Schlagwörter
AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Erschöpfung, HFA, Hochfunktionaler Autist
Eine Frage, die ich mir sehr oft stelle. Wer mich kennt, oder über einen längeren Zeitraum beobachtet, der weiß, dass ich viele Pausen brauche. Ich achte normal darauf, dass ich immer nur einen Termin pro Tag habe. Oder sollte es tun.
Das mit der Erschöpfung
Erschöpfung oder diese bleierne Müdigkeit kennt jeder irgendwo.
Gerade nach anstrengenden Tätigkeiten oder wenn man zu lange auf ist oder insgesamt zu wenig geschlafen hat.
Nur sind sie bei mir wesentlich häufiger, und auch obwohl ich ausgeschlafen bin und körperlich fit. Es ist ein unbändiges Gefühl, sich hinlegen zu müssen und man kann kaum etwas dagegen unternehmen.
Die mentale Erschöpfung ereilt mich auch dann, wenn ich doch eigentlich genug und ausreichend geschlafen habe, und von dem her eine reine Müdigkeit nicht sein kann. Die Gründe für diese tiefe Erschöpfung liegen woanders und sind für viele nicht nachzuvollziehen.
So ereilt mich eine tiefe Erschöpfung nach dem Einkaufen.
Während dem Einkaufen prasseln derart viele Eindrücke auf mich ein und gleichzeitig muss ich mich auf meine Einkaufsliste konzentrieren. Das stetige Piepen, wenn etwas über den Kassenscanner gezogen wird, höre ich durch den ganzen Laden als würde ich direkt neben der Kasse stehen. Das Gemurmel der Leute, die Bäckereifachverkäuferin, die freundlich mit dem Brotkäufer schwatzt. Es ist alles bunt, grell.
Ich kann Neonröhren nicht ausstehen, sie flackern fast immer und der ganze Raum scheint dann in diesem Licht zu pulsieren.
Noch schlimmer wird es, wenn sich das, was ich brauche, nicht genau da befindet, wo es sein sollte. Dann packt mich zusätzlich eine schwere Unruhe, die bis hin zur Panik gehen kann.
Habe ich dann noch meine Kinder dabei, so habe ich für diese auch noch die Sicherheitsfunktion inne und dazu muss ich darauf achten, das sie zusammenbleiben und nicht all zuviel Quatsch machen. Denn auch für meinen beiden Großen ist diese Situation nicht gerade leicht.
Das ist auch der Grund, warum ich möglichst die Einkäufe meist auf einen Tag lege, an dem die Kinder anderweitig versorgt sind und ich achte immer darauf, das ich spätestens um 9 Uhr loskomme, damit ich gegen 11 wieder daheim bin. So habe ich 2 Stunden um mich zu erholen und dann noch genügend Zeit zu kochen, bevor die Kinder wieder da sind.
Genauso erschöpfen mich Gespräche, je nachdem wie lange sie gehen oder wie wichtig sie sind. Allgemein, je mehr ich unter Stress stehe, je mehr ich kompensieren muss, umso erschöpfter bin ich. Manchmal reicht ein einfacher Rückzug oder eine kurze Pause nicht aus, dann ist da diese bleierne Erschöpfung und ich kann gar nicht anders, als dem unbändigen Wunsch nachzugeben, mich hinzulegen und die Decke über den Kopf zu ziehen.
Meistens schlafe ich dann noch nichtmal wirklich, dennoch kriege ich dann von meiner Umwelt nicht wirklich was mit. Es ist dann wie, wenn mein Kopf einfach ausschaltet.
Daher auch eine mentale Erschöpfung. Ich denke, dass es rein geistig gesehen für mich zuviel war und mein Kopf hat keine andere Möglichkeit in diesem Moment was anderes zu sagen. Ein Kopf kann ja nicht sagen, dass es jetzt ein Entspannungsbad möchte. Der Kopf sendet in diesem Moment eben den Impuls aus, den er kennt
„schlafen“
Dieser Erschöpfungszustand ist auch nicht mit einem Overload oder Shutdown zu vergleichen. Es ist tatsächlich eine reine tiefe Erschöpfung. Manchmal einhergehend mit einem Overload, aber nicht immer. Es ist einfach das Ergebnis purer Anstrengung, und wie ich hier schon mal beschrieben habe, kann ein reines Gespräch schon sehr anstrengend sein.
Es ist allerdings auch so, das ich mich durch diese Erschöpfung in einem sogenannten Teufelskreislauf befinde. So ist meine allgemeine Verfassung nicht all zu gut und ich bin dadurch wiederum anfälliger für Overloads, Shut- und auch Meltdowns. Meine Toleranzschwelle ist derzeit sehr niedrig, auch was Wutausbrüche betrifft. Normalerweise habe ich mich besser unter Kontrolle. Diese wiederum werfen mich wieder aus der Bahn und dadurch befinde ich mich wieder im Erschöpfungskreislauf.
Insgesamt vermeide ich solche Situationen oft, gerade wenn ich weiß, dass sie mich mental erschöpfen. Entwickle Strategien, und ich muss eben darauf achten, meine Tage so zu planen, das ich genug Erholungsphasen habe.
Nun ist es so, das ich in letzter Zeit sehr häufig erschöpft bin. Das liegt daran, das meine Tage stark verplant sind. Manche Tage sind von vornherein schon doppelt belegt, weil es von reinem Alltagsablauf gar nicht anders geht.
So ist beispielsweise am Montag mein Einkaufstag, aber eben auch Nachmittags fast nahtlos der Ergotermin meines Sohnes. Dazwischen kaum Zeit zu kochen, geschweige denn sich zu erholen. Beides zusammen geht gar nicht. Daher lege ich das kochen Montags immer auf Abends.
So ist jeder Extratermin nur noch ein Draufsetzten, und es ist nie genug Puffer vorhanden, um dies zu entzerren.
Oftmals bin ich sonntags schwer in Unruhe oder teilweise auch verzweifelt, weil ich da einen Berg an Terminen sehe und was alles gemacht werden müsste und ich weiss einfach nicht „wann ich das machen soll“
Meine Tagesstruktur gibt solche Dinge einfach nicht mehr her.
Neben den Overloads, Shut- und Meltdowns, ist es eine weitere Komponente, mit der ich derzeit schwer zu kämpfen habe.
Planänderungen werfen mich immer häufiger extrem aus der Bahn. Wo ich früher noch sagen konnte, ok, heute geht nix mehr, aber das kann ich morgen auch noch machen, da genügen Puffer vorhanden ist, so ist es momentan so, dass sich dadurch die komplette Woche verschiebt. Dann schiebe ich wichtige Termine und Anrufe, Dinge, die erledigt werden, müssen nur noch vor mir her. Immer im Wissen, das ich sie auch machen muss, aber ich weiß einfach nicht wann. Ich komme oft aus dieser Spirale nicht raus und meist reicht die Zeit gar nicht aus, um mich zu erholen.
Das zermürbt.
Vor allem, weil ich nicht wirklich eine Änderung sehe, das alles wird stetig so weiter gehen. Ich muss meine Tage entzerren und weiß nicht wie.
Denn alles ist dennoch wichtig.
Dazu kommt das Wissen, das die Wohnungssuche noch ansteht und dann der Umzug.
Seit 2 Wochen habe ich jetzt eine ambulante Betreuerin. Sie muss noch viel über mich lernen. Vor allem wie, wann und was ich brauche. Sie sieht zumindest wenn ich durch bin. Das ist schon mal gut. Ich habe sie in die FB Gruppe eingeladen.
Für mich ist es häufig nicht leicht, ihr genau zu verbalisieren, vor allem nicht in einer akuten Situation, wie und was ich brauche.
Ich zähle da so ein bisschen auf euch 🙂 aber dazu muss sie eben auch erst mal die Einladung annehmen.
Wir werden sehen.
Um mich ist er derzeit sehr still geworden. Seht es mir bitte nach. Ich schreibe momentan recht wenig, auch in den Gruppen. Dabei gäbe es momentan so viel, das ich eigentlich schreiben möchte.
Das liegt einfach daran, das ich jede Minute nutze, um mich zu erholen.
Gerade der erwähnte plötzliche Arztbesuch wäre sicher interessant. Naja, vielleicht raffe ich mich im Laufe der Woche noch dazu auf.
In diesem Sinne, bis die Tage.