.

Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung und die fällt meist nunmal erst im Laufe einer Entwicklung auf, warum sie besteht ist jedoch angeboren.

Die Sache mit dem Impfschaden

Somit ist es auch nicht schwer zu verstehen, was ich von diesem sehr hartnäckigen Gerücht halte, dass Autismus durch Impfschäden hervorgerufen wird.

Fangen wir aber von vorne an.

Impfgegner gibt es schon so lange wie es Impfungen gibt. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht so sehr auf das Für und Wider eingehen und auch nicht auf all die Theorien, die mittlerweile kursieren.
An dieser Stelle soll auch gesagt sein, dass ich keinerlei Kommentare dazu in diesem Blog durchlassen werde. Dieses Thema hat unzählige eigene Plattformen und da soll es auch bleiben.

Mir geht es eh nur um die eine Theorie, die erst mit der Studie, die Andrew Wakefield 1998 in dem renommierten Fachblatt „The Lancet“ veröffentlichte, so richtig entbrannte.

Hergeleitet aus der Tatsache, das gerade frühkindlich autistische Kinder erste klinische Auffälligkeiten um den Zeitraum von 8 Monaten bis 1,5 Jahren aufweisen. Diese zwar oftmals als Veränderung wahrgenommen, aber meist erst später als Autismus diagnostiziert werden, verfolgte er, gemeinsam mit einer Mutter eines autistischen Kindes, die Theorie, dass Autismus durch die Impfung entstanden wäre, da dieser Zeitraum sich mit dem deckt, in dem die MMR-Impfung verabreicht wird.
Bei der Untersuchung an 12 autistischen Kindern, wurden bei 8 Kindern im Darm betreffende Symptome, welche gemäß Wakefield zu Entwicklungsverzögerungen führen, festgestellt, was dieser später als autistische Enterocolitis bezeichnete.
Der kausale Zusammenhang zwischen Autismus und dem MMR-Impfstoff wurde jedoch NIE erreicht. Auch nicht in dieser Studie.

Durch die Veröffentlichung entbrannte eine Diskussion seinesgleichen, die bis heute anhält.
Dabei werden sämtlich folgende klinische Studien zur Genetik bei Autismus vollständig außer Acht gelassen, genauso wie die unzähligen Studien danach, die eindeutig eine Beteiligung von Impfungen an Autismus widerlegten.
Vor allem aber wird auch die Tatsache völlig ignoriert, das 6 Jahre später ein Journalist aufdeckte, das Wakefield zum „Zeitpunkt der Veröffentlichung“ 55000 Dollar von Anwälten erhielt, die eine Verbindung zwischen Autismus und dem MMR-Impfstoff suchten.
Im Zuge dessen geriet der Verfasser der Studie zusätzlich unter Verdacht der Datenfälschung, die verschiedene Gutachter als glaubwürdig hielten.
2004 zog die Fachzeitschrift The Lancet die Veröffentlichung zurück und letztendlich musste sich Wakefield vor der britischen Ärztekammer rechtfertigen, die ihm dann 2010 die Zulassung entzog.

Dennoch kam das Dementi zu spät. Der Schaden war schon angerichtet.

Und so werden heute noch Kinder gar nicht erst geimpft und wenn, dann werden häufig sehr fragwürdige Methoden angewendet um diese Schadstoffe aus dem Körper herauszuleiten.
Sei es nun durch Homöopathie, irgendwelchen Hokuspokus oder eben auch durch MMS.
Die Leidtragenden sind eindeutig die autistischen Kinder und ich kann nur hoffen, das es Wakefield leid tut, was er da angerichtet hat.

Denn nach wie vor ranken sich die Theorien um den Autismus durch Impfschaden und es werden immer mehr und neue Vermutungen aufgestellt, vor allem in esoterischen Kreisen.
Viele Argumente, die rein logisch gesehen derart hirnrissig sind, das man sich teilweise nur noch an den Kopf fassen möchte.
So wird beispielsweise der Anstieg von Autismus, der steigenden Zahl von Impfungen gegenüber früher geschuldet und nicht dem wachsenden Bekanntheitsgrad von Autismus selber.
Das viele aus meiner Generation gar nicht geimpft sind, und heute als Autisten diagnostiziert werden, nun, dann wären es halt nicht die Impfungen, sondern das Amalgam bei der Mutter.
Naja, ich bin nicht geimpft und meine Eltern hatten kein Amalgam im Mund. Außerdem bin ich in einem idyllischen Vorort aufgewachsen, in dem die Schadstoffbelastung verhältnismäßig gering war, und ich bin autistisch.

Oft wird im Zusammenhang mit der Ausleitung von Impfstoffen auch von diversen Diäten berichtet, das der Autismus geheilt sei, oder sich wesentlich verbessert hätte.
Gerade bei MMS wird neben dem Impfschaden vermutet, das Autisten bestimmte Würmer und Parasiten in sich haben und diese mittels MMS und spezieller Diät per Protokoll weggeätzt werden soll. Ich hatte schon an anderer Stelle darüber berichtet.
Was die da teilweise ihren Kindern zumuten grenzt an massiver Körperverletzung.

Die Sache mit der Diät

Ich will gar nicht bestreiten, das manchmal eine Ernährungsumstellung helfen kann. So ist auch allgemein bekannt, das z.B. ein Cocktail aus Omega3 Fettsäuren und bestimmten Mineralien die Konzentration bei AD(H)Slern ein klein wenig verbessern kann.
Generell kann man sagen, das jedem Menschen ein solcher Cocktail gut tun würde, es wird nur teuer als ADHS Alternativmittel zu den Chemiekeulen verkauft.
Allerdings nimmt es nur die Spitze und ist meines Erachtens mit Ritalin und co kaum zu vergleichen.
Wo man allerdings meines Erachtens wesentlich zu weit geht, sind solche Diäten, die wichtige Bestandteile der Ernährung weglassen, die diese zu einer normalen Entwicklung und einem gesunden Wachstum brauchen.
Nicht ohne Grund werden bei Kindern solche Diäten nur bei Indikation, also wirklich nur bei vorliegenden Allergien und Unverträglichkeiten, durchgeführt und viele davon nur unter ärztlicher Aufsicht. Teilweise sogar im Krankenhaus.
Ich finde es gefährlich, sowas in Eigenregie daheim durchzuführen und noch dazu bei autistischen Kindern, die oft eh ein eingeschränktes Essverhalten haben oder bei denen man die Wirkung gar nicht richtig abschätzen kann.
Aber ich schweife ab.

Ich habe also nie behauptet, das es nicht durchaus hilfreich sein kann, sich oder sein Kind gesund zu ernähren.
So fördert das eine die Konzentration, macht wacher und aufmerksamer, fördert die Verdauung, und damit das allgemeine Wohlbefinden.
Warum sollte das auch nicht bei Autisten funktionieren. Eben genauso, wie bei anderen Menschen auch?
Aber es macht den Autismus nicht weg.

Autismus heilen?

Um wieder auf den Grund meines Artikels zurückzukommen, könnte der Kommentator vielleicht noch meinen, das er ja „nur“ ungefährliches wie beispielsweise Homöopathie benutzt.
Nebenbei gesagt, ist selbst Homöopathie nicht ohne.
Viel mehr als der Wunsch zu helfen an sich, erschreckt mich aber die Einstellung, das Autismus weg gehört, geheilt.

Ich kann irgendwo die Verzweiflung manch Eltern verstehen. Ich selber habe autistische Kinder und habe vermutlich ähnliche Fragen für deren Zukunft und deren Glück.

Aber ist das nicht allein meine Sorge und können die Kinder was dafür. Rechtfertigt es meinen Wunsch für die Kinder ein bestmögliches Leben zu ermöglichen, das ich Ihre Gesundheit auf lange Sicht gefährde?

Sollte man sich nicht lieber fragen, wie man sein Kind unterstützen kann, statt es verändern zu wollen.
Und überhaupt, für wen tut man das eigentlich?
Wirklich für das Kind?
Ist es vielleicht eher der Wunsch mancher Eltern sein Kind gesellschaftskonform zu machen. Damit es nicht mehr aneckt und ausgegrenzt wird unter dem Deckmantel, das man dem Kind doch sowas nicht antun möchte.
Ich verstehe euch durchaus, ihr meint es eigentlich nur gut und wollt es eurem Kind ersparen.
Aber ist das der richtige Weg?
Denn den meisten Autisten ist das gar nicht bewusst. Zumindest nicht in dem Alter.
Oder geht es eher darum, das man als Eltern nicht seinen Traum aufgeben möchte. Den Traum von einem glücklichen Kind, das zu einem selbständigen, beliebten und erfolgreichen Erwachsenen heranwächst und der mal selber glückliche Kinder haben kann.

Autisten lernen auch ohne das weiter, denn einige Entwicklungsschritte finden, wenn auch verzögert, doch irgendwann statt und das ganz ohne diese ganzen Mittelchen und Ernährungsumstellungen.
Nicht umsonst wird selbst in der Erwachsenendiagnostik ein ganz besonderes Augenmerk auf die Zeit um das 4te bis 5te Lebensjahr gelegt, da dort der Autismus meist am wenigsten „verfälscht“ durch Außeneinflüsse und Erlerntes ist.

Lässt man uns Autisten ein Stück weit so sein wie wir sind und erklärt uns die Welt da draußen, so dass wir vielleicht selber irgendwann die Notwendigkeit verstehen lernen, warum etwas so oder so verlangt oder erwartet wird, und ist dann das Umfeld idealerweise noch entsprechend autistengerecht, dann stehen alle Wege offen. Dann können wir selber entscheiden, wieviel Kraft man bereit ist aufzuwenden, um gewisse Dinge erreichen zu können.

Auch wenn es vielleicht mit Abstrichen ist, ist es ein lebenswertes Leben, denn ich habe dann gelernt Ich sein zu dürfen.

Das kann auch Leid sein, ein Leben lang anzunehmen, das man nicht gut, nicht genug oder falsch ist.

Ist das nicht das Ziel, das wir lieber für unsere Kinder wünschen sollten?
Das sie sein dürfen. Gut und akzeptiert, geliebt, so wie man ist.
Ist es nicht besser als gesellschaftskonform, gebrochen, gebeutelt und erschöpft vom Leben an sich zu sein.

_________________________________________________________________________

english version

Autismus als Modediagnose

05 Mittwoch Nov 2014

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 9 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Modediagnose

Ich beziehe mich hier auf meinen letzten Artikel.

Ich weiß, das der Verfasser nicht Autisten explizit anspricht…zumindest nicht durchweg und doch irgendwie schon. Zumindest spricht er gewisse Klischees an.
Was mich an dem Artikel stört, ist der Kontext an sich.
Dass es wohl Menschen gibt, die es hip oder en vogue finden, anders zu sein.
Dabei wirft er Nerds, Autisten, Piraten und andere Gruppierungen gleichermaßen in einen Topf.

Seit einiger Zeit kursieren Aussagen wie Autismus als Modediagnose, als erstrebenswert, nerdig…
Es ist der Gegenpool zu Aussagen wie, Autismus und Massenmörder, gemütskalte Menschen und dem Sex nicht fähig. Das sind extreme und hat beides mit der Wirklichkeit nicht zu tun.
Mitunter wurde auch die Validität angezweifelt und das sogar bestärkt durch eigene Reihen, die sich selbst als Autisten dadurch unglaubwürdig machen.
Seid ihr euch eigentlich der Tragweite solcher Aussagen bewusst?
Oder geht es hier um was ganz anderes?

Autismus als Modediagnose zu betiteln hat mitunter zur Folge, das ich mit meinen Schwierigkeiten nicht mehr ernst genommen werde. Oder meine Kinder, eure Kinder, ihr selber.

Wie kommt man darauf, das Autist sein hip ist. Nichts anderes war die Aussage von diesem Text.
Weil manche sich nicht diagnostizieren lassen?

Meint ihr die, die Kinder haben und eventuelle Konsequenzen durch Ämter fürchten?
Meint ihr die, die keine Diagnose erhalten, weil es einfach an Spezialisten mangelt.
Vielleicht auch die, die teilweise bis zu 2 Jahre auf eine Diagnose warten müssen, weil das Bewusstsein für Autismus wächst, öffentlicher wird.
Ist das nicht eine gute Entwicklung… immerhin hätte meinem Sohn so viel erspart werden können und wir wären heute nicht nur damit beschäftigt, die Scherben wieder zu kitten.

Oder meint ihr vielleicht diejenigen, die durch ein gutes Umfeld, hohe Kompensationsstrategien etc recht angepasst leben.
Ich verrate euch was…die haben im Grunde die gleichen Probleme und viele sind erst dann sie selbst, wenn sie durch ihre Haustüre ins sichere Heim kommen.
Vielleicht nicht gleich, aber dieses ewige Leben an der Belastungsgrenze, diese lebenslange Rolle, die man spielt…sie laugt aus.
Lass ihnen mal das Umfeld wegbrechen, lass einschneidend Veränderungen geschehen und alles kann plötzlich ganz anders aussehen.

Meint ihr vielleicht die?

Oder wen meint ihr mir leichtem Autismus, leichtem Asperger, denn den gibt es in meinen Augen nicht.
Vielleicht meint ihr die Politiker, die sich gegenseitig mit Autismus beschimpfen und eigentlich nur bestimmte, meist negative, Eigenschaften meinen.
Ich sag euch mal was, das sind keine Autisten.

Das ganze nimmt langsam ein Ausmaß an, gegen das es immer schwerer wird, anzukämpfen.

Was ist denn mit denen, die Hilfe im Alltag benötigen. So wie ich.
Oder was ist mit denen, die erst mit 10 eine Diagnose erhalten haben, so also nicht valide sind (? ) aber Kanner Autist, wie mein Sohn. Nur, weil sie durch sämtliche Raster gefallen sind.
Was ist mit den Autisten, die sich gut anpassen, aber immens viel Energie darauf verwenden, das alles zu kompensieren.

Seht ihr denn nicht, was ihr mit solchen Aussagen und Verallgemeinerungen verursacht?
Welche Konsequenzen das nach sich zieht?

Autismus en vogue

04 Dienstag Nov 2014

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 19 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Leo Fischer, Modediagnose Autismus

Heute las ich eine Diskussion wo es um einen Artikel von Leo Fischer ging, der am 1.11.14 erschien.
Ich bin es langsam müde, immer und immer wieder zu erklären. Geradezurücken, was Journalisten verbocken.
Irgendwie habe ich das Gefühl, ich komme aus dem Schreiben von Gegendarstellungen nicht mehr raus.
Ich habe lange überlegt, ob ich nun einen Artikel dazu verfassen soll. Einen, wo drin stehen würde, das Autismus eigentlich nichts mit Nerd sein zu tun hat.
Nicht jeder Nerd ist autistisch und nicht alle Autisten Nerds. Außerdem haften Nerds auch nur Vorurteile und Klischees an, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben.
Ich würde darüber schreiben, wie blödsinnig das ist, das gleichzusetzen.

Ich würde die Frage in den Raum stellen, was nun eigentlich die Piratenpartei mit dem ganzen zu tun hat und ich will gar nicht begreifen, wie ein Rudel Spinner, die dann zu Hyänen werden und daran zu Grunde gehen, in ein Bild eines Autisten passen soll.
Wohlgemerkt, das ist die Aussage vom Autor des Artikels und seine Art die Piratenpartei zu beschreiben.
Ich würde darauf hinweisen, das Autisten keine Inselbegabungen haben. Das sind Savants.
Irgendwie würfelt Herr Fischer so einiges durcheinander und raus kommt ein Einheitsbrei, der im Kontext Autisten recht schlecht dastehen lässt. Auch wenn er vielleicht nicht immer diese explizit gemeint hat.
Oder doch? Was oder wen meint er denn nun überhaupt mit Aussagen wie, „»leichtem Asperger«, »leichtem Autismus«“ und „Ihr seid keine Autisten, ihr seid einfach nur Arschlöcher“

Eigentlich müsste ich den ganzen Text Stück für Stück auseinander nehmen, da dieser nur so vor Falschaussagen, Vorurteilen, Verallgemeinerungen und ja, auch massiven Beleidigungen strotzt.

Ich bin dessen so müde.

Ich bin so müde, und ich bin es leid, immer häufiger zu lesen, dass Autismus eine Modediagnose sein soll. Ein Lebensumstand, der mittlerweile en vogue sein soll.
Autismus würde stellenweise verherrlicht, „gefeiert“ und sogar die Wirtschaft stelle immer mehr diese geliebten, etwas verschrobenen, sozial inkompetenten Außenseiter mit dem Schuß Schläue bevorzugt ein.

Nun, dann will ich euch mal was erzählen. Denn ich bin eine Asperger Autistin, eine von diesen Arschlöchern.

Aber SAP hat mich nicht eingestellt, da ich kein Computergenie bin. Ja, ich mag Computer und ich kenne mich gut damit aus. Für meine privaten Zwecke reicht es.
Um aber als IT-Spezialist arbeiten zu können, bin ich wohl nicht Nerd genug.
Ich bin wohl einer der Pechvögel, um die sich die Wirtschaft nicht reißt.
Andere Berufe taugen wohl auch nicht, denn das was ich kann, nämlich schreiben, das habe ich nie zum Beruf gemacht und nun eiere ich von Job zu Job und demnächst bin ich sogar arbeitslos.
Aber ja, es ist erstrebenswert, das die meisten meiner Jobs am Zwischenmenschlichen scheitern. Oder doch nicht?

Sucht vielleicht jemand einen dieser liebenswerten, verschrobenen, sozial inkompetenten, schlauen Außenseiter, der nicht so wirklich telefonieren kann, am liebsten nur einen Ansprechpartner hätte, klare Anweisungen und am besten noch eines dieser Einzelbüros?

Was ist daran erstrebenswert Autist zu sein. Was daran anders, ausgegrenzt, einsam und oftmals überfordert zu sein.
Oder habe ich da was übersehen?
Ist es erstrebenswert, nicht den Beruf machen zu können, den man eigentlich möchte?
Was ist mit den Tagen, an denen man vor Erschöpfung schreien könnte, oder mit den Tagen, an denen man sich nur noch verkriechen kann.
Ist es erstrebenswert, das einmal Einkaufen den kompletten Tag zunichte macht? An arbeiten ist an solch einem Tag nicht mehr zu denken.
Kann das wirklich Mode sein, das ich kaum Freunde habe, und wenn, dann nur in der virtuellen Welt.
Das ich oft sogar gemieden werde, ausgegrenzt.
War es en vogue sich mobben zu lassen, in der Schule, oder auch später in der Ausbildung oder im Beruf?

Wo sind denn die Menschen, die mich verschroben, aber liebenswert finden?
Wem soll ich denn von meiner ach so tollen Modediagnose erzählen?

Denkt man wirklich, ich habe mir das ausgesucht?
Wollte ich beim Arzt sitzen und kein Wort rausbringen? Ist das wirklich erhöhend für den Selbstwert, wenn Arzt und Arzthelfer mit einem reden, als wäre man 80, schwerhörig und komplett meschugge?

Ja, ich habe gelernt und lerne noch, mich zu akzeptieren…aber mein Autismus hat mich auch viel gekostet.
Natürlich will ich auch meine positiven Seiten sehen, denn ich habe welche.
Meine Stärken, gleichermaßen wie meine Schwächen machen mich zu dem Menschen, der ich bin.
Die Diagnose hat mich nicht zu einem Autisten gemacht…der war ich schon, seit meiner Geburt.
Erst mit 36 erhielt ich die Antwort auf viele Fragen.

Eine Mode ist das sicher nicht.
Nur mein Leben.

_______________________________________________
weitere Artikel hierzu:

Melas Asperger- und ADS-Blog

anomaspe

"Autismus ist nichts Erstrebenswertes, nicht heilbar und es ist ein Leben, das mich jeden Tag aufs neue fordert, in einer Gesellschaft zu bestehen, die nicht autistengerecht ist. Es ist mein Leben und nicht nur eine Diagnose." (Zitat Mädel)
"ABA ist das Lernen von absolutem Gehorsam ohne das Hinterfragen der Autoritätsperson" (Zitat Mädel)

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