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Die Anfahrt war heute ingesamt wesentlich angenehmer als beim letzten Mal. Auch diesmal war ich teilweise unsicher, welche Ausgänge ich nehmen soll, oder ob dieser Abgang oder jener Aufgang der richtige für mich sein sollte und auch dieses Mal sollte ich den gleichen falschen Weg wählen wie beim letzten Mal, aber zumindest hatte ich die grundlegenden Bilder drin. Ich wusste wo ich mich grundsätzlich hinwenden musste und so war meine Ankunft sicherlich wesentlich entspannter.
Das wird jetzt sicher mit jedem Mal leichter, und vielleicht traue ich mir auch irgendwann einen Abstecher zu, da ist ein bestimmter Kaffeeladen auf dem Bahnhof, den ich extrem gerne mag, aber noch ist es nicht soweit.
Nur mal so für mich morgen als Erinnerung oder für nachfolgende, die zufällig auch mal mit der U1 anreisen. Es ist der Ausgang Rotkreuzplatz :). Nicht die andere Seite.

Also Welcome back Auticon, da bin jetzt ich tatsächlich wieder hier. Ich freue mich.

Wie es hier für mich weiter geht und wie ich persönlich diese Erprobungswoche erlebe, mag ich euch hier begleitend aufschreiben. Zum einem, da es meine ganz persönliche Art ist, Erlebtes zu verarbeiten, zum anderem soll es aber auch ein kleiner Einblick sein und anderen vielleicht Mut machen, sich ebenfalls mal bei Auticon zu bewerben.
Denn gerade das Drumherum, die Angst vor dem Unbekannten, kann manchmal schon hinderlich sein.
Dabei gilt: Wie ich diese Tage hier meistere und empfinde, ist mein ganz eigenes Empfinden und Erleben und kann ganz sicher nicht als allgemeingültig angesehen werden.

Zunächst mal möchte ich auch noch lobenswert erwähnen, das der grobe Ablauf der Erprobungswoche bereits im Vorfeld per Email kommuniziert wurde, so dass ich mich in etwa auf die kommenden Tage schon vorbereiten konnte. Manche Punkte sind in sich noch offen gestaltet, aber der Rahmen steht soweit und bisher gab es auch noch keinerlei grobe Abweichungen.

Dennoch war es für mich eine durchwachte Nacht, in der ich im Vorfeld immer wieder viele Möglichkeiten durchgegangen bin, was denn heute alles passieren würde und was da auf mich zukommt. So kann man vielleicht verstehen, dass ich schon heute Morgen sehr unruhig, aufgeregt und müde in den Tag gestartet bin.

Das einzig schwierige für mich war die Mittagspause. Da ich wirklich orientierungslos und daher schnell hilflos in für mich fremden Städten bin, war es schon ein bisschen, aber nur ein bisschen gemein 😉 uns da ganz allein rauszuschicken in die Großstadt und bis auf den Umstand, das ich dann einfach mitgetrottet bin und gehofft habe, danach auch wieder irgendwie zurückzukommen, haben wir das eigentlich ganz gut gemeistert, wir Kandidaten gemeinsam. Da soll nochmal einer sagen, wir Autisten wären nicht Teamfähig…Nur ein Scherz 😉

Lustig war, aber das ist eine Eigenart von mir, dass ich mal wieder nicht einfach den anderen in eine Metzgerei hinterher laufen konnte, sondern einfach erstmal draußen stehenblieb um erstmal zu sondieren was da drin eigentlich los ist, wieviele Leute und wo man sich da wohl am besten hinstellen soll. Irgendwann bin ich dann doch hinterher und man hat dann sogar noch auf mich gewartet. Alles gut 😉 Konnte sie ja nicht wissen, dass ich bei sowas ein riesen Problem mit habe.

Auf die einzelnen Aufgaben und Tagesabläufe will ich gar nicht so sehr eingehen an dieser Stelle. Nur soviel, das es wirklich nicht schlimm ist, wie mir auch kurz vor Fahrtantritt zugesichert wurde per FB von jemanden, der selbiges auch schonmal mitgemacht hat.
Die Aufregung war an der Stelle eher umsonst, da hatte er recht.
Es geht wirklich mehr um ein allgemeines Kennenlernen, ein Abtasten meiner Fähigkeiten, Wünsche, Fertigkeiten und Stärken und was sonst noch so von Belang wäre, was für einen Arbeitgeber, gerade wenn er richtig individuell auf mich und meine Besonderheiten eigenen will, sicher gut zu wissen ist. Ich hatte auch kein Problem damit, diese Dinge preiszugeben. In diesem Falle ist es ja tatsächlich so und auch gewollt, dass ich so sein kann wie ich bin und meine vermeintlichen Schwächen tatsächlich mal als Stärken gewertet werden können. Ein ganz neues Gefühl. Und das erste Mal habe ich auch nicht den Eindruck, dass es ein Fehler wäre einem Arbeitgeber das alles zu erzählen.

Ich frage mich eh schon sehr lange, ob dieses zurückhalten solcher Informationen für mich nicht immer schon schlechter war. Aber ich bin ja lernfähig und vielleicht geht es auch wirklich mal anders.
Ich kann euch auch stolz berichten, dass ich inzwischen sogar meinem Arbeitsamt von meiner Diagnose berichtet habe und die haben es zunächst falsch aber besser aufgenommen als ich es dachte.
Zwar ist da noch ein aufklärendes Gespräch fällig, aber dazu werde ich mir Hilfe mitnehmen und dann wird das schon.

So langsam lösen sich alle meine Ängste und ich sehe da eine wirkliche Chance für mich in einem Traumjob zu arbeiten, der genau das bietet was ich gern mache und gut kann und wo ich sein kann wie ich bin.
Wo ich glänzen kann.

So gehe ich nun sehr müde, aber zufrieden nach einem Platsch in den Pool (die Zugfahrt war sehr unangenehm wegen der Hitze) bald ins Bett und ich denke, heute kann ich besser schlafen.

Ich bin gespannt auf morgen.

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in dieser Reihe:

Zu Gast bei Auticon

Erprobungswoche Auticon: Tag 2

Erprobungswoche Auticon: Tag 3

Erprobungswoche Auticon: Tag 4

Erprobungswoche Auticon: Tag 5

Ein Gespräch bei Auticon

Praktikum (erste Woche)

Praktikum (zweite Woche)

Praktikum (dritte Woche)

Praktikum (vierte Woche)

Praktikum (fünfte Woche)

Praktikum (sechste und siebte Woche)

Praktikum (achte Woche)