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~ Ich bin Asperger Autistin und hier sollen meine Gedanken Platz finden.

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Monatsarchiv: August 2013

Die Sache mit dem Essen

22 Donnerstag Aug 2013

Posted by maedel in Meine Gedanken über Autismus

≈ 12 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Essverhalten, HFA, Hochfunktionaler Autist

Ich wollte schon länger einen Beitrag zum Thema Essverhalten schreiben, denn wer mich kennt, der weiß, dass dies ein wichtiges Thema für mich ist und nicht nur für mich, sondern auch bei meinen 2 Jungs, die ebenfalls beide autistisch sind.
Ich höre und lese das oft im Zusammenhang mit Autismus und ich will nun versuchen, das ein wenig zu erklären, wie es sich bei mir verhält und warum ich manche Dinge nicht esse und manche doch. Manchmal aber auch einen Tag gar nichts esse oder auch mal tagelang nichts zu mir nehme. Ähnlich ist es mit dem Trinken. Ich möchte hier meine Gründe näher erläutern und vielleicht erklärt es das ein oder andere, so das es hilfreich ist, um auch bei anderen Autisten oder autistischen Kindern Muster zu entdecken.

In manchen Dingen bin ich sehr eigen. Gerade was mein Essen betrifft, esse ich nicht alles, und wenn nicht das da ist, was ich gerne mag oder, wenn es nicht genau so ist, wie ich es mag, verzichte ich ganz auf das Essen.
Gerade wenn manchmal Rezepturen verändert werden, wenn nur das Gewürz verändert wird, wenn manche Sorten aus dem Verkauf genommen werden, dann bringt mich das schier zur Verzweiflung und wird fortan von der Speisekarte gestrichen.

Beispielsweise habe ich früher unheimlich gerne Fleischsalat gegessen. Aber eben nur einen bestimmten aus einem bestimmten Laden (auf Schleichwerbung verzichte ich mal an dieser Stelle und tut auch nichts zur Sache ;)). Seit sie dort die Rezeptur verändert haben, esse ich keinen.
Ich versuche es zwar immer mal wieder, wenn ich irgendwo einen Neuen sehe. Aber keiner schmeckt so wie der, den ich mochte.
Ich bin auch kein großer Brotesser. Auch da mag ich nur bestimmte Sorten und wenn, dann ist die Auswahl meiner Belagsmöglichkeiten recht gering.
Beispielsweise esse ich zum Frühstück nur Aprikosenmarmelade. Phasenweise auch mal Kirschmarmelade.
Abends, wenn es Brot gibt, nur Salami, und da auch nur bestimmte Sorten oder Käse, den allerdings recht gern. Leider muss ich da aber immer ein wenig aufpassen, da ich laktoseintolerant bin.
Genauso wie ich bei Eis eigentlich aufpassen muss, aber da mag ich nur die Nusssorten oder Joghurteis. Da wird das natürlich schwierig und ist immer ein Abwägen, was geht und was nicht. Bei Nusseis am liebsten immer Haselnuss.
Was ich manchmal gerne esse und auch mal zwischendurch ist Müsli mit Joghurt. Da mag ich allerdings nur den großen Becher (Natur), die kleinen würde ich nie kaufen. Auch wenn es manchmal sinnvoller wäre, da ich meist die Hälfte wegschmeissen muss.

Ein großes Problem bei meinem Essverhalten ist, das ich keinen Hunger und keinen Durst verspüre.
Ich esse oft nur, weil ich denke es ist an der Zeit, und gerade wenn ich unter Stress stehe, kann es vorkommen, dass ich gar nichts esse. Oder wenn ich mit meinem Spezialinteressen beschäftigt bin, dann vergesse ich schlichtweg zu essen oder zu trinken.
Aus meiner Erfahrung weiß ich, dass einige Menschen wählerisch sind, was das Essen angeht. Also ist das nicht umbedingt AS-typisch. Der ein oder andere hat gewisse Vorlieben oder mag auch mal das ein oder andere nicht, weil es nicht schmeckt, beispielsweise. Es ist jedoch tatsächlich so, das ich eher auf das Essen ganz verzichte, als das ich was anderes essen würde, und es reichen oft schon Kleinigkeiten aus. Ich denke, auch hier macht der Unterschied zwischen mir und anderen, die Masse an Auffälligkeiten, die Intensität und eben der „sensorische Hintergrund“ aus.

Das Gefühl

Gerade Obst, das eine pelzige Haut hat, kann ich gar nicht essen. Z.B.der Pfirsich. Nektarinen esse ich an sich sehr gerne, aber sie müssen sehr fest sein, fast schon grün. Ähnlich bei Äpfeln. Es gibt z.B. diese mehligen Äpfel, was ich gar nicht leiden kann. Das fühlt sich alles unangenehm im Mund an und zudem neigen manche Lebensmittel dazu, am Gaumen oben festzukleben. Ein sehr unangenehmes Gefühl.

Ebenso unangenehm ist Sprudel für mich. Mehr als drei Schlucke bekomme ich nicht hin. Das tut zu sehr weh im Rachen und ziehe daher stilles Wasser vor.
Mit Säften allerdings kann man mich jagen. Sie brennen im Rachen und es gab bisher nur eine Situation, in der ich anfing, Säfte zu trinken und das war, als ich schwanger war.
Das Einzige, wo ich ein Sprudeln mag, ist bei Cola und Co. Irgendwie ist es da anders. Es sprudelt weicher und da mag ich das sogar. Aber vielleicht liegt es auch daran, das ich Cola niemals in mehreren Schlucken hintereinander trinken würde.

Eine Macke von mir dabei ist, dass ich im Grunde nur aus Flaschen trinke. Wasser beispielsweise nur aus den kleinen Flaschen, die sind handlicher. Nur wenn Besuch da ist, dann benutze ich Gläser, so wie es mir beigebracht wurde. Trinke dann aber auch recht wenig. Im Grunde stehen bei mir immer überall die Flaschen rum. So erinnere ich mich immer selber, dass ich trinken muss.

Die Konsistenz

Genauso unangenehm ist für mich so manche Konsistenz.
Z.B. mag ich Spargel überhaupt nicht. Ich bekomme schon einen Würgreflex, wenn ich den nur in den Mund schiebe, geschweige denn, dass ich den beissen würde.
Es fühlt sich einfach weich, glitschig und zudem faserig an, und das mag ich gar nicht. Als Suppe esse ich ihn wiederum gerne, püriert! Es hat also weniger was mit dem Geschmack zu tun, denn an sich schmeckt er mir ja.
Ähnlich verhält es sich mit Fleisch. Gerade wenn sie nicht durch sind, hat Fleisch die ebenso komische Konsistenz, die ich nicht mag.
Da drauf beissen zu müssen, ist ein ungemein ungutes Gefühl im Mund. Gleichzeitig ein unangenehmes Geräusch. Ich habe lange überlegt, mit was man es vergleichen könnte, aber mir will einfach kein geeignetes Beispiel einfallen.
Daher esse ich Fleisch auch nur sehr gut durch. „Lappen“, wie es manche bezeichnen oder anderen vielleicht auch besser als „Schuhsohle“ bekannt 🙂 aber ich mag das so. Entdecke ich nur eine winzige Stelle, die nicht ganz durch ist, dann lasse ich das ganze Fleisch stehen. Wenn ich es nicht rechtzeitig gesehen habe, dann kann es vorkommen, das ich es auch sofort wieder ausspucke. Das hat schon manch einen irritiert und kommt vor allem in Restaurants nicht all zu gut an.

Restaurants haben eh ihre ganz eigene Vorstellung von gut durch, habe ich so den Eindruck. Denn wenn ich gut durch sage, dann erwarte ich auch gut durch. So passierte es nicht nur einmal, das ich das Essen stehen ließ. Wenn nun ein aufmerksamer Kellner das bemerkte, kam natürlich die Frage, ob etwas nicht in Ordnung sei. „Ja“ ist es nicht. Bei genaueren Nachfragen rücke ich dann mit der Sprache raus „es ist nicht durch“. Der Kellner bringt das zurück in die Küche, um es nachbraten zu lassen. Prompt schalt es aus der Küche, das ist doch dann ein Lappen :O.
Ja genau, so will ich es haben.

Der Geruch

Manche Lebensmittel stinken. Gerade bei Fleisch gibt es Sorten, die ich absolut nicht riechen kann. Im Grunde esse ich nur Pute und Rind. Als Hack auch Schwein und Rind gemischt, Schwein nur zu bestimmten Anlässen oder in gewissen Gerichten. Bei Schwein verhält es sich oft so, dass ich es im rohen Zustand nicht riechen, kann aber dann kommt es eben auf die Zubereitung an. Hähnchen stinkt meiner Meinung nach und esse ich daher gar nicht.
Fisch mag ich auch nicht riechen. Das Einzige was ich wirklich gerne mag sind Meeresfrüchte.

Der Geschmack

Ich koche eigentlich immer das Gleiche und verwende auch meist die gleiche Würzung. Ich mag es, wenn es immer gleich schmeckt, und ärgere mich sehr, wenn manches Mal Rezepturen von manchen verändert werden, weil mir die alte sehr gewohnt war. Es ist jedoch nicht so, das ich nicht auch auswärts essen kann. Nur bei Gerichten, die ich zubereite, muss es immer genauso sein, wie ich es kenne. Eben pure Gewohnheit.
Ich hatte öfter die Situation, das jemand versucht hat meine Gerichte nachzukochen, und wenn dann nur ein Gewürz verändert wurde, habe ich es nicht essen können.
Genauso bekomme ich den Kartoffelsalat einfach nicht so hin, wie ich ihn mag. Ich habe den Geschmack im Kopf und bin da recht eigen, wenn er nicht genauso schmeckt, wie ich es mir vorstelle.

Die Umgebung

Manches Mal, gerade wenn ich kurz vor einem Overload stecke, oder eben auch im Stress bin, dann sind mir kleinste Geräusche schon zu viel. Ich ertrage dann schon oft das Schmatzgeräusch der anderen nicht und ich bin schon mehr als einmal panikartig vom Tisch verschwunden, bevor ich ausraste. In solchen Situationen mitzuessen ist mir nicht möglich und ein Restaurantbesuch kann so schnell in einem Desaster enden.
Ich esse daher oft lieber alleine. Nicht immer, aber gerade in solchen Situationen ziehe ich mich lieber zurück.

Insgesamt bin ich ein sehr schlechter Esser. Esse meist viel zu wenig oder auch mal gar nicht. Ich bin eine süße, mag gerne süße Sachen, aber da ich da immer ein wenig aufpassen muss, lasse ich sie lieber weg.
Da ich Hunger und Durst nicht spüre und Mengen sehr schlecht einschätzen kann, ich also auch kein Sattgefühl habe, ist es oft recht schwierig für mich, das richtige Maß zu finden.
Bei meinem Großen verhält sich das sehr ähnlich und auch bei ihm muss ich immer darauf achten, dass er auch genug isst und nicht nur süßes. Er ist in vielem noch extremer wie ich.
Wir haben beide eine Essstörung seit Kindheit an. Aber weniger um die Kontrolle zu haben, oder weil wir manches aus Überzeugung heraus nicht essen würden, sondern weil es bei uns einen sensorischen Hintergrund hat.
Aber auch liegt es eben zum großen Teil daran, dass wir es eben nicht spüren, wenn es Zeit ist, zu essen oder zu trinken.
Aus Erfahrung weiß ich, dass es helfen kann, sich bewusst zu ernähren. Tatsächlich Kalorien zu zählen. Zu planen, wieviel an Kalorien, Fetten, Nährstoffen und Ballaststoffen zu sich genommen werden muss. Nicht weil es darum geht abzunehmen, zuzunehmen oder auch zu halten. Sondern einfach um ein Gefühl dafür zu bekommen, was man am Tag zu sich nehmen sollte.
Leider ist das nicht immer so einfach, wie sich das hier ließt. Es ist sehr schwer, gegen die Essgewohnheiten eines Autisten anzugehen. Oft geht das nur in sehr kleinen Schritten und die Ärzte sagen gerade beim Großen sehr oft, das geht viel zu langsam, auch wenn man die Erfolge über die Jahre sehen kann.
Aber auch „ein steter Tropfen höhlt den Stein“ (RW) und auch ich werde eines Tages wieder mit dieser Methode mein Essen regeln. Denn es ist bisher das Einzige, das wirklich funktioniert.

Geburtstage

20 Dienstag Aug 2013

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 14 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Feier, feiern, HFA, Hochfunktionaler Autist

Ich feiere sie nicht gern und heute bin ich wieder daran erinnert worden, warum das so ist.
Es ist zu laut, zu viel und da sind so viele Dinge, an die man denken muss. Dazu geht auch meist immer was schief. Häufig so, wenn von außen Leute in mein Haus kommen, die unsere Strukturen nicht kennen und nicht wissen, wie sie mit uns umgehen sollen.

Zum einem, wenn sich Gäste schon selbst einladen, dann wäre es doch nett, mich rechtzeitig darüber zu informieren, wann sie denn nun gedenken vorbeizuschauen.
So hatte ich die Schwierigkeit, dass ich nicht für die Muffins einkaufen gehen konnte, da ich nicht genau wusste, wann sie denn nun kommen.
Zum Geburtstag gibt es bei uns immer Kuchen. Die Kinder haben sich darauf gefreut und es auch erwartet.
Als der Anruf kam, wäre es schon ein Kraftakt gewesen, spontan in den Laden zu fahren und ich war daher froh, dass der Besuch anbot, Muffins von unterwegs mitzubringen. Nur schmecken hätten sie sollen.
Aber man kann ja nicht alles haben.
Für mich war der Tag schon vor dem Besuch gelaufen und in all dem Chaos, und wenn ich eh am Limit bin, soll ich gleichzeitig an alles denken. Begrüßen (ich mag keine Umarmungen, zumindest nicht bei jedem), aber man ist ja höflich. Immerhin ist es mein Geburtstag und sie schauen extra deswegen vorbei.
Dann den Kaffee nicht vergessen, Tisch decken, gleichzeitig die Kinder in Schach halten und ja, die Geschenke annehmen und vor allem ordentlich reagieren.

Meine Mutter war immer sehr stolz darauf, dass ihre Tochter sich immer gleich über jedes Geschenk freuen kann. Egal wie groß es ist. Es ist ein rein antrainiertes Verhalten.
Schwierig wird es, wenn genauer hinterfragt wird.
Gefällt es dir wirklich? Wirst du es tragen?
Ich weiß nicht, woher die Annahme kommt, dass Frauen gerne Schmuck haben. Ich trage keinen, bis auf mein Nasenpiercing. Ich brauch nicht wirklich noch eine Halskette, die in meinem Schmuckkästchen versauert.
War ich froh, dass meine Kinder mal im richtigen Moment dazwischen kamen und von der Antwort ablenkten. Somit blieb sie offen. Das hätte sonst vermutlich Ärger gegeben, wenn ich ihr gesagt hätte, dass ich keine Halsketten trage.

Der Besuch war nur 2 Stunden da. Das hat ausgereicht, dass ich völlig durch den Wind bin, die Jungs angestrengt, der mittlere völlig am Ende. Er ist nur noch gereizt und schreit bei jeder Antwort. Vor allem ist er schwer enttäuscht, dass die Abläufe heute nicht genauso stattgefunden haben, wie er sich das für meinen Geburtstag vorgestellt hat. Böser Fehler.
Wir holen das nach, mein Schatz.

Ich bin froh, wenn mein Geburtstag heute rum ist und hier wieder die gewohnte Ruhe einkehrt. Ich bin ebenso wie mein Sohn gereizt. Die Sonne, jedes Geräusch tut weh und meine Haut kribbelt.

Ich brauche dringend Pause.

Ich sehe so viel, höre so viel …

13 Dienstag Aug 2013

Posted by maedel in Meine Gedanken über Autismus

≈ 16 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Gedanken, HFA, Hochfunktionaler Autist, Kommunikation, soziale Konventionen

… und doch tappe ich manchmal blind durch die Welt.

Ich frage viel nach. Will alles genau verstehen. Manche sagen, das wirkt bei mir schon fast kindlich vom Fragen her. Ich frage Dinge, die für andere selbstverständlich oder einleuchtend sind.

Mir geht es hier um soziale Konventionen und um die Kommunikation miteinander.

Eine sehr häufig gestellte Frage von mir ist das nach dem Warum oder Wieso.
Manche nervt das.

Viele können gar nicht genau beschreiben, warum sie so handeln oder was sie da denken. Das finde ich komisch. Darüber mache ich mir ständig Gedanken. Wie fühle ich mich, was denke ich gerade. Ich analysiere ständig. Mein Kopf steht nie still. Ich denke immer. Beim Reden sowohl auch beim Schreiben.
Ich denke darüber nach, bevor ich handle, während ich handle und ich analysiere mein Handeln und die Reaktionen anderer nach meinem Handeln.

Schon mal jemanden gefragt, was Liebe ist oder was sie darunter verstehen? Kaum einer weiß es wirklich, aber alle meinen es zu wissen.
Wie kann man etwas wissen oder behaupten es zu wissen, wenn man sich da nie Gedanken zu gemacht hat?
Und überhaupt, was soll dieser Satz „Weil es halt so ist“ ….warum ist es denn so?

Irgendwas scheinen andere intuitiv zu erfassen, was ich nicht erfassen kann.
Aber erklären, was sie da intuitiv erfassen, kann mir kaum einer und somit kann ich es oft auch nicht wirklich verstehen.
Manches an Verhalten kann ich imitieren. Das geht. Aber Imitieren setzt nicht ein Verstehen voraus und ich liege häufig völlig daneben.
So verstehe ich oft nicht, warum in manchen Situationen ein Drücker erwartet wird. Genauso aber auch nicht, warum manche mich in gewissen Situationen drücken oder trösten wollen.
Viele Fragen eben, vieles, was ich nicht verstehe, warum Menschen so handeln und denken, wie sie es tun.

Eine Freundin meinte mal, es wäre immer sehr interessant mit mir zu reden. Durch mich wurde ihr vieles „bewusster“. Ich denke über Dinge nach, da hat sie sich nie sonderlich Gedanken drum gemacht. Ich verstehe nur nicht, warum man sich da keine Gedanken darum macht. Wie macht ihr das, Dinge so hinnehmen, wie sie sind, einfach weil sie so sind?

Das ist mir schon aufgefallen. Dass ich in vielem die Dinge auf dieser Welt anders sehe.
Nicht nur auf das sehen reduziert, sondern eben auch, wie ich sie wahrnehme, wie ich in ihr denke und wie ich sie mir selber erkläre.

Ich bin beispielsweise ein sehr gerechter und ehrlicher Mensch. Manchmal auch zu meinem Nachteil. Aber wenn es nunmal so ist.
Es kann nicht immer zu meinem Vorteil sein.
Warum drehen Menschen die Wahrheit so, dass sie im Vorteil stehen? Ich kenne so manche Person, die das so macht.
Manchmal werden noch Aussagen oder Handlungen während des Gesprächs gedreht. Nur damit man selber nicht als dumm oder schlecht dasteht. Blöd dabei nur, dass ich mir Gespräche im Wortlaut merken kann, auch manchmal über längere Zeiträume und ich registriere das dann immer und habe dann auch die Angewohnheit die Person darauf anzusprechen. Das hat schon häufig zum Streit geführt. Warum kann man nicht einfach zu dem stehen, was man gesagt hat. Oder eventuell tatsächlich nicht weiß, es einfach mal so stehen lassen oder einfach sich selbst eingestehen, das man es eventuell nicht mitbekommen oder falsch verstanden hat.

Ich sage manchmal Dinge, habe einen Hang dazu verbessern zu wollen oder Aussagen zu berichtigen. Manchmal wird das falsch verstanden und als Angriff gewertet. Wenn ich merke das was schief läuft ziehe ich mich meist drastisch zurück. Manchmal sogar, indem ich ein Forum oder eine Gruppe verlasse. Aber ich suche dann parallel immer den Fehler oder die Schuld bei mir. Selten bei anderen.
Dieses Gefühl nicht verstanden zu werden, das kenne ich gut. Aber ich gestehe ein, das ich manchmal genauso wenig verstehe.
Ich habe auch oft die Angewohnheit auf meinen Standpunkt zu beharren. Gerade in solchen Situationen ist es besser, sich aus der Situation zu ziehen und sich dann Gedanken darüber zu machen, ob man wirklich was falsch gemacht hat. Ich habe auch das Glück, das ich Freunde habe, die nochmal einen zweiten Blick darauf werfen können. Auf diese Weise kann ich auch mal von meinem Standpunkt abweichen oder zugeben, das ich wohl falsch lag.

Solche Konflikte hatte ich viele. Vor allem auch mit meinem Mann. Irgendwie hatte die Kommunikation nie wirklich zwischen uns funktioniert.

Beispielsweise sag ich ihm, das ich mit der Person noch „nicht“ gesprochen habe und er sagt er redet mit ihr direkt. Dann schreibt er zurück, dass die Person ja noch gar nichts davon wusste und darüber war er verärgert. Äh ja, logisch. Ich hatte ja noch nicht mit ihr geredet *seufz*
Warum hören Menschen nicht genau zu? Oder fragen nach, wenn sie es nicht genau verstanden haben? Warum interpretieren sie soviel hinein.
Warum können viele nicht zugeben, falsch zu liegen. Auch hier die Frage, warum behaupten sie oft vehement etwas genau zu wissen, wenn dem so nicht ist?

Für mich ist das „warum“ und „wieso“ initial wichtig. Ich muss die Muster erkennen. Ordne immer alles nach Mustern ein. Und um das zu können, muss ich es wirklich verstehen. Dinge, die ich nicht wirklich verstehen kann, die kann ich auch nicht wiedergeben oder so genau formulieren, das sie andere auch verstehen.
Ist mir letztens wieder mit einer Frage so gegangen. Da ging es um das Thema „Termine machen“. Ich hatte das Problem daran verstanden, da ich es auch oft so erlebe. Aber ich konnte es nicht genau formulieren.
Mir fehlte dazu das Verstehen der anderen Seite. Wie soll man etwas genau erklären, wenn man den anderen und damit seine Reaktion nicht genau verstanden hat.

Ich habe dann wie gesagt oft die Angewohnheit zu fragen. Manche wundern sich über diese Fragen und ich wundere mich, warum sie sich wundern.
Vor allem wundere ich mich, das sie die Antwort dazu nicht wirklich kennen, aber es vorbehaltlos als das annehmen, was es in ihren Augen halt ist.
 Scheinbar muss dieses „halt so sein“ was Kollektives sein. Denn irgendwie deckt sich das Handeln danach mit anderen. Nur erschliesst sich mir das „halt so sein“ nicht.

Ob es der kleinste gemeinsame Nenner bei den Nichtautisten ist?
Das sie da ein Wissen haben, an das ich nicht rankomme. Das intuitive erfassen von Situationen. Das Hineinversetzen, das ich nicht kann? Das annehmen von Dingen, weil sie eben so sind und es kollektiv so gesehen wird?

„weil es einfach so ist und es alle so machen“

Ist das vielleicht das Geheimnis, das es mir so schwer macht?

Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die viel hinterfragen. Das ist nicht unbedingt eine reine autistische Angewohnheit. Außer vielleicht die Fragen an sich. Warum bewegt der jetzt seine Hand so. Was bedeutet diese Geste und warum macht diese das.Warum soll ich sie jetzt in den Arm nehmen und was um Himmels willen ist das? Ich google viel. Versuche Antworten zu finden. Aber manche Dinge entziehen sich meinem Verständnis. Lassen sich logisch nicht erklären. Manche Reaktionen sind so anders, als ich reagiert hätte und ich wüsste manchmal einfach gerne, warum.

Wenn die Hitze zuviel wird…

04 Sonntag Aug 2013

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 3 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hitze, Hochfunktionaler Autist, Overload

Sabine schreibt mir hier stellenweise aus meiner Seele. Ich kenne das gut, wie es sich anfühlt, wenn die Schweißtropfen den Körper herunter rinnen. Ich binde an sehr heißen Tagen meine Haare dann immer hoch, benutze oft ein Tuch, damit auch ja kein Haar die Haut berührt. Normalerweise mache ich das nicht so gerne, da Bänder oder Tücher zusätzlich Druck ausüben, aber die Haare auf der Haut sind noch schlimmer und dann wähle ich das kleinere Übel.

Ich vermeide momentan das draußen. Wo es nur geht. Oft erst abends oder nachts setzte ich mich raus.
Bei mir ist es nicht so schlimm wie bei Sabine, aber das liegt vermutlich daran, das ich schlafen kann. Mein Bett steht im Keller und da ist es kühl. Auch meine Jungs sind derzeit sehr gereizt.
Ich halte mich gerade an sehr heißen Tagen viel im Keller auf. Mir waren schon die Tage zu viel, als ich draußen bei den Kindern im Garten sein musste, weil diese ja nicht ohne Aufsicht bleiben können. Wobei die Jungs eher drin waren. Nur die kleen war gern draußen.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie es jetzt in einer Dachwohnung wäre.

Meist hatte ich das Glück, das ich recht gut durch den Sommer kam. Aber ich hatte auch Momente, wo es schlimmer war. Z.B im Urlaub, wo es keine Klimatisierung gab oder einen Keller, in den ich mich verkriechen konnte.
Da war an Schlaf nicht zu denken. Dazu die Hitze. Wobei es auch immer auf den Feuchtigkeitsgrad ankommt. Gerade im Ausland habe ich, obwohl es wesentlich heißer war, kaum geschwitzt und die Hitze nahm mir auch nicht den Atem. Zumindest nicht jeder Tag. Hierzulande schon.

Obwohl ich besserer Bedingungen habe als Sabine, bin ich dauergereizt. Meine Reiztoleranzschwelle ist extrem niedrig. Stehe ständig am Rande eines Overloads oder mitten drin.
Gestern wurde ich von einer Freundin abends zu einem Sommerfest eingeladen. Ich mag sie, aber sie kann es nicht lassen, mich zu berühren. Selbst wenn ich sichtbar wegzucke kommt ihrerseits ein Sorry, berührt mich dabei aber wieder. Zur Beruhigung? Vermute ich mal. Dann zucke ich wieder und wieder kommt ein Sorry. Gestern war das zuviel und ich brauche heute den Tag Ruhe, um mich zu erholen. Dabei wollte ich heute einiges erledigen.
Sie weiß, dass ich Berührungen nicht mag. Es gibt Tage, da kann ich es besser ertragen und Tage wie zurzeit, wo es für mich sehr schwer ist. Gerade das, denke ich, ist schwer für manche zu verstehen. Warum ging es gestern und heute nicht. Nicht immer kann ich eine Erklärung dafür liefern. Aber momentan schon. Es ist diese Hitze, das Schwitzen, die Schmerzen, das Kitzeln und Kribbeln als wäre die Haut aufgeregt. Selbst Kleidung tut weh. Das Haar. Das Licht.
Blöd dabei ist, wenn selbst die Sonnenbrille, die mir eigentlich helfen soll, zur Qual wird. Die rutschte aufgrund des Schwitzens ständig die Nase herunter. Das macht mich wahnsinnig und da bleibt mir dann nichts anderes übrig, als sie wegzulassen. Solange ich das Haus nicht verlassen muss, geht das auch. Aber wehe wenn doch. Dann reichen teilweise 10 Minuten in der Sonne und das Licht tut sein übriges neben der taktilen Reizüberflutung.
Ich bin ein Mensch, der ungeheuer gerne Musik hört. Auch das geht seit Tagen nicht, weil es zu laut ist. Derzeit bin ich allein im Haus und ich bin teilweise froh ob der Stille, die hier herrscht. Aber jeder Gang nach draußen ist eine Qual. Will wohl überlegt sein, ob es unbedingt notwendig ist.
Genauso verhält es sich mit dem Kaffee trinken. Ich trinke normalerweise ausgesprochen gerne Kaffe. Momentan nur noch morgens oder sehr spät abends. Ansonsten ist es viel zu heiss um Kaffee zu trinken.

Momentan kann eine Kleinigkeit das sogenannte Fass zum überlaufen bringen (RW). Ich bin zurzeit alleine und muss zum Glück nicht darauf achten, wie es meine Kinder aufnehmen, wenn ihre Sicherheit auch wegbricht. Auch wenn sie das Gefühl an sich kennen und sicher auch nachvollziehen können.

Heute ist es zum Glück ein wenig abgekühlt. Ich habe nächste Woche einiges da draußen zu erledigen und ich hoffe das bleibt so. Gerade wenn ich da raus MUSS könnte ich eine erneute Hitzewelle nicht brauchen. Ich bin dann schon mit den übrigen Reizen genug beschäftigt.

Dir, liebe Sabine, wünsche ich ein paar erträgliche Tage und ein wenig Erholung.

"Autismus ist nichts Erstrebenswertes, nicht heilbar und es ist ein Leben, das mich jeden Tag aufs neue fordert, in einer Gesellschaft zu bestehen, die nicht autistengerecht ist. Es ist mein Leben und nicht nur eine Diagnose." (Zitat Mädel)
"ABA ist das Lernen von absolutem Gehorsam ohne das Hinterfragen der Autoritätsperson" (Zitat Mädel)

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