Ich kann es einfach nicht lassen. Obwohl ich eigentlich momentan genug um die Ohren habe. Aber was raus muss, muss raus.
Ich rege mich schon den ganzen Tag über die Haltung und Vorgehensweise von Aktion Mensch auf und muss hier ein paar Gedanken dazu los werden.
Das Aktion Mensch die ganze Sache einfach auszusitzen versucht, war mir schon lange klar und die Tatsache, dass wir Autisten bei solchen Dingen äußerst hartnäckig vorgehen, scheint ihnen wiederum nicht klar gewesen zu sein. Dennoch regt mich ihre Vorgehensweise und wie sie damit umgehen extrem auf. Ich bekomme vieles derzeit nur am Rande mit, aber das was ich mitbekomme, reicht schon aus, um mich wirklich sauer zu machen.
Da lese ich Meldungen auf ihrer Seite, bei FB als auch ihrer Timeline bei Twitter, von Umfragen zu Barrierefreiheit, wo sie sich doch keinen Deut darüber geschert haben, wie es mir und Quergedachtes nach dem Treffen ging und bis heute schweigen sie sich zu unseren Statements aus.
Da lese ich Zeilen, wie wichtig ihnen die einzelnen Menschen sind und weiß gleichermaßen, dass sie weiterhin, trotz unserer Bemühen, 250 000 Euro Fördergelder an die IFA Bremen zahlen und damit AVT (ABA) unterstützen.
Und Aktion Mensch schweigt sich weiter dazu aus. Das einzige, was jedes Mal wenn das Thema ABA und der Umgang von Aktion Mensch damit aufkommt, ist ein vorgefertigter Hinweis, auf die Netiquette zu achten inklusive eines Links zur Gesprächsrunde, die sie seinerzeit auf ihren Blog veröffentlichten und wo sie stolz verkündeten, wie toll sie doch in ihrer Rolle als neutrale Vermittler, eine Plattform für ein Gespräch bieten konnten.
Nachdem ich das wiederholt lesen musste, wie gesagt jedesmal wenn irgendjemand etwas zum Thema schrieb und Aktion Mensch sich weiter ausschweigt, platzte mir sinnbildlich der Kragen.
Zum einem war für mich kein einziges Mal ein Verstoß gegen eine Netiquette zu sehen. Selbst wenn Andere die ABA Therapie als Foltertherapie bezeichnen, ist das kein beleidigender Angriff auf Aktion Mensch.
Und auch wenn wir auf den Umstand immer wieder hinweisen,was Aktion Mensch da treibt, ist es keine Unsachlichkeit. In keinem Punkt haben wir Unwahrheiten geschrieben. Lediglich Tatsachen und wie wir sie interpretieren. Das nennt man freie Meinungsäußerung und dazu haben wir alles Recht der Welt. Auch wenn sie negativ ist.
Das was Aktion Mensch da treibt, nennt man „Androhen von Zensur“ und damit machen sie sich mehr als lächerlich.
Aber nicht nur damit
Die Tatsache, dass sie jedesmal ihren Bericht zur Gesprächsrunde verlinken und zu gar nichts Stellung beziehen. Dazu teilweise angefangen haben, hintenrum DMs auf Twitter mit selbigen Verweis zu verschicken (so gelesen auf Twitter bei Quergedachtes) macht mich stinkwütend. Denn ungeachtet dessen, dass sie niemals wieder auf unsere Einwände eingegangen sind, ignorieren sie hier auch völlig unsere Seite der Geschichte und so werde ich immer wieder diese beiden Artikel dazu verlinken, sobald ich ihre Standardmeldung sehe, und ich hoffe, ihr helft mir alle dabei. Denn wenn sie schon ihren Bericht und ihre Sicht der Dinge verlinken, dann sollte auch die Sicht von Quergedachtes und mir von diesem Treffen nicht fehlen:
https://quergedachtes.wordpress.com/2015/12/02/werden-wir-schweigen-nein/
Was mir so richtig sauer aufstößt, ist das ständige Berufen von Aktion Mensch auf ihre angebliche Neutralität.
Aktion Mensch hat die Pflicht, sich „für“ Behinderte einzusetzen. Allein schon, weil sie sich immer darauf berufen, dass Behinderte und ihre Bedürfnisse das Anliegen der Aktion Mensch ist.
Das was ihr als Aktion Mensch aber tatsächlich tut, ist wie, wenn ein Arzt dem Lungenkrebspatienten lediglich ein Spray und die Hand drückt und vielleicht noch zu einer Schmerztherapie (natürlich abends ambulant) schickt, nur damit sie weiter arbeiten können und der Gesellschaft noch so lange ihren Dienst erweisen können, bis sie endgültig tot umfallen.
Aktion Mensch darf sich nicht auf eine angebliche Neutralität ausruhen, die allein schon dadurch nicht mehr gegeben ist, dass sie ABA mit solch hohen Summen finanzieren.
Das macht sie als Organisation, die angeblich für behinderte Menschen agiert, unglaubwürdig!
Aktion hat immer noch nicht begriffen, dass ABA/AVT keine Hilfe für Betroffene darstellt, sondern lediglich Hilfe für das Umfeld, die im Gegenteil sogar die Betroffenen, also explizit ihr eigenes Klientel, schaden!
Denn ja, um ganz bei euren Worten zu bleiben, wann gewinnt für euch denn das WIR und nicht nur für Tanja, für die tatsächlich der Mensch an erster Stelle steht.
Denn bei Aktion Mensch ist das offensichtlich nicht der Fall.
Denn mit euer Haltung schadet ihr den Autisten und gerade diejenigen unter uns, die unseren besonderen Schutz brauchen, unseren Kindern, deren Rechte ihr buchstäblich zu Boden tretet.
Kriegt das endlich mal in eure Köpfe, Aktion Mensch!
Noch abstruser wird es, wenn ihr auf eurer Seite auf die UN-BRK verweist und dabei eine Therapieform fördert, die genau gegen diese Rechte verstößt. Und ihr redet weiter von „Neutralität“ und „Inhalte einer Therapie gehen euch nichts an“.
Merkt ihr selber nicht, wie lächerlich ihr euch damit macht?
Und noch etwas, in aller Sachlichkeit, die ich aufbringen kann an dieser Stelle:
Euer immer währender Verweis an die Netiquette, etc. und Diskussionsrunde, macht das ganze nur noch schlimmer.
Euer Kommentar, dass ihr eine neutrale Plattform geboten habt und auch noch stolz darauf seid, ist wie ein Schlag mitten ins Gesicht.
Ich war dabei und, dass was ihr da geboten habt war keine neutrale Plattform, sondern der Creme dela Creme einer ABA Lobby eine Gelegenheit zu bieten, um uns Mundtot machen zu können.
Wenn ihr wirklich den Schneid hättet, dann würdet ihr dazu Stellung beziehen und eine Diskussion dazu zulassen. Und nicht mit Zensieren drohen für einen angeblichen Verstoß der Netiquette und vor allem würdet ihr euch nicht mehr hinter einer Veranstaltung verstecken, die ihr mehr als verbockt habt.
Habt ihr den gar nichts dazu zu sagen?
Aber was erwarte ich auch von einer überforderten PR-Abteilung!
sabrinastolzenberg sagte:
Hat dies auf Sunnys Space rebloggt.
Conny sagte:
Es ist schlimm das Aktion Mensch eine Organisation unterstützt, die von den Menschen denen sie angeblich helfen zu recht so stark kritisiert wird.
Noch schlimmer ist es das sie euch dann noch vorwerfen den Kindern zu schaden.
Lasst euch nicht den Mund verbieten und klärt weiter über diese menschenunwürdige Therapieform ABA auf !
Ich hoffe das sehr viele Eltern autistischer Kinder eure Blogs lesen, damit ihre Kinder nicht zu traumatisierten, dressierten Menschen heranwachsen die ihren eigenen Gefühlen nicht trauen weil sie von klein auf als falsch dargestellt wurden.
Macht weiter so !!!
maedel sagte:
danke
Talyn sagte:
Hi,
Ich möchte noch ergänzend was zu deinem Kommentar zusteuern.
Zum einen: ja – das mit dem vertrauen in eigene Vernunft, Wahrnehmung, Emotionen und damit nicht zuletzt dem Selbstvertrauen, zu seinen eigenen Entscheidungen zu stehen ist eigentlich der zentrale Punkt.
Ich halte es auch grundlegend für das Menschenrecht, dass auf diese Art untergraben wird.
Es ist umso schlimmer, weil hier unter dem Deckmantel Therapie und „Hilfe, grundlegende Fähigkeiten zu erwerben, um später dann selbstbestimmt eigenständig und glücklich Leben zu können“ wirklich an Kindern unter „fachlicher“ Anleitung nichts weiter vorgenommen wird, als die systematische Zerstörung einer Seele.
Das Vertrauen in sich und die Eltern und nicht zuletzt ärzten kriegt da einen Knacks, was schon bei nicht – autisten kaum zu beheben ist.
Nur: nicht autisten kriegen dann in nachfolgenden Therapien wieder beigebracht, auf ihre Fähigkeiten zu bauen und sich als vollwertiger Mensch zu betrachten.
Das ist unter Annahme, autisten seien ab Geburt so kaputt und falsch, das alles was irgendwie machbar erscheint auch getan werden müsse, faktisch nicht möglich.
Ich bitte bei sowas immer im Bewusstsein sein zu halten, dass jemand der gut genug hört um Anweisungen umzusetzen auch gut genug hört, um seine Eltern und ärzte genau das sagen zu hören.
Das gilt unabhängig davon, dass ich persönlich auch nonverbalen autisten eine deutliche Intelligenz zugestehe.
Wirklich mal unter der Annahme „zu dumm um alleine zu lernen“ die bei ABA unverhohlen Grundlage der Therapie ist.
So dumm, nicht zu raffen dass man ihn für dumm hält ist niemand. Ehrlich nicht.
Ich seh aber in allen Beweggründen von Eltern, sich zu einer solchen Maßnahme zu entscheiden, vor allem (auch bewusst) immer den Wunsch, sichtbares und befürchtetes leid zu vermeiden und zu mildern.
Und da an dem Punkt können auch Eltern ansetzen. Auch grad die, die ihr erstes autistisches Kind bei sich haben und erstmal nicht weiter wissen.
Helft euch gegenseitig, euch Mut zu machen.
Das meine ich wirklich ernst.
Wer mit eurer angst tausende von Euros verdienen will und kann ist eigentlich nicht daran interessiert, euch die Angst zu nehmen.
Sonst wären da andere Formulierungen erkennbar.
Man kann jede der mit autismus assoziierten Schwierigkeiten auch im vollen Bewusstsein, dass sie da ist auch, auch versuchen so gut es geht positiv zu betrachten. Die wird davon nicht besser, aber es ist ein bedeutender Unterschied ob ich etwas als „falsch und gehört weg“ ansehe oder ob ich es als „schwierig und kann durch Ursachen abmildern besser gemacht werden“.
Tut auch euch Eltern seelisch besser.
Denn so sind doch im Grunde alle irgendwie schuld an etwas „schlimmen“: ihr, eure Kinder…
Ist nicht notwendig.
Autismus tritt auf, der ist erstmal einfach da.
Guckt euch nach unterstützung um, und Menschen die eine schwierige Situation bewusst noch schlimmer machen (auch durch Worte) sind keine Unterstützung.
Das übernehme ich grad mal aus einer Therapie Einheit, die ich hatte, um mich nicht mehr ganz so erbärmlich dumm und schuld an allem, zu sehen.
Muss was dran sein, die Therapie war für nicht – autisten ausgelegt.
Wenn schon öffentlich zugegeben wird, was für einen Einfluss autisten haben, dann muss auch deutlich gesagt werden: Eltern mit Kranken, behinderten Kindern haben eigentlich noch mehr.
Fordert, dass die rechte eures Kindes anerkannt werden. Dass man eure Kinder als Menschen seht.
Menschen denen Inklusion zu Teil wird.
Menschen die gewollt sind.
Mir selbst kommt im Augenblick jedesmal die Galle hoch, wenn ich die Aktion Mensch Werbung sehen muss.
Ich sitze dann hier und so ab und an hab ich überlegt, wie ich wohl ohne arme behandelt würde. Oder Querschnittsgelähmt.
Die haben ja alle immer ein dickes lachen im Gesicht.
„ach behindert, das kriegen wir doch hin – schlimm wäre es doch erst wenn wir uns nicht gegenseitig helfen. Hier guck. Keine arme aber Chef – geht doch alles.“… Euer ernst, Aktion Mensch? Wirklich?
Und allen Eltern von autisten sollte das noch mehr aufstoßen.
Ihr sollt gegen die Bedürfnisse eures Kindes handeln, um euren Teil der Inklusion zu leisten. Inklusion die aufhört, wenn das Kind in die schule kommt. Oder im Zweifel auch nicht wenn der Mist hier weiter voran getrieben wird.
Da wird ein System des Zwangs etabliert – kein ABA, keine schule…???
Wer ohne arme Chef wird hat als Kind gelernt, dass er trotzdem was wert ist… Nur mal so. Dem wurde nicht eingeredet, er sei dumm und eingeschränkt.
Die Zeiten, in denen Krüppel in der Scheune versteckt wurden sind ja auch dank Aktion Mensch vorbei.
Harte Worte? Ja, genau so hart wie „zu dumm um ohne klicker Training zu lernen“…
Genau so hart wie „also euer Kind?! Da hilft nur hartes Training, sonst wird das nix mit leben“
Lasst euch keine angst machen.
Als Erwachsener autist kann ich nur mithelfen zu erklären.
Und mich mit empören.
Anita sagte:
Dank Mädel
und „liebe“ Aktion Mensch
kein Mensch verdient es derartig „behandelt“ zu werden, wie ABA mit den Kindern umspringt.
Liebesentzug wird bei jeder guten Erziehung ausgeschlossen. Soll aber unter ABA als Verstärker dienen.
Ebenso wie Nahrung und Trinken.
Bitte setzt Euch endlich vorurteilsfrei und eingehend mit der Thematik auseinander!
Und lasst Euch nicht von „Experten“ ein X für ein U bzw. Schwarz für Weiß vormachen!
Dario sagte:
Ich bin auch enttäuscht vom Verhalten der Aktion Mensch. Wenn man aber bedenkt, dass diese Vereingung ursprünglich „Aktion Sorgenkind“ hieß (bis ins Jahr 2000), dann wundert mich die ignorante Haltung gegenüber Autisten, die für sich selbst sprechen wollen, überhaupt nicht. Sie entspricht genau der Mentalität der 1960er-Jahre, als die damalige „Aktion Sorgenkind“ gegründet wurde.
Der Name wurde inzwischen geändert, die PR-Strategien auch, aber eine innere Reform scheint nur unzureichend stattgefunden zu haben. Die Aktion Mensch genießt in der Öffentlichkeit ein hohes Ansehen. Wer zwischendurch mal was „Gutes“ tun will, der spendet einen Geldbetrag an die Aktion Mensch oder er kauft sich eines der vielumworbenen Dauerlose. Davon lebt die Aktion Mensch bis heute: Sie gibt der breiten Masse die Möglichkeit, mit ein wenig (pseudo-)sozialem Egagement ihr Gewissen zu beruhigen. Dieses Spiel funktioniert, und die Aktion Mensch ruht sich prima darauf aus. Um eine gleichberechtigte Zusammenarbeit mit behinderten Menschen scheint es dabei nicht zu gehen (oder nur am Rande), eher um die eigene Imagepflege als Wohltätigkeitsorganisation, so wirkt es leider.
Pingback: Warum? Mal wieder ABA | Sunnys Space
zentakel sagte:
Vielen Dank an dieser Stelle mal für dein großartiges Engagement, maedel. Ich hoffe, dass ihr euch nicht zu schnell entmutigen lasst auch weiterhin gegen menschenrechtsverletzende Therapien vorzugehen, auch wenn es mehr als verständlich wäre bei solch einer „Tretmühle“. Danke auf jeden Fall fürs Kämpfen!
~ Z.
maedel sagte:
aufgeben steht nicht auf meiner Liste 🙂
klarnetaut sagte:
Hat dies auf Blogger ASpekte rebloggt und kommentierte:
Es gibt immer noch keine Reaktion von Aktion Mensch.
maedel sagte:
Danke für deine Unterstützung 🙂
flohhusten sagte:
Hat dies auf Missbrauch, Folgen und der Weg rebloggt und kommentierte:
Ich reblogge das auch gerne.
Es ist wichtig, dass sogenannte „Helfer“ endlich begreifen, dass sich wirkliche Hilfe an den Bedürfnissen des zu Helfenden orientieren müssen – und nicht an jenen, der Umgebung dieses Menschen.
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