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~ Ich bin Asperger Autistin und hier sollen meine Gedanken Platz finden.

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Monatsarchiv: Februar 2016

Von Aktion Mensch, denen der Mensch eigentlich egal ist

28 Sonntag Feb 2016

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 13 Kommentare

Ich kann es einfach nicht lassen. Obwohl ich eigentlich momentan genug um die Ohren habe. Aber was raus muss, muss raus.
Ich rege mich schon den ganzen Tag über die Haltung und Vorgehensweise von Aktion Mensch auf und muss hier ein paar Gedanken dazu los werden.

Das Aktion Mensch die ganze Sache einfach auszusitzen versucht, war mir schon lange klar und die Tatsache, dass wir Autisten bei solchen Dingen äußerst hartnäckig vorgehen, scheint ihnen wiederum nicht klar gewesen zu sein. Dennoch regt mich ihre Vorgehensweise und wie sie damit umgehen extrem auf. Ich bekomme vieles derzeit nur am Rande mit, aber das was ich mitbekomme, reicht schon aus, um mich wirklich sauer zu machen.

Da lese ich Meldungen auf ihrer Seite, bei FB als auch ihrer Timeline bei Twitter, von Umfragen zu Barrierefreiheit, wo sie sich doch keinen Deut darüber geschert haben, wie es mir und Quergedachtes nach dem Treffen ging und bis heute schweigen sie sich zu unseren Statements aus.
Da lese ich Zeilen, wie wichtig ihnen die einzelnen Menschen sind und weiß gleichermaßen, dass sie weiterhin, trotz unserer Bemühen, 250 000 Euro Fördergelder an die IFA Bremen zahlen und damit AVT (ABA) unterstützen.

Und Aktion Mensch schweigt sich weiter dazu aus. Das einzige, was jedes Mal wenn das Thema ABA und der Umgang von Aktion Mensch damit aufkommt, ist ein vorgefertigter Hinweis, auf die Netiquette zu achten inklusive eines Links zur Gesprächsrunde, die sie seinerzeit auf ihren Blog veröffentlichten und wo sie stolz verkündeten, wie toll sie doch in ihrer Rolle als neutrale Vermittler, eine Plattform für ein Gespräch bieten konnten.

Nachdem ich das wiederholt lesen musste, wie gesagt jedesmal wenn irgendjemand etwas zum Thema schrieb und Aktion Mensch sich weiter ausschweigt, platzte mir sinnbildlich der Kragen.

Zum einem war für mich kein einziges Mal ein Verstoß gegen eine Netiquette zu sehen. Selbst wenn Andere die ABA Therapie als Foltertherapie bezeichnen, ist das kein beleidigender Angriff auf Aktion Mensch.
Und auch wenn wir auf den Umstand immer wieder hinweisen,was Aktion Mensch da treibt, ist es keine Unsachlichkeit. In keinem Punkt haben wir Unwahrheiten geschrieben. Lediglich Tatsachen und wie wir sie interpretieren. Das nennt man freie Meinungsäußerung und dazu haben wir alles Recht der Welt. Auch wenn sie negativ ist.
Das was Aktion Mensch da treibt, nennt man „Androhen von Zensur“ und damit machen sie sich mehr als lächerlich.

Aber nicht nur damit

Die Tatsache, dass sie jedesmal ihren Bericht zur Gesprächsrunde verlinken und zu gar nichts Stellung beziehen. Dazu teilweise angefangen haben, hintenrum DMs auf Twitter mit selbigen Verweis zu verschicken (so gelesen auf Twitter bei Quergedachtes) macht mich stinkwütend. Denn ungeachtet dessen, dass sie niemals wieder auf unsere Einwände eingegangen sind, ignorieren sie hier auch völlig unsere Seite der Geschichte und so werde ich immer wieder diese beiden Artikel dazu verlinken, sobald ich ihre Standardmeldung sehe, und ich hoffe, ihr helft mir alle dabei. Denn wenn sie schon ihren Bericht und ihre Sicht der Dinge verlinken, dann sollte auch die Sicht von Quergedachtes und mir von diesem Treffen nicht fehlen:
https://innerwelt.wordpress.com/2015/11/22/treffen-bei-aktion-mensch/
https://quergedachtes.wordpress.com/2015/12/02/werden-wir-schweigen-nein/

Was mir so richtig sauer aufstößt, ist das ständige Berufen von Aktion Mensch auf ihre angebliche Neutralität.
Aktion Mensch hat die Pflicht, sich „für“ Behinderte einzusetzen. Allein schon, weil sie sich immer darauf berufen, dass Behinderte und ihre Bedürfnisse das Anliegen der Aktion Mensch ist.

Das was ihr als Aktion Mensch aber tatsächlich tut, ist wie, wenn ein Arzt dem Lungenkrebspatienten lediglich ein Spray und die Hand drückt und vielleicht noch zu einer Schmerztherapie (natürlich abends ambulant) schickt, nur damit sie weiter arbeiten können und der Gesellschaft noch so lange ihren Dienst erweisen können, bis sie endgültig tot umfallen.

Aktion Mensch darf sich nicht auf eine angebliche Neutralität ausruhen, die allein schon dadurch nicht mehr gegeben ist, dass sie ABA mit solch hohen Summen finanzieren.

Das macht sie als Organisation, die angeblich für behinderte Menschen agiert, unglaubwürdig!

Aktion hat immer noch nicht begriffen, dass ABA/AVT keine Hilfe für Betroffene darstellt, sondern lediglich Hilfe für das Umfeld, die im Gegenteil sogar die Betroffenen, also explizit ihr eigenes Klientel, schaden!
Denn ja, um ganz bei euren Worten zu bleiben, wann gewinnt für euch denn das WIR und nicht nur für Tanja, für die tatsächlich der Mensch an erster Stelle steht.
Denn bei Aktion Mensch ist das offensichtlich nicht der Fall.

Denn mit euer Haltung schadet ihr den Autisten und gerade diejenigen unter uns, die unseren besonderen Schutz brauchen, unseren Kindern, deren Rechte ihr buchstäblich zu Boden tretet.

Kriegt das endlich mal in eure Köpfe, Aktion Mensch!

Noch abstruser wird es, wenn ihr auf eurer Seite auf die UN-BRK verweist und dabei eine Therapieform fördert, die genau gegen diese Rechte verstößt. Und ihr redet weiter von „Neutralität“ und „Inhalte einer Therapie gehen euch nichts an“.

Merkt ihr selber nicht, wie lächerlich ihr euch damit macht?

Und noch etwas, in aller Sachlichkeit, die ich aufbringen kann an dieser Stelle:
Euer immer währender Verweis an die Netiquette, etc. und Diskussionsrunde, macht das ganze nur noch schlimmer.
Euer Kommentar, dass ihr eine neutrale Plattform geboten habt und auch noch stolz darauf seid, ist wie ein Schlag mitten ins Gesicht.

Ich war dabei und, dass was ihr da geboten habt war keine neutrale Plattform, sondern der Creme dela Creme einer ABA Lobby eine Gelegenheit zu bieten, um uns Mundtot machen zu können.

Wenn ihr wirklich den Schneid hättet, dann würdet ihr dazu Stellung beziehen und eine Diskussion dazu zulassen. Und nicht mit Zensieren drohen für einen angeblichen Verstoß der Netiquette und vor allem würdet ihr euch nicht mehr hinter einer Veranstaltung verstecken, die ihr mehr als verbockt habt.

Habt ihr den gar nichts dazu zu sagen?

Aber was erwarte ich auch von einer überforderten PR-Abteilung!

Praktikum bei Auticon (zweite Woche)

28 Sonntag Feb 2016

Posted by maedel in Projekte/Veranstaltungen

≈ 13 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Auticon, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Praktikum, Praktikum bei Auticon

Ich kann nicht genau sagen woran das bei mir liegt. Meist kommt bei mir die Reaktion zeitversetzt. In der ersten Woche war alles genauso neu wie jetzt in der zweiten, aber erst jetzt merke ich die enorme Anspannung, die dies mit sich bringt.

Vielleicht liegt es daran, dass ich in der ersten Woche zu sehr auf das Funktionieren fokussiert war. Ich hatte kaum Zeit darüber nachzudenken, wie es mir damit geht. Denn meine Gedanken kreisten eher um die nächsten Schritte und Abläufe, wie ich was und wann mache und wie ich alles so hinbekomme, damit es funktioniert. Nach einer Woche haben sich die Zeiten in soweit etabliert, dass ich weiß, das es klappt. Ich weiß jetzt den optimalen Ablauf, um es morgens reibungslos verlaufen zu lassen. Mit Puffer.
Auch wenn es nach wie vor reine Denkleistung von mir erfordert und noch nichts automatisiert ist, ist hier die Anspannung gewichen. Wenn alles normal und geplant verläuft, bekomme ich es hin.
Der grobe Ablauf steht. Aufstehen, alles richten, Kinder wecken, Frühstück, Zähne putzen, anziehen und los. Das ganze natürlich mal 4. Denn bei uns leben 4 Kinder im Haus.

Gleichsam wie die Anspannung ob des morgendlichen Ablaufs wich, wurde die Anspannung an anderer Stelle präsenter. Die Zugfahrt, die doch sehr schlaucht. Es ist sehr laut da drin und oft extrem eng. Berührungen lassen sich manchmal einfach nicht vermeiden und am meisten habe ich die Menschen zu hassen gelernt, die sich noch breiter machen und gefühlt am liebsten auch noch auf mich drauf setzen würden, wenn ich schon so schön Platz mache, indem ich mich immer mehr zusammenkrümme um möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.
Was ist das nur für eine Eigenart mancher Leute, immer auf Tuchfühlung gehen zu müssen. So in etwa wie ein Extrakuscheln am Morgen im Zug. So kommt es einem zumindest vor. Ich warte auf den Tag, wo die Person, die neben mir einschläft, irgendwann auch den Kopf an meine Schulter lehnt. Aber lassen wir das. Grausiges Bild.

Schlimm wird es nur dann, wenn ich sichtbar wegzucke, wofür ich schon den ein oder anderen bösen Blick geerntet habe.
Aber leider kann ich dagegen nun wirklich nichts tun. Denn es ist ein Reflex von mir, den ich kaum unter Kontrolle habe.
Je nach Stresslevel, nach Person und Berührungsart schmerzen mich Berührungen und natürlich ist das für viele nicht nachvollziehbar.
Selbst wenn ich ein Schild um mich tragen würde, wo  „nicht Anfassen“ draufstünde, würden es die meisten nicht verstehen. Ich wüsste nicht, wie ich dieses Problem lösen soll.
Also sitze ich weiter sehr angespannt in der Bahn und harre der Dinge. Es ist ja nicht immer so voll und nicht immer sitzen solche Menschen neben mir. Die meisten sind tatsächlich selbst darin bedacht, Berührungen zu vermeiden. Das freut mich dann natürlich. Wobei mich ja schon die Nähe an sich unter Stress setzt. Aber ich habe nunmal kein Geld für ein erste Klasse Ticket und somit muss ich lernen damit klar zu kommen.

Bin ich erstmal in der Großstadt angekommen, gilt es den inzwischen gewohnten Weg so schnell als möglich Richtung Praktikum fortzusetzen, wo ich mich dann nach 1,5 Stunden Fahrt dem lernen für die Prüfung widme. Manchmal etwas gestört durch die Kollegen, aber das ist soweit ok. Solange alles sich im Rahmen befindet und strukturiert ist, bekomme ich das ganz gut hin.

Problematisch wird es dann, wenn sich etwas schlagartig ereignet. Oder irgendwas gesagt wird, was bei mir einen Gedankenkreisel auslöst. Normalerweise kann ich solche Dinge ganz gut kompensieren. Zumindest zunächst, außer es passiert öfter und je nach Intensität. Momentan bin ich da etwas empfindlicher.

So war es Anfang der Woche schon so, dass ich sehr schlecht schlief. Gerade mal 2-3 Stunden. Meine Gedanken kreisten sich um die Aussage, dass ich in ein Projekt soll. Ansich eine sehr gute Nachricht und genau das was ich mir erhoffe, denn darum geht es ja.
So kann ich im Praktikum Erfahrungen sammeln und wenn ich richtig einem Projekt zugeteilt werde, steht einer Festeinstellung nichts mehr im Wege.
Allerdings hatte mich der Gedanke aus dem Konzept gebracht, dass ich ja immer noch für die Prüfung lernen muss. Irgendwie hatte ich angenommen, dass ich diese möglichst schnell ablegen sollte, damit ich an Projekten richtig mitarbeiten kann. Da es einfach von Kunden oft verlangt wird, dass man dieses Zertifikat vorweisen kann.
Der Gedanke, voll an einem Projekt mitzuarbeiten schloss ja das Lernen für die Prüfung aus. Dadurch, dass ich 4 Kinder zu Hause habe, ist ein effektives Lernen zu Hause, wenn sie alle da sind, unmöglich. Das kann ich machen, wenn sie alle in der Schule oder im Kindi sind. Aber sicher nicht abends und dann erst dann, wenn sie alle im Bett sind. Das wäre allerdings erst gegen 9 der Fall und da sollte ich mich eigentlich auf den nächsten Tag vorbereiten, damit ich rechtzeitig ins Bett komme.

Denn ordentlich Schlaf ist bei mir enorm wichtig.
An Tagen, wo ich unausgeschlafen starte, sind meine Toleranzen gegenüber Reizen wesentlich geringer als so schon und mich wirft vieles viel schneller aus der Bahn. Hohe Denkleistungen, die ich aber brauche, sind da oftmals nicht mehr möglich und dadurch bin ich weniger leistungsfähig und schneller am Rande der totalen Erschöpfung.

All diese Gedanken schossen mir den Tag über durch den Kopf und als ich dann im Bett war und endlich die Entscheidung traf, mein Problem gegenüber Auticon auszusprechen, verbrachte ich die halbe Nacht damit, alle möglichen Variationen durchzuspielen, wie ich es sagen soll, ohne dass ich missverstanden werden könnte und wie möglicherweise Reaktionen ausfallen könnten.

Im Endeffekt entschied ich mich doch für die schriftliche Form und schrieb eine Email. War ich erleichtert, als meine Besorgnis sehr ernst genommen wurde und mir insofern gleich genommen werden konnte, dass von mir gar nicht erwartet wurde beides gleichzeitig hinzubekommen. Das Projekt geht vor und zuerst sollte ich mich darauf konzentrieren. Die Prüfung kann ich auch später ablegen. Sie hatten eigentlich mehr die Sorge, wie ich darauf reagieren könnte, wenn man mich einfach aus dem Lernmodus rausreißt. Daher die Vorabinformation und die subtile Fragen zu meinem Lernprozess.
An der Stelle wäre vielleicht eine klarere Benennung der Beweggründe besser gewesen. Nur so als Tipp für die Zukunft. Dann stürzt mich sowas auch nicht in ein derartiges Gedankenkarusell und für mich habe ich gelernt, solche Bedenken lieber gleich auszusprechen, insofern ich das gleich kann.

War gerade das eine Problem aufgelöst bahnte sich das nächste an. In der nächsten Nacht schlief ich wieder schlecht. Diesmal habe ich keine wirkliche Ahnung warum. Vielleicht lag es am Vollmond oder eben auch an der Tatsache, dass es eben so viel ist, was sich gerade bei mir ändert und all das gerade die Woche in mir hochkommt.
Die Tatsache, dass meine gewohnten Abläufe dahin sind. Das ich nach Hause komme und keine ruhige Minute für mich habe. Früher ins Bett muss als sonst und sich so auch wieder Gewohnheiten ändern oder die Zeit abends einfach nicht ausreicht, um ordentlich runterzufahren. Alles Dinge, an die ich mich sicher mit der Zeit gewöhnen werde, aber ich brauch für solche Dinge einfach etwas länger als andere.

So schlief ich eben diesmal nur etwa 3-4 Stunden und zusammen mit dem Vortag war das gar nicht gut. So brachte ich viele Abläufe morgens durcheinander und startete schon wie im Nebel in den Tag. Ließ sogar mein Handy im Auto liegen, was mir normalerweise nie passieren würde, denn mein Handy ist das wichtigste Hilfsmittel was ich habe. Ich schaffte es zwar noch rechtzeitig dieses zu holen, bevor der Zug losfuhr, aber der Schockmoment war schon inklusive.

Dann kam die erste Pause und ich zog mir erstmal meine Jacke an, um eine rauchen zu gehen. Merkte dann, dass ich die Zigaretten ja noch gar nicht eingesteckt hatte und die wohl noch im Rucksack sind (aus Angst sie im morgendlichen Wahn zu vergessen, stecke ich sie normal schon da rein, bevor ich die Kinder wecke). Ich also zurück, und bedeute noch den Kollegen während ich im Rucksack krame, dass ich meine Zigaretten vergessen habe.
Und halte inne.
„Ich habe sie so richtig vergessen :O“ … und rufe es laut aus.
Quittiert durch ein „oh…OH“ durch den Kollegen.

Schnell überlege ich meine Möglichkeiten. Normalerweise ist das nicht OK einfach während der Arbeitszeit einkaufen zu gehen. Wenn ich allerdings schnell mache. Ich gehe schnell die Bilder durch. Ja, da war ein Tabakladen an der Ecke. Ich sehe ihn deutlich vor mir. Eigentlich muss das in der Pause zu schaffen sein.
Als ich dann oben Bescheid sage, dass ich kurz einkaufen gehe, werde ich gebeten Zucker mitzubringen. (da gäbe es auch einen Supermarkt).
Ich wurde nervös. Ich kenne den Laden nicht und normal gehe ich nie allein in einen Laden den ich nicht kenne und schon gar nicht, wenn ich so gar kein Bild davon im Kopf habe. Tabakläden sind da das höchste der Gefühle. Aber ich hatte mich nicht getraut entsprechendes zu sagen und so machte ich mich auf den Weg in den Supermarkt.

Schon am Eingang war ich mehr als irritiert. Denn es stand sowohl Eingang als auch Ausgang darauf (es waren zwei Türen). Ich brauchte ein paar Sekunden um zu realisieren, dass Ausgang verkehrt herum geschrieben stand, war mir dennoch unsicher und trat vorsichtig an die Türe. Erleichtert ging ich hinein, nachdem sie aufschwang und befand mich mitten im Laden. Schnell suchte ich den Zucker und beschloss gleich auch noch Milch mitzunehmen und nicht zu vergessen, meine Zigaretten.

Als ich an die Kasse wollte, standen da schon eine Frau und ein Mann. Ich reihte mich hinter ihnen ein, als plötzlich die Frau irgendwas davon murmelte, dass sie was aus welchen Gründen auch immer irgendwas vergessen habe und wir ruhig vorgehen sollten. Und weg war sie. Meine Sachen immer noch auf dem Arm, schaute ich ihr ratlos hinterher als just eine Frau hinter mir begann das Band zu beladen.
Nun hatte ich keine Möglichkeit mehr, meine Sachen irgendwo abzulegen und so stand ich immer noch mit meinen Sachen auf dem Arm direkt vor der Kasse, als die Kassiererin den Mann vor mir abkassierte.
Dann fing sie an routiniert weiter zu kassieren und ich rufe noch: „das ist aber nicht meins“, als sie mich anschaut und mich um Entschuldigung bat. Mir blieb dann nichts anderes übrig, als auf die Frau zu warten, die vorhin einfach weglief und so stand ich immer noch mit meinen Sachen auf dem Arm da, als auch diese abkassiert wurde. Und wieder kassiert sie routiniert die nächste ab, während sich die Frau vor mir noch ausgiebig bei mir entschuldigt.
Diesmal reagiert die Person hinter mir, die ja schon ihre Sachen auf das Band gelegt hatte, sodass ich ja meine nicht mehr hinlegen könnte.
Aber zu spät.
Die Kassiererin entschuldigt sich breit bei mir, dass ich nun auch noch diese Kundin abwarten sollte.
Das war dann der Moment an dem ich völlig überfordert meine Sachen einfach denen aufs Band schmeißen und nur noch rausrennen wollte.

Stattdessen bleib ich wie angewurzelt stehen und zum Schluss nahm mir die Kassiererin die Sachen aus der Hand. Ich bezahlte noch irgendwie. Zum Glück mit Bargeld, denn ich glaube, mit Karte hätte ich nicht mehr hinbekommen und machte mich dann schleunigst auf dem Weg zurück.

Nicht mehr in der Lage zu reagieren oder irgendwas zu sagen kam ich bei Auticon an und zeigte der Sekretärin nur die Tüte. Diese nahm erfreut zur Kenntnis, dass ich doch den Zucker geholt hätte und bot mir sofort an, das Geld dafür zurückzuzahlen. Allerdings lief ich dann einfach nach unten und reagierte nicht auf ihre Aussagen. Unten nahm sie mir erstmal den Zucker ab und bedeutete mir nochmals, dass sie oben eine Kasse hätten.
Ich machte nur eine abwehrende Haltung und verschwand im Kellerraum.
Erst etwas später konnte ich diese Situation auflösen und hoffe, sie hat es nicht negativ aufgefasst.
Aber in dem Moment hätte ich nichts sagen oder erklären können, ohne sie anzuschreien und daher war es besser, erstmal den Rückzug anzutreten. Sie kann ja nun nicht wirklich was dafür.

Anscheinend war es tatsächlich Thema, denn meine JobcoachIN wusste am nächsten Tag von welcher Situation ich redete und meinte, dass es nicht negativ aufgefasst wurde.
So wurden beide Situationen, sowohl meine Sorge mit der Prüfung als auch meine schroffe Reaktion auf die Sekretärin recht einfach aufgelöst, indem wir einfach darüber redeten. Zugegeben etwas, was mir ad hoc in der Situation oftmals schwer fällt.
Aber ich arbeite daran. Vor allem auch daran, wieder Vertrauen zu fassen, mich auch an Menschen wenden zu können, ohne, dass sie alles gleich wieder missverstehen „wollen“.

In diesem Sinne war es diese Woche eine sehr anstrengende, aber auch lehrreiche Woche. Mal wieder etwas über mich gelernt.

Sehr positiv war diese Woche übrigens die Meldung, das Auticon dabei ist, trotz geplanten Umzug, jetzt schon etwas an den Lichtverhältnissen im Keller zu ändern. Dazu wurden wir sogar befragt, wie es für uns am angenehmsten wäre.

Auch sehr gut fand ich die Tatsache, dass auf meine Ängste bezüglich der neuen Wege und neuer Situation am ersten Projekttag eingegangen wird. Am ersten Tag begleitet mich die JobcoachIn, sodass ich da ein wenig Rückhalt habe. Sie hatte sowieso ein Termin dort und so treffen wir uns unterwegs um gemeinsam dahin zu fahren. Sie half mir auch sehr, die richtigen Zugverbindungen zu suchen. Das nimmt mir viel Druck weg. Denn, dass ich ein neues Projekt beginne, ist erstmal egal. Neues Projekt ist neues Projekt. Auch wenn ich natürlich darüber nachdenke, was mich da alles erwarten wird. Was mir aber wirklich Sorgen bereitet, sind die neuen Wege, da mich sowas schnell überfordern kann.

Genauso ist meine Sorge, gleich am ersten Tag eventuell ganz allein da zu stehen, weil ich ja auch ganz neu in dem Bereich bin, unbegründet gewesen. Ich werde dort auf bereits eingearbeitete Kollegen treffen.

So harre ich dem, was nächste Woche ansteht. Vor allem auch in Hinblick darauf, dass meine Tochter Samstag wieder mal mit Fieber aufwachte und sie nun nach 2 Runden Scharlach noch eine Grippe ihr eigen nennt.
So kann es sein, das Montag alles ganz anders kommen wird, als wir es geplant hatten.

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in dieser Reihe:

Zu Gast bei Auticon

Erprobungswoche Auticon: Tag 1

Erprobungswoche Auticon: Tag 2

Erprobungswoche Auticon: Tag 3

Erprobungswoche Auticon: Tag 4

Erprobungswoche Auticon: Tag 5

Ein Gespräch bei Auticon

Praktikum (erste Woche)

Praktikum (dritte Woche)

Praktikum (vierte Woche)

Praktikum (fünfte Woche)

Praktikum (sechste und siebte Woche)

Praktikum (achte Woche)

Praktikum bei Auticon (erste Woche)

20 Samstag Feb 2016

Posted by maedel in Projekte/Veranstaltungen

≈ 17 Kommentare

Schlagwörter

Arbeitswelt, AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Auticon, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, IT, Praktikum

Die erste Woche ist geschafft. Das Praktikum umfasst mehrere Wochen und daher konnte ich mir schon denken, dass ich gerade am Anfang viel zu sehr mit den Änderungen an sich zu kämpfen habe. Also hatte ich mir von vornherein nicht vorgenommen, täglich zu berichten, wie ich es zur Erprobungswoche getan hatte.

Im Grunde geht es erstmal darum, für die Prüfung zu lernen und idealer Weise schonmal ein wenig Erfahrungen zum Testen zu sammeln. Ersteres ist mir gelungen, zumindest das Lernen an sich. Auch wenn es enorm anstrengt auf Grund der Umgebung ist, aber dazu später mehr.
Allerdings hatte ich gehofft, dass wie angesprochen, Hilfestellungen geboten werden. Gerade, da doch einige Fragen zu fachlichen Bereichen des Testings entstehen. Allerdings stellt sich da raus, dass es zwar einige gibt, die sich mal mit dem Thema beschäftigt haben, aber dies eben schnell auch wieder vergessen haben, nachdem die Prüfung abgelegt war.
Gut, verständlich. Wenn man es eigentlich nicht wirklich braucht, denn als reiner Programmierer hat man nicht in dem Maße mit Testing zu tun.
Dennoch konnte ich zumindest mit Hilfe der anwesenden Programmierer das ein oder andere dann doch logisch nachvollziehen. Gerade gestern hing ich an einer Fragestellung fest und mit Hilfe der beiden konnten wir die ganze Sache ein wenig auflösen. Danke dafür.

Vielleicht liegt es auch an bisschen an mir. Mir wurde ja mehrfach von Auticon angeboten, dass ich mich an „sie“ wenden soll, wenn ich Fragen habe. Mir ist nur dabei nicht ganz klar, wer nun eigentlich mit „sie“ gemeint ist. Vielleicht habe ich bis jetzt nur die falschen Leute gefragt.
Vielleicht ist auch die Idee, gemeinsam mit einem anderen Praktikanten zu lernen, gar nicht so verkehrt. Auch wenn mir der Gedanke erstmal Bauchweh bereitet. Denn soweit ich verstanden habe, soll ich mit ihm lernen, um in erster Linie ihn zu unterstützen, da es nicht ganz klar ist, wie weit er schon im Thema ist. Ich bin ja selber noch nicht ganz durch und sicher noch nicht auf dem Level, es anderen vermitteln zu können.

Trotz aller Probleme, ist es schon aus diversen Gründen besser so, vor Ort zu lernen.
Mit ein Grund ist, dass ich mich so an die neuen Abläufe gewöhnen kann, und so einige Tricks habe ich schon gelernt, um mit manchen Situationen besser umzugehen.
Das kann mir Sicherheit geben, für eventuelle spätere Einsätze.

Gewöhnen muss ich mich momentan an vieles. Veränderte Abläufe am morgen, die Zugfahrt, die an sich gut verläuft, aber halt doch recht anstrengend ist, weil es sehr laut darin zugeht. Zumindest dagegen kann ich mit Hilfe einen MP3 Players was tun. Gegen die Enge leider nicht. Zu den Hauptzeiten sind schon sehr viele Menschen unterwegs.

Auch kann ich nichts dagegen tun, wenn sich der Zug mal verspätet. Nur hat diese Tatsache bei mir einige Panik ausgelöst. Denn so schaffte ich die U-Bahn nicht und war nicht pünktlich um 9 bei Auticon. So kann ich nicht pünktlich um 15:30 gehen, damit ich den Zug um 16 Uhr erwische. Diese 5 min hatte mich an diesem Tag so sehr beschäftigt und einen Gedankenkreisel ausgelöst, dass ich nicht mehr viel Konzentration aufbrachte um zu lernen und irgendwann völlig erschöpft abbrechen musste.

Störend empfinde ich auch die Lichtverhältnisse in diesem Kellerräumen bei Auticon, die mir schon bei meinem ersten Besuch zu schaffen machten.
Ich verstehe immer noch nicht ganz, wie man da unten Neonlichter einsetzen kann. Soweit ich mitbekommen habe, bin ich nicht die einzige, die da Schwierigkeiten hat.
Sollten irgendwann die Neonlichter das flackern anfangen, was sie mit zunehmenden Alter irgendwann unweigerlich tun, dann gerate ich in wirkliche Schwierigkeiten, und auch damit stehe ich wohl nicht alleine da.

Bisher habe ich mich temporär bei solchen Lichtverhältnissen mit einer Sonnenbrille schützen können. Auch wenn es nie ganz optimal war, nimmt es doch einiges weg. Aber langfristig ist es nicht die Lösung. Gerade an Tagen, wo es mir sowieso nicht gut geht, stört mich schon nach kurzer Zeit die Sonnenbrille. So sehr, dass ich sie abnehmen muss und dann wäre ich dem Licht schutzlos ausgeliefert.
Die Idee eines Mitarbeiters habe ich demnach gleich mal versucht. Er schützt sich nämlich mit einer Kappe, die er tief ins Gesicht zieht. Das funktioniert zunächst wirklich besser. Vor allem war sie für mich ein stückweit länger zu ertragen, als die Sonnenbrille.

Allerdings war Freitag selbst diese Lösung schmerzhaft. Das lag an vielen Dingen.
Zum einem, an den vielen Veränderungen, der Tatsache, dass die Zugverspätung am Vortag mich schon aus der Bahn warf, nebst dass meine Tochter noch am selben Abend hohes Fieber entwickelte und somit bei mir schlafen musste. Dadurch schlief ich wieder mal nicht sonderlich und das kann dazu beitragen, dass meine Toleranz gegenüber Aussenreizen wesentlich niedriger ist als sonst schon. Dadurch verschob sich auch morgens im Ablauf wieder einiges.
Zusammen mit den anderen Dingen führte es unweigerlich dazu, dass Freitag eigentlich alles Zuviel war.

Allerdings fand am Freitag ein Gespräch mit der neuen Jobcoach äh /in (wie schreibt man da eigentlich die weibliche Form?) statt. Ich wurde gefragt, ob alles gut verläuft. Dort kamen wir auf das Thema zu sprechen, was für mich anstrengend war in dieser ersten Woche und mir wurden dann ein paar Lösungswege aufgezeigt.
Auf die Idee, dann doch einfach in die oberen Räume zu wechseln, kam ich gar nicht. Und auch die Tatsache mit der Zugverspätung, wäre im Nachhinein gar kein Problem gewesen. Dann gehe ich eben früher. Von so einem Gedankenkreisel hat ja auch Auticon nichts, wenn ich dadurch nicht leistungsfähig bleibe. Sie können zwar an der Tatsache der Verspätung selbst nichts ändern, aber daran, dass ich mir keine Gedanken darüber machen brauche, wie ich alle weiteren Zeitdaten halten kann.
Überhaupt schienen viele sehr bemüht darin zu erfragen, ob bei mir alles OK ist.

Ingesamt habe ich viel in dieser ersten Woche gelernt und bisher bestätigt sich mein Eindruck, dass Auticon bemüht ist, ein für Autisten angenehmes Arbeitsklima zu schaffen. Auch wenn nicht immer alles rund läuft. Habe ich aber auch nicht erwartet.

Man muss sich eben immer vor Augen halten, dass Auticon ein wirtschaftsorientierter Betrieb ist und das dort Autisten nicht „trotz“, sondern „wegen“ ihres Autismus eingestellt werden. Ich finde, dass macht einen großen Unterschied aus.

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in dieser Reihe:

Zu Gast bei Auticon

Erprobungswoche Auticon: Tag 1

Erprobungswoche Auticon: Tag 2

Erprobungswoche Auticon: Tag 3

Erprobungswoche Auticon: Tag 4

Erprobungswoche Auticon: Tag 5

Ein Gespräch bei Auticon

Praktikum (zweite Woche)

Praktikum (dritte Woche)

Praktikum (vierte Woche)

Praktikum (fünfte Woche)

Praktikum (sechste und siebte Woche)

Praktikum (achte Woche)

Hilfeschrei

13 Samstag Feb 2016

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 3 Kommentare

ich schreie mit um Hilfe

Wofür mein Blog nicht steht

07 Sonntag Feb 2016

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 18 Kommentare

Ich bin immer noch etwas geschockt. Allein der Gedanke, dass andere meinen Blog dafür herannehmen könnten, Autismus bei anderen herunter zu spielen oder gar die Diagnose in Zweifel zu ziehen.
Das kann ich nicht verstehen und auch nicht so stehen lassen.

Immer wieder, und wenn man meinen Blog aufmerksam liesst, weiß man das auch, weise ich darauf hin, dass ich hier nur mein Empfinden beschreiben kann. Mein Autismus und wie ich damit umgehe. Immer wieder schreibe ich, dass man bedenken soll, wie verschieden Autisten sind und Autismus an sich viele Facetten hat.

Ja, ein gewisser Grundtenor ist da. Auch das ist mir aufgefallen. Das mag der Hauptgrund dafür sein, dass ich mich unter Autisten verstanden fühle. Aber selbst da muss ich vielleicht deutlicher differenzieren. Selbst Autisten verstehen nicht immer meine Reaktion auf manche Situationen. Eher oft nur die Reaktion an sich. Einfach, weil sie wissen, wie sich manche Zustände anfühlen und sie voraussetzen kann. Selbst unter meines Gleichen kommt es immer wieder zu Missverständnissen und Zerwürfnissen. Manche dieser Situationen lasten mir bis heute schwer auf meiner Seele, insofern man es hypothetisch nimmt. Denn eine Seele ist ja nichts materielles und somit kann man auch nicht darauf liegen.
Ich will damit sagen, dass Autisten zwar einen gewissen Grundtenor besitzen. Irgendwo haben wir alle dasselbe Problem im Hintergrund, aber eben reagiert, kompensiert und wirkt jeder für sich auf seine ganz eigene Art. Je nachdem wie kompensationsfähig man ist, welche Ausprägungen vorhanden sind und wie manche Reaktionen nach aussen transportiert werden. Auch die Erfahrung spielt eine erhebliche Rolle und das Umfeld, indem man aufwächst. Wieviel einem erklärt wird, oder auch nicht.
Die Aussenwirkung ist mit Nichten immer gleich und kann erheblich irritieren.
Dieser Grundtenor ist sicherlich nicht mit dieser gleichzusetzen.

Auf Twitter laß ich folgendes Beispiel und das trifft es auf den Punkt:

„Wenn Menschen dick sind, haben sie das gleiche Problem. Ursachen können aber unterschiedlich sein“

Das birgt die Gefahr. Nicht nur im Bereich der Differenzierung zu anderen möglichen Störungen, sondern eben auch untereinander.

Weder kann man meinen Blog dafür hernehmen, sich selbst zu diagnostizieren, noch dafür anderen eine Diagnose abzusprechen, weil sie „laut meinem Blog nicht so autistisch wirken, wie ich“.

Hundertprozentige Gewissheit kann sowieso nur ein spezialisierte Psychiater geben. Und so eine psychiatrische Diagnose wird eben nicht leichtfertig gemacht. Gerade wegen der vielen differenzialen Möglichkeiten und verschiedenen Auswirkungen.

Ich habe auch immer wieder geschrieben, dass ich über meine Aussenwirkung gar nicht schreiben kann, denn ich empfinde diese oftmals gänzlich anders, als sie ankommt. Mehr als einmal habe ich deutlich gemacht, dass hier eine extreme Diskrepanz zu geben scheint.
Ich schreibe hier über meine Innerwelt, nicht über meine Ausserwelt und somit kann mein Blog auch nicht dafür hergenommen zu werden.
In sehr vielen Situationen wirke ich nach aussen mit Sicherheit nicht so, wie es in mir aussieht. Man sieht mir vieles gar nicht an. Merkt höchstens mal einen gewisse Unsicherheit oder Gereiztheit, die oftmals völlig falsch interpretiert wird. Das macht einer meiner Hauptprobleme aus, die ich habe, in meiner Realität.
Auch gestaltet sich meine Aussenwirkung je nach Tagesform anders. Genauso scheine ich plötzlich ein ganz anderer Mensch, wenn ich eine Sicherheitsperson hinter mir weiss. Das ist ein erheblicher Faktor, der oft unterschätzt wird. Denn mit Sicherheitsperson traue ich mir plötzlich Dinge zu, die ich ohne nie bewältigen würde. Und dann sogar oft, ohne die Hilfe zu brauchen. Auf diesem Wege erhalte ich auch mal positive Erfahrungen. Meine Ängste, die sich über Jahre aufgebaut haben, resultieren doch aus den Neagativ-Erfahrungen.

Immer wieder habe ich auch darauf hingewiesen, dass man Autisten nicht rein nach der Aussenwirkung beurteilen darf. Oder aber auch nicht rein nach der Innensicht.

Mir ist klar, dass es für manche von aussen sehr schwer ist. Sie haben ja nur diese. Allerdings machen sich viele da auch nicht die Mühe, den Autisten zuzuhören, die von ihrer Innensicht berichten. Aber das allein reicht eben nicht aus. Vielmehr wäre ein Zusammenspiel von Innensicht und Aussensicht nötig, um genau urteilen zu können. Dazu müsste man einen Menschen aber sehr gut kennen und die Gelegenheit haben, ihn in diversen Situationen beobachten zu können und dazu das Glück, die Innensicht zu kennen. Diese Gelegenheit ist nur selten der Fall, oftmals haben gerade Eltern oder Partner von Autisten diese Sicht, die ich ja gerade deswegen für so wichtig halte. Es ist eine besondere Sicht und mit ein Grund, warum ich entgegen meiner Abneigung im Mittelpunkt zu stehen, entschieden habe, Vorträge zu halten oder mich auch in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Nur so kann man beide Seiten von mir sehen und dann würde man vielleicht besser verstehen, wie unterschiedlich sie sein können.

Auch eine meiner Überlegungen war in diesem speziellen Fall, dass da vielleicht eher die Sorge heraus spricht, oder besser gesagt vielleicht die Hoffnung, dass andere nicht dieselben Probleme im Leben haben werden. Dass es vielleicht gar nicht darum geht, eine Diagnose abzusprechen.

Dazu möchte ich auch etwas sagen.
Ich habe meine Diagnose sehr spät erhalten. Als meine Eltern mit mir im Alter von etwa 4-5 Jahren ständig zur Psychiatrie gegangen sind und von einer Klinik zur nächsten, war das Asperger Syndrom wenig bekannt und zudem noch nichtmal im ICD festgeschrieben.
Da sind wir heute wesentlich weiter und der Bekanntheitsgrad steigt. Das ist gut so und aus vielen Gründen notwendig. Nicht nur, um den Berührungsängsten entgegen zu wirken, oder über die Jahre gewachsene Stigmen richtig zu stellen. Sondern eben auch, um für Autismus zu sensibilisieren und auch um Anderen einen Blick in die Innensicht zu gewähren.
Vieles wäre in meinem Leben vielleicht anders gelaufen, wenn ich früher gewusst hätte, warum ich so bin, wie ich bin und auch bei meinem Sohn. Es macht vielleicht manche Aussagen Anderer nicht besser, aber für mich besser verständlich.
Dadurch, dass ich Namen bekommen habe, kann ich meine Probleme besser benennen und endlich adäquate Hilfe einfordern. Das war vorher nicht möglich. Ich stieß nur auf Unverständnis.
Noch heute stoße ich immer wieder auf Menschen, die annehmen, dass meine Kinder das ja noch lernen können oder dass sie da sicher herauswachsen.
Manche Dinge kann man lernen, ja, aber es wird immer Grenzen geben.

Die Frage ist aber nicht, ob diese Grenzen den Menschen ausmachen werden, sondern vielmehr ist es wichtig, wie dieser mit diesen Grenzen umgehen kann. Vielleicht sogar ein Vorteil daraus ziehen kann. Das ist durchaus möglich und passiert immer wieder.
Autisten haben durchaus bei dem richtigen Umfeld die Chance ein tolles und erfülltes Leben zu führen. Dennoch wächst sich Autismus nicht aus. Das zu verstehen ist immens wichtig!
Hier ist der Blickwinkel entscheidend.

Betrachtet man den Autismus rein aus der Sicht eines Nichtautisten und wie er sich ein Leben vorstellt, dann ist Autismus defizitär.
Der kann das nicht und das nicht und das wäre toll, wenn es ihm genauso viel Spaß machen würde wie mir.
Das dieser nicht das „Leben“ leben kann, was andere als lebenswert erachten, das muss grausam sein.

Ist es nicht!

Ich kann den Menschen noch nichtmal einen Vorwurf machen, dass sie so denken. Denn sie kennen es ja nicht anders. Sie kennen nur ihre Art zu leben und die Vorstellung, dass es auch eine andere Sicht, einen anderen Blickwinkel gibt, ist schwer zu greifen.
Aber schon mal überlegt, dass es für mich eure Art zu leben, genauso schwer zu begreifen ist?
Ich kenne es auch nicht anders.

Ich habe trotz meiner Probleme ein tolles Leben. Das einzige, was ich wirklich bereue ist, es nicht früher gewusst zu haben, denn dann wären manch Entscheidungen anders ausgefallen.

Seit meiner Diagnose versuche ich, meinen Weg zu finden und endlich habe ich begonnen, meine Stärken zu leben.
Der Weg ist schwer und vielleicht ist es auf Grund meines Alters zu spät. Oder auch nicht, wer weiss das schon.
Aber gerade die autistischen Kinder heute haben wesentlich bessere Möglichkeiten, als sie es damals zu meiner Zeit hatten.
Gerade deswegen ist die Aufklärung so wichtig und da gibt es noch viel zu tun.
Denn leider sind es immer noch viel zu wenige, die uns wirklich zuhören wollen und mit dem steigenden Bekanntheitsgrad kamen auch viele negative Seiten hoch. Beispielsweise, dass Autismus immer mehr als Modewort benutzt wird, um sich gegenseitig zu beschimpfen etc.

Autismus wächst sich nicht raus.

Man kann höchstens einen Blickwinkel ändern und man kann lernen in einer Welt zurecht zu kommen, die auf Nichtautisten und ihren Sichtweisen ausgelegt ist. Umso besser das Umfeld oder die Rahmenbedingungen, desto eher gelingt es.

Aber dazu brauchen wir euer Verständnis und da das ein wenig hoch gegriffen ist, würde schon Akzeptanz reichen.

Akzeptiert, dass wir unser Leben nicht so führen müssen, wie ihr es kennt und liebt.
Auch, dass wir nicht dahin therapiert werden müssen. Es sollte in einer Therapie, egal welcher Art, nie darum gehen, Autisten und ihre Art zu leben oder zu sein, ändern zu wollen
Akzeptiert, dass es auch andere Sichtweisen gibt und das man so auch ein glückliches Leben führen kann.
Akzeptiert, dass auch ein Leben, in dem manche vielleicht ein Leben lang Hilfestellung braucht, trotz allem lebenswert ist.
Und auch wenn es jetzt absolut utopisch ist…der Traum schlechthin…vielleicht akzeptiert ihr es irgendwann so sehr, dass viele dieser Hilfestellungen gar nicht mehr notwendig wären.

"Autismus ist nichts Erstrebenswertes, nicht heilbar und es ist ein Leben, das mich jeden Tag aufs neue fordert, in einer Gesellschaft zu bestehen, die nicht autistengerecht ist. Es ist mein Leben und nicht nur eine Diagnose." (Zitat Mädel)
"ABA ist das Lernen von absolutem Gehorsam ohne das Hinterfragen der Autoritätsperson" (Zitat Mädel)

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