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~ Ich bin Asperger Autistin und hier sollen meine Gedanken Platz finden.

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Monatsarchiv: März 2013

„Ich leihe euch mein Auge….“

29 Freitag Mär 2013

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 6 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Hochfunktionaler Autist

Die letzten Tage waren einfach zu viel und mir schwirren viele Gedanken im Kopf herum.

Ich bin wirklich der Meinung, das eine Aufklärung wichtiger ist als ein „Du Arsch“ salopp ausgedrückt. Das bringt keinen weiter und verhärtet unter Umständen nur die Fronten.
Bin ich deswegen naiv oder idealistisch?
Ein „ich reiche euch die Hand“ von Aleksander in der Wall of Autism finde ich wesentlich logischer.

Ich bin kein Medienmensch und ich werde auch nie einer sein. Ich schreibe einfach gern und es ist eine Art um mich auszudrücken.
Der Welt da draußen meine Sicht über die Dinge und meine Innerwelt darzulegen. Es ist meine Art der Aufklärung.
Das mit den Medien, das können andere machen, die sich da besser auskennen und ich hab mich die Tage in eine Rolle drängen lassen, die ich nicht bin und nicht kann.

Ich kann auch nicht viel mit „Protest“ anfangen. So betrachte ich doch „meine Welt“ auf der Sachebene. Ich sage hier bewusst „meine Welt“ weil es meine Sicht der Dinge ist. Das hat nichts mit der Verallgemeinerung zu tun, das manche behaupten, das Autisten in einer eigenen Welt leben. Ich lebe nicht in einer eigenen Welt und ich denke ich spreche da auch für alle Autisten. Wir leben alle auf demselben Planeten, atmen die gleiche Luft. Wir sind alles auch nur Menschen. Jeder individuell mit seinen Ansichten, Sichtweisen, Defiziten, Stärken, etc.

Das „Autismus“ oder „autistisch sein“ derzeit sehr häufig im falschen und vor allem negativen Kontext auftaucht, sinnentfremdet wird und mit dem tatsächlichen Autismus nichts mehr gemein haben, verletzt mich. Weniger die Tatsache, das ich dadurch diskriminiert werde, als die Tatsache das es einfach falsch ist. Ich möchte so nicht dargestellt werden. Ich bin ich und ich bin ein Mensch. Das ist das was ich euch zeigen will.
Ja, ich habe Defizite, die will ich nicht leugnen. Ich reagiere auch oft anders und verhalte mich anders. Aber ich habe auch Stärken. Längst nicht alle Defizite, auch wenn sie von außen so betrachtet werden, werte ich für mich als Schwäche aus.
Ich für meinen Teil empfinde mich als genauso richtig und gut, wie ich bin. Ich habe Eigenschaften wie Loyalität, Ehrlichkeit, Gerechtigkeitssinn, objektive Sachlichkeit, Nachdenklichkeit, eine andere Wahrnehmung und vielen mehr, die ich durchaus als gut ansehe.

Ich habe hier bisher wenig über mein äußeres Erscheinungsbild geschrieben. Mehr über meine Innensicht. Denn wie ich nach außen wirke, scheint oft nicht mit dem übereinzustimmen, wie es in mir aussieht.
Für mich waren die Aussagen sogar sehr überraschend, dass man mir nicht sehr viel ansieht. Wie ich mich fühle, was ich denke. So sehe ich mich selber oft als „offenes Buch“ und kann oft nicht nachvollziehen warum andere das nicht sehen können. Meine Mimik und Körpersprache ist laut Aussage anderer minimal. Manchmal sogar missverständlich. Wenn ich z.B. angestrengt nachdenke, dann ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und lege meine Stirn in Falten. Sehr oft wurde und wird das von anderen als verärgert sein oder Wut interpretiert. Innerlich denke ich aber wirklich nur sehr angestrengt nach.

Genauso bringt meine Art auf der Sachebene zu diskutieren viele in Weißglut. Ich sage weder „bitte“ noch „ich will“. Ich prüfe die Sachlage und weise dann eben darauf hin. Ich meinerseits kann mit einer emotionalen Sichtweise wenig anfangen. Ich verstehe sie oft nicht. Ich frage dann oft „Warum“ weil ich es verstehen will. Ich beginne erst jetzt langsam zu begreifen, dass dies manche gar nicht können. Dass es für andere Menschen einen bewussten Lernprozess erfordert, auf der Sachebene zu bleiben und mir diese Frage so zu beantworten, dass ich sie verstehe. Wirklich verstehe.

Im „Außen“ bin ich oft mit solchen Situationen überfordert. Um mich wirklich auszudrücken, brauche ich Ruhe und Zeit. Ich muss nachdenken können. Reflektieren können. Teilweise sogar erst mal differenzieren können.

Ich kann mich verbal nicht so gut ausdrücken, wie ich es schriftlich kann. Neige sogar zum Mutismus.
Schriftlich kann ich überlegen, löschen, neu ansetzten. Meine Texte entstehen oft im Kopf. Lauter Gedankenfetzen formen sich irgendwann zu einem Gesamtbild. Es ist meine Art zu ordnen. Mich zu ordnen. Meine Gedanken. Sie dann niederzuschreiben ist für mich sehr wichtig.

Mit dem Schreiben habe ich einen Weg gefunden, meine Innerwelt nach außen zu tragen.

Meine Innerwelt, das ist das, was ich bin und nicht dass was ich nach außen scheine. Das möchte ich euch mitgeben.

Auch ich reiche euch meine Hand, wie Aleksander es tut und ich leihe euch mein Auge

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für meine Sicht der Dinge.

The wall of autism

28 Donnerstag Mär 2013

Posted by maedel in mein Autismus

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Ich finde das eine tolle Sache und mache da auch mit. Wäre toll, wenn auch andere diese Aktion unterstützen.

Protestaktion zum Welt-Autismus-Tag

24 Sonntag Mär 2013

Posted by maedel in mein Autismus

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Wir möchten unsere Protestaktion für den Welt-Autismus-Tag mit einem „offenen Brief“ starten. Dazu gibt es ein Etherpad.
Das ist eine Art Plattform, die online zur Verfügung steht, wo gemeinsam an einem Text gearbeitet werden kann.
Alle die sich gern beteiligen und mitwirken wollen, können sich gern bei mir melden.

Ich bin Autistin - Asperger-Syndrom bei Frauen

gegen die Verwendung des Wortes Autismus im Zusammenhang mit Politik, Wirtschaft und Amokläufen

Nachdem es in den letzten Tagen wieder vermehrt Artikel in verschiedenen Zeitungen gab, in denen Autismus als journalistisches Stilmittel missbraucht wurde, haben wir uns entschlossen, diese Form der Begriffsverwendung nicht mehr hinzunehmen und laut zu werden, um uns dagegen zu wehren.

Katja Carstensen hat bei Facebook eine Veranstaltung erstellt mit dem Titel:

Protestaktion zum Welt-Autismus-Tag gegen die Verwendung des Wortes Autismus im Zusammenhang mit Politik, Wirtschaft und Amokläufen

Wir möchten zum Autismustag eine Aktion starten die sich lautstark gegen diese Art Umgang mit dem Begriff Autismus wehrt. Es nimmt überhand. Politiker, Journalisten und Wirtschaftsbosse benutzen den Begriff ohne darüber nachzudenken welches Bild dadurch vom Autismus geprägt wird. Viele Menschen denken heute bei Autismus spontan an „Rainman“ (was so auch schon nicht richtig ist), bald werden sie bei diesem Begriff an Amokläufe, widerspenstige Politiker usw. denken. Lasst uns…

Ursprünglichen Post anzeigen 230 weitere Wörter

Miteinander, einfach mal jemand fragen der damit lebt!

22 Freitag Mär 2013

Posted by maedel in mein Autismus

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Gestern war der letzte Tag. Elterntraining. Es entbehrt ja nicht einer gewissen Ironie, dass eine Autistin zu einem Elterntraining geht, um zu lernen besser mit ihrem autistischen Kind umzugehen. Ich hatte meine Gründe 😀 und ganz umsonst war es ja nicht.

Ich habe sehr viele Eindrücke mitnehmen können. Es ist schon interessant zu hören, welche Fragen Angehörige zu ihrem autistischen Kind haben. Viele der Artikel, die ich in den letzten Wochen geschrieben habe, sind aus diesen Fragen entstanden.
Es war auch erstaunlich zu hören, das ich wohl vieles bei meinem autistischen Kind instinktiv richtig gemacht habe. Oder war es wirklich Instinkt… Vielleicht doch das Wissen, das ich das genauso brauche oder zumindest warum er das so braucht?

Gestern wurde ein interessantes Thema angeschnitten.
Das spiegeln und das Grenzen setzen und warum Autisten manchmal ein Gegenüber brauchen.
Ich habe gestern einiges mitbekommen, aber nicht alles. Mir war gestern unwohl und war daher nicht ganz bei der Sache. Ich mache mir dazu aber meine eigenen Gedanken.
Es ist bei mir tatsächlich heute noch so, dass ich in manchen Situationen jemanden brauche der eine Grenze setzt. Gerade wenn ich in einem Gedankenkarusell stecke, da ich zu einem Thema keine Lösung finde und mich wortwörtlich gedanklich im Kreis drehe. Dann schaffe ich es oft nicht raus ohne das jemand sprichwörtlich den Fuss reinstellt und mir dann deutlich die Grenze zeigt.
Ich habe das Glück da jemanden zu haben, der das für mich tut.
In dem Elterntraining wurde erklärt, dass Autisten häufig einen brauchen der eine Grenze setzt, ein Gegenüber, der spiegelt. Aber das es auch wichtig ist, dem Autisten dann eigens eine Lösung finden zu lassen.

Im Nachhinein betrachtet habe ich mir viele meiner Defizite in der Vergangenheit abnehmen lassen. Irgendwie hatte ich immer das Glück jemanden zu finden, der mir das abnahm. Aber so lernt man keine Selbstständigkeit.
In den letzte 2-3 Jahren habe ich viel gelernt über mich und meine Art. Aber was ich in dem einem Jahr für meine Selbstständigkeit, mein Selbstwertgefühl und mein Selbstbewusstsein gelernt habe, das habe ich einer Person zu verdanken, die mir immer wieder Grenzen aufweist, mich auch spiegelt und damit klarstellt, in welchem Rahmen ich eigenständig eine Lösung suchen muss. Ich muss sagen, das klappt immer besser. Die Person nimmt es mir aber nicht ab. Sie zeigt mir nur die Grenze, und manchmal den ein oder anderen Ansatz.
Ich neige nunmal dazu sehr komplex zu denken. Alle möglichen Varianten einzubeziehen und sie nach Relevanz und Möglichkeit einzusortieren. Dadurch dauern bei mir die Phasen der Entscheidungsfindung auch immer so lange. Es muss ja alles bedacht werden, und damit meine ich wirklich alles.
Stecke ich in solch einer Phase irgendwo fest und finde keine Lösung, dann kann es passieren, das meine Gedanken anfangen zu kreisen. Alleine da rauszukommen ist sehr schwer. Es mündete schon manches Mal darin, dass ich nachts nicht einschlafen konnte. Manches Mal auch nachts ewig wach lag. Das beobachte ich auch oft bei meinem Sohn. Manchmal, wenn ihn was am Tag sehr beschäftigte oder am nächsten Tag etwas neues anstand, kann er schlecht einschlafen, da sich da das Gedankenkarusell anfängt zu drehen. Er braucht dann immer erstmal Hilfe um es zu stoppen, einen neuen Ansatz und manchmal auch eine klare Grenze.

Bestes Beispiel ist derzeit sein Geburtstag. Er wünscht sich vier Spiele (alle haben was mit Mario zu tun) und die will er umbedingt alle haben. Er bekommt die aber nicht alle. Eins zum Geburtstag und eins zu Ostern. Er hat überlegt und überlegt. Immer wieder nach einer Lösung gesucht wie er alle vier Spiele bekommen kann. Das ging jetzt über Wochen. Oft begleitet von Verzweiflung, Ausrastern und Resignation. Aber die klare Grenze bestand darin, das es eben nur jeweils eins gibt. Seine Gedanken kreisten um eine Lösung und er fand sogar einen Ansatz. Er kauft sich noch eins von seinem Taschengeld dazu. Dann kreisten die Gedanken wieder darum, das es ja 4 Spiele sind. Aber wir blieben da standhaft und er musste letztendlich gestern akzeptieren, das er nur 3 der 4 Spiele haben kann. Aber immerhin hat er ein weiteres ergattern können. Und so blieb ein ausrasten aus.
Während dieser Phase war es wirklich wichtig das wir ihn immer wieder auf die Grenze (2 Spiele) hinwiesen. so hatte er einen Rahmen und konnte das Kreisen der Gedanken um die 4 Spiele stoppen. Noch dazu sein Erfolgserlebnis eine Lösung gefunden zu haben, das er sogar ein drittes bekommen kann. Das hat er gut gemacht 😀

Das alles ist mir gestern erst aufgefallen, nachdem in der Gruppe ein ähnliches Beispiel diskutiert wurde.
Ich frage mich oft ob ich alles richtig mache, weil ich autistisch bin und für manche Fragen meines Sohnes keine Antworten habe. Oder mach ich es doch richtig gerade weil ich autistisch bin? Mir wurde schon von verschiedenen therapeutischen Stellen gesagt, das mein Sohn vielleicht daher schon so selbstständig ist, weil ich selber weiß wo ich ansetzen muss. Für mich selber schon viele Lösungsansätze gefunden habe.

Aber was machen die Eltern, die es nicht sind? Sie müssen lernen mit ihrem Kind richtig zu kommunizieren. Müssen Verhaltensweisen verstehen lernen. Schutzbereiche aufbauen und gleichzeitig versuchen dem Kind möglichst viel Selbständigkeit mit auf dem Weg zu geben.
Scheinbar doch nicht so einfach, wie ich dank dem Elterntraining feststellen durfte.

Ist es vielleicht tatsächlich gar keine schlechte Idee als Autistin in solchen Gruppen präsent zu sein um doch die ein oder andere Frage beantworten zu können?
Viele Eltern machen sich da wirklich einiges an Gedanken und das finde ich gut. Auch manche Angehörige.
Viele verstehen nicht ganz oder wissen nicht genau wie sie damit umgehen sollen oder können. Ich denke da steckt noch viel Arbeit drin. In der Aufklärung.

Ich finde es immens wichtig, das Fachleute aber auch Angehörige langsam anfangen mit uns zu reden und nicht nur über uns.
Das sehe ich auch immer wieder an Kommentaren zu meinem Blog in diversen Foren oder auch hier direkt. Oft bedanken sich Eltern bei mir für die Innensicht. Weil sie so ihre Kinder besser verstehen können.
Schade finde ich, dass es auch manche Eltern gibt, die sich scheinbar nicht dafür interessieren. Teilweise sogar ihr Kind ablehnen. Geschieht das nicht aus der Unwissenheit heraus?
Ich frage mich immer, was in solchen Menschen vorgeht, das sie ihr eigenes Kind ablehnen nur, weil es ein wenig anders ist. Manchmal etwas anstrengend, aber auch nur weil man eben nicht weiß, wie man damit umgehen muss und kann.

Eine breite Aufklärung. Das wäre toll. Ein miteinander reden, statt übereinander. Manch Psychiater, Psychologe, Kinderarzt, Therapeut und vielen anderen Menschen die mit Autisten arbeiten oder über sie „richten“ aber allen voran den Eltern würde es sicher gut tun mal die Sicht eines Autisten zu hören.

Dann wären vielleicht auch Berichterstattungen, die oft völlig in die falsche Richtung gehen kein Thema mehr. Das Wort Autismus wäre dann auch mit dem gefüllt was Autismus wirklich bedeutet.
In letzter Zeit häufen sich die Berichterstattungen über Autisten, was ja einerseits erfreulich ist, wenn da nicht so häufig ein völlig falsches Bild von Autismus vermittelt werden würde. Aber das ist das, was ich den Medien vorwerfe. Eine Berichterstattung über die Autisten, nicht mit.
Da werden Studien angesetzt, die bar jeder Logik sind und tatsächlich glauben Menschen diesen Schwachsinn. Das habe ich erst gestern mitverfolgen dürfen und das hat mich erschreckt.
Immer mehr Autisten fangen an dagegen anzugehen, versuchen aufzuklären, schreiben, wehren sich.
Jemand sagte mal, wir führen da zwar einen sehr löblichen aber auch sehr ungleichen Kampf. Aber wer hat denn eine bessere Lösung?
Andererseits habe ich wirklich den Eindruck, dass dieser Hype momentan über den Autismus und über die Sinnentfremdung des Wortes autistisch tatsächlich dadurch sogar geschürt wird. Denn solche Artikel erlangen durch unser wehren Aufmerksamkeit.
Ich weiß auch nicht, was da richtig ist.

Ich kann nur das tun, was ich die ganze Zeit versuche. Aufklären und vielleicht schaffe ich es mit meinen Beiträgen manchen einen Blick für uns zu öffnen.

Aber vermutlich ist das Utopie.

Kommunikation ist nicht schwer – Verstanden werden dafür sehr

21 Donnerstag Mär 2013

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 2 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Kommunikation, Kommunikationsmodelle, Vier-Seiten-Modell

Letzte Woche habe ich über Ablehnung, Ausgrenzung und Freundschaft geschrieben und dabei erwähnt, dass es immer wieder zu Missverständnissen kommt, die ein „Aus“ der Freundschaft bedeuten können.
Aber nicht nur bei Freundschaften entstehen immer wieder Missverständnisse.
Immer wieder begegnen mir Situationen im Alltag, an denen ich deutlich merke, dass ich missverstanden wurde. Das Thema „Verstanden werden“ beschäftigt mich sehr und ist auch etwas, dass mich schon ein Leben lang begleitet.
Ich renne ja nicht herum und erzähle jedem, das ich Autist bin, aber oft warne ich Menschen vor das ich mitunter sehr direkt bin. Manche sagen dann, sie mögen direkte Menschen und sind dann doch erschüttert, wenn ich mal wirklich direkt werde.

Warum kommt es zu Missverständnissen

Nun, da gibt es viele Theorien und ich bin jüngst auf zwei gestoßen, die mir am wahrscheinlichsten vorkommen. Bekannt als Vier-Seiten-Modell oder auch Vier-Ohren-Modell genannt von Friedemann Schulz von Thun, das in meinen Augen auf das Eisbergmodell aufbaut. Das mit bekannteste Kommunikationsmodell, welches auf die Beobachtungen von Siegmund Freud zurückgeht, dass der weitaus größte Teil des menschlichen Handelns unbewusst bestimmt wird.
Ich könnte hier jetzt ausschweifen und euch das faszinierende an dieser Theorien schreiben. Ich denke im groben reicht es, wenn ich euch erzähle, dass es in dem Eisbergmodell darum geht, dass 20% der Kommunikation auf der Sachebene bewusst gesteuert werden (worüber sprechen wir) und 80% der Kommunikation finden auf der sogenannten Beziehungsebene statt und ist der nonverbale Teil der Kommunikation (Gestik, Mimik, und Stimmlage). Das Vier-Seiten-Modell baut darauf auf und in diesem Modell geht es darum, dass hinter einem Satz 4 Möglichkeiten stehen wie sie gemeint oder verstanden werden können, diese sich dann wiederum in unzähligen Möglichkeiten verschachteln.
Den Rest kann man auch hier im Blog greentaru nachlesen oder in den vielen Artikeln, die es an anderer Stelle noch gibt. Ich fand es da aber recht gut erklärt.
Während meiner Recherche stieß ich auch auf weitere Kommunikationsmodelle, die ich hier nicht unerwähnt lassen möchte. Darunter die Transaktions-Analyse und die darin enthaltene Erweiterung der drei Rollen Verfolger (V), Retter (R) und Opfer (O).

Das Vier-Seiten-Modell

Das Vier-Seiten-Modell war daher für mich so interessant, da es das stärkste AHA-Erlebnis erzeugte. Denn ohne es zu wissen, ist es genau das, was ich ständig im Alltag gebrauche. Ich wäge bei jedem Gespräch stetig ab, was der derjenige gesagt und gemeint haben könnte und nehme dann für mich die wahrscheinlichste Möglichkeit um darauf zu reagieren. Genauso aber auch wäge ich ab, wie das was ich sage ankommen könnte und beachte dies bei meiner Formulierung. Auch da nehme ich die wahrscheinlichste Variante. Dabei bediene ich mich aus einem Fundus aus Erfahrungen, den ich mit den Jahren gesammelt habe. Einem Fundus aus erfolgreicher und weniger erfolgreicher Kommunikation.
Das funktioniert mittlerweile auch ganz gut bis auf gelegentliche Ausnahmen wo ich falsch lag oder mich für die offensichtlich falsche Möglichkeit entschied.
Lange dachte ich, das wäre für alle Menschen der normale Weg der Kommunikation und ich wunderte mich oft, warum es den anderen so leicht fiel und mir dagegen so schwer.

So beschrieb der Asperger-Autist MarkusB. im REHAkids-Forum eine Situation aus einem Führungskräfteseminar. Dort wurde den Vorgesetzten Kommunikation auf der Sachebene und bewusster Einsatz der Körpersprache vermittelt. Diese Fähigkeiten sind z.B. in einem schwierigen Mitarbeitergespräch wichtig, da die alltägliche Kommunikation vorrangig auf der Beziehungs-, Selbstoffenbarungs- oder Appell-Ebene stattfindet, was in solchen Fällen aber nicht dienlich ist. Markus kam das alles wie Basiswissen vor, da er sich diese Kenntnisse bereits durch jahrelange Beobachtungen selbst angeeignet hatte und davon ausgegangen war, dass es andere genauso machen. Für die Teilnehmer des Seminars schien kontrolliertes Kommunikations- und Sozialverhalten dagegen schwierig zu sein; vor allem wenn eine Situation unerwartete Wendungen nahm und spontane, sachliche Reaktionen erforderte. Die Vorgesetzten mussten lernen, während des ganzen Gesprächs mit allen Sinnen aufmerksam zu sein, um jede Regung des Gegenübers bewusst wahrzunehmen, zu analysieren und adäquat darauf zu reagieren.

Ich finde das ein sehr gutes Beispiel und nehme das daher hier mit auf. Denn besser kann man nicht erklären, wie es mir und auch vielen anderen Autisten tagtäglich geht und wie anstrengend Kommunikation für uns sein kann. Danke dafür, Markus.

„Wenn alle Filter fallen“

Grundsätzlich kommuniziere ich sehr sachlich und wenig emotional. Dabei achte ich immer mit allen Sinnen auf jede Bewegung des Gegenübers, den Tonfall und das gesprochene Wort. Das ist auf die Dauer sehr anstrengend und je nach Thema und Gegenüber oder auch Größe der Gruppe, setzt mich das mehr oder weniger unter Stress oder lässt mich schneller in einen Overload rutschen. Dabei sind diese Beurteilungen von Körpersprache, Gesprochenem und Tonfall von mir nicht intuitiv erfasst, sondern ein Ergebnis aus jahrelangen Beobachtungen, Erfolgen und Misserfolgen. Heute passiert es mir noch oft genug, das ich wortwörtlich verstehe oder eine Situation missverstehe und das wörtliche Bild ist eh immer schneller als mein Gedanke sein kann. Dadurch kommt es auch manchmal vor, dass ich im unpassenden Moment lachen muss.
Wenn ich unter Stress stehe oder in einem Overload stecke, dann kann es unter Umständen passieren, das ich sehr direkt werde und auch sehr verletzend. Da ich dann keine Gedanken mehr daran verschwende, welche Konsequenz mein Gesagtes in sich trägt.
Ich nenne den Zustand immer „Wenn alle Filter fallen“.

Ein sehr großes Missverständnis beispielsweise, das zwar schon eine Weile her ist, aber mich noch lange begleitete, entstand durch eine Ungerechtigkeit.

Was ist das mit der Ungerechtigkeit oder warum mein Gerechtigkeitssinn so ausgeprägt ist

Nun, mir sind Regeln sehr wichtig und ich bin sehr darin bestrebt, dass diese eingehalten werden und das ich sie auch selber einhalte. So ist es aber häufig so, dass Menschen eigen eingeführte Regeln missachten. So war es zunächst eine Missachtung der Regel und zudem gegenüber der Person, die es betraf sehr ungerecht. Zu dem Zeitpunkt waren schon etliche Filter gefallen und ich wies dann sehr direkt auf diese Regelmissachtung und Ungerechtigkeit hin. Dabei ging es mir weder um die betroffene Person und deren Hintergrund noch um die ausführende Person. Lediglich der Umstand, des Regelbruchs und die Ungerechtigkeit ließen mich wortwörtlich ausrasten.
So geschah es jedoch, trotz extra Hinweis es bitte so zu lesen, wie es da steht und nicht Dinge hineinzuinterpretieren, die da nicht stehen, dass die Person das voll auf sich persönlich bezog und sich von mir schwer angegriffen fühlte. Dies führte zum Zerwürfnis unseres Kontakts. Wo wir wieder beim Vier-Seiten-Modell wären. Offensichtlich kam etwas ganz anderes bei der Person an als von mir beabsichtigt.
Im Nachhinein tut es mir leid, das ich so missverstanden wurde. Denn angreifen wollte ich sie wirklich nicht. Aber das was ich gesagt zum Regelbruch und der Ungerechtigkeit ihrer Vorgehensweise. Das habe ich genauso gemeint, wie ich es damals schrieb. Aber eben nur genau so. Nicht mehr und nicht weniger.

Bewusste Kommunikation

Heute weiß ich, dass ich bewusst kommuniziere und es mich deshalb oft sehr anstrengt. Mir ergeht es da ähnlich wie den Teilnehmern bei dem Führungskräfteseminar. Das mag auch der Grund sein, warum ich zum einem soziale Interaktionen meide, die mich überfordern könnten und mir zum anderem die Kommunikation mit Gleichgesinnten leichter fällt. Sie senden wesentlich weniger und drücken sich weit klarer aus als Nichtautisten.

Aber es scheint erlernbar zu sein.
So wie ich jahrelang mühsam lernen musste euch Nichtautisten zu verstehen, so könntet auch ihr lernen uns zu verstehen.

Also packen wir es an!

„Ich bin zwar gern allein, aber nicht gerne einsam“

17 Sonntag Mär 2013

Posted by maedel in mein Autismus

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Schlagwörter

Ablehnung, AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, Ausgrenzung, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Freundschaft

Ich denke schon die ganze Woche über das Thema Ablehnung, Ausgrenzung und Freundschaft nach. Mein Sohn interessiert das Thema momentan sehr und ich versuche herauszufinden, wie ich ihm das erklären kann. Er hat es erst jüngst beim Sozialtraining thematisiert und ich bin tatsächlich selbst gespannt, was er zu diesem Thema lernen wird.

Ablehnung ist so ein Thema beim mir. Ich kenne es nicht anders. Ich habe es oft nicht als solche empfunden. Nicht wenn ich von vielen gemobbt wurde. Das allerdings wurde ich viel, häufig und recht schwer. Da verschwanden Arbeitsutensilien oder Kleidung, da wurden Arbeitsmaterialien zerstört. Ich wurde verprügelt und ausgegrenzt. Am schlimmsten ist mir die Ausbildung in Erinnerung. Die haben meine Arbeiten zerstört, Bilder aus meiner Privattasche geklaut und veröffentlicht und meine Prüfung sabotiert.
Bei alle dem war mir ein Mobbing an sich nicht bewusst. Ich hatte nur Sorge, dass meine Arbeit nicht richtig bewertet werden kann.
Das, was mich wirklich gestört hat, war die Ablehnung von Menschen, die ich mochte oder die mich interessierten.
Ich hatte nicht viele Freunde und diejenigen welche fanden mich alle nett und mochten mich. Aber einmal direkt was gesagt und sie waren weg. Die, die mit meiner direkten Art klarkamen, denen fehlte immer irgendwas. Ich weiß bis heute nicht was.
Das zieht sich so bis heute durch. Ich schaffe es selten eine Freundschaft anzubandeln und wenn, dann schaffe ich es noch seltener sie zu halten. Ich wohne hier jetzt fast 6 Jahre. Bis heute habe ich keinerlei engen Kontakt zu Nachbarn. Ich habe hier nie Anschluss gefunden, obwohl die Rahmenbedingungen sehr gut waren. Alles nahezu zeitgleich gebaut, junge Familien mit Kindern in etwa demselben Alter.
Ich weiß auch nicht, woran es liegt. Keine Ahnung. Um mich herum bilden sich Freundschaften. Sie feiern Nachbarschaftspartys und wir werden nicht eingeladen. Ich bin hier als nett aber komisch tituliert.

Die Menschen, die ich momentan zu meinen Freunden zählen kann, sind allesamt Menschen, die mich so nehmen wie ich bin.
Ich kann nicht sagen, wie es zu diesen Freundschaften kam oder warum sie stellenweise gehalten haben. Was denn nun genau anders gelaufen sein soll zu meinen unzähligen Versuchen im Vorfeld. Sie waren auf einmal da.
Nur eben, dass sie alle in etwa das Gleiche sagen. Sie mögen mich und ich bin halt so, wie ich bin.
Seit meinem AS Verdacht und auch jetzt noch nach der Diagnose rede ich viel mit ihnen. Über mich, über sie und über unsere Freundschaft. Da mich das Thema aktuell auch sehr beschäftigt. Sie sagen manchmal ich melde mich sehr selten. Manchmal monatelang nicht. Dann wieder häufig eine Zeit lang. Meistens melde ich mich nur dann bei ihnen, wenn ich auch was zu erzählen habe oder eben mit ihnen über ein Thema reden möchte. Wenn es da nichts gibt, sehe ich da auch keinen Sinn darin mich zu melden. Das heißt allerdings nicht, das ich sie dadurch weniger mag oder schätze. Es gibt einfach nichts zu erzählen. Das ist alles. Einmal antwortete mir meine Freundin darauf, das sie aber auch mal was zu erzählen hat und dann gern mit mir reden möchte. Da war ich ehrlich überrascht. Denn so hatte ich das nie betrachtet. Ich fragte sie dann, warum sie sich dann nicht einfach bei mir meldet. Denn ich kann ja nicht wissen, dass sie mich mal braucht.

Insgesamt benötige ich wenig Kontakt.
Ich bin gern allein. Nur nicht gern einsam.
Zu wissen, dass die andere Person greifbar ist, wenn ich sie brauche, das reicht mir meist schon. Scheinbar ist aber diese Haltung zu wenig für manche, um eine Freundschaft als gepflegt anzusehen.
Für mich sind soziale Interaktionen immer mit Stress und Anstrengung verbunden. Daher habe ich nicht viele Freunde und auch nicht häufig Kontakt.

Allein die Kontaktaufnahme gestaltet sich schon oft als unüberwindbare Hürde. So kann ich nicht anhand der Gesichtszüge und Körpersprache deuten, ob denn nun ein Kontakt erwünscht ist oder nicht. Small Talk ist mir fremd. So erschließt sich mir ein Gespräch über das Wetter nicht wirklich als sinnvoll, wenn man doch an derselben Stelle steht. Genauso verunsichert mich die häufig gestellte Einstiegsfrage „Wie geht es dir“. Ich habe zwar mit den Jahren gelernt, dass nicht immer ein detaillierter Bericht meines Zustandes gefragt ist, aber manchmal fragen Menschen aus tatsächlichem Interesse. Wie soll ich das nun unterscheiden. Also versuche ich meist dieser Frage aus dem Weg zu gehen oder platze gleich mit einem Thema heraus in dem ich mich sicher fühle.
Die meisten Kontakte entstanden aus einem gemeinsamen Interesse heraus, oder weil ich angesprochen wurde.
Die zweite Hürde ist dann der Schritt von der Kontaktaufnahme zum tatsächlichen Treffen. Ich kann mit der Angabe „Lass uns doch mal einen Kaffee zusammen trinken“ nicht viel anfangen. Im Gegenteil. Ein „ich komme mal vorbei“ stürzt mich in eine Unruhe, die sich dahin gehend auswirkt, dass ich von da an jeden Tag einen Besuch dieser Person einplane und demnach auch jedes Mal verstört bin, wenn es nicht dazu kommt.
Eine meiner heutigen Freundinnen hat mir 2 Jahre lang „mal einen Kaffee“ oder ein „komm mal vorbei“ angeboten. Eines Tages packte sie mich einfach und zog mich einfach mit zu sich nach Hause. Vermutlich war sie das warten leid. Das war damals der Beginn einer Freundschaft, die bis heute hält.
Ist eine Kontaktaufnahme geschafft und es hat sich tatsächlich eine Freundschaft daraus entwickelt, dann gibt es oft Missverständnisse, die zum „aus“ einer gerade erst begonnen Freundschaft führen können.
Ein unerwarteter Besuch z.B.
Außerdem bin ich recht unflexibel. Die meisten kommen spontan mit einem Vorschlag sich zu treffen oder besuchen auch oft nur mal so spontan. Beispielsweise bin ich spätestens nach dem 10ten Absagen, doch mal kurz ins Freibad zu kommen, den Rest des Sommers nicht mehr gefragt worden. Das ist für mich nichts und stürzt mich in eine Unruhe. Es muss für mich planbar sein und ich muss auch Zeit genug haben, um mich darauf vorbereiten zu können.

Immer wieder habe ich mich gefragt, woran es liegen könnte, dass oft Freundschaften einfach gehen, aus meinem Leben verschwinden.

Muss ich spontan sein, um Freunde haben zu können?
Oder denken sie, weil ich so oft den „spontanen Aktivitäten“ absage, dass ich kein Interesse an ihnen habe.
Oder weil ich mich eben wenig von mir aus melde?
Oder ist es die Distanziertheit, die mir viele vorwerfen. Sie wissen nicht, woran sie bei mir sind. Ich erzähle nicht sehr viel von mir und meinem Innenleben. Sie können mich nicht ganz greifen.
Ist es meine sachliche Art?
Manchmal auch meine Unsicherheit?

Ist es vielleicht auch meine Art mich oft abrupt zurückzuziehen?
Ich erinnere mich an eine Situation bei einer Freundin. Wir waren zu einem Kindergeburtstag eingeladen. Normalerweise sagt sie immer im Vorfeld, das ich auch da bleiben soll und wir trinken gemütlich Kaffee. Nur eben nicht dieses eine Mal. Ich ging schon schwer verunsichert hin. Ich wusste nicht, soll ich nun so wie immer bleiben oder soll ich meinen Sohn nur einfach abgeben und wieder gehen. Als ich dort war, bat sie mich wie üblich herein. Bot mir auch einen Kaffee an. Aber ständig hatte ich die Frage im Hinterkopf. Soll ich jetzt gehen? Oder bleiben? Wann ist der Zeitpunkt um die Party zu verlassen? Es mündete darin, dass ich irgendwann meinen Sohn schnappte und die Party vorzeitig verließ. Ohne ein Wort der Erklärung.

Oder ist es manchmal auch meine Art mich mitten in einem Gespräch auszuklinken, ganz still zu werden und nichts mehr zu sagen?
Heute weiß ich das diese Situationen wegen einem Overload entstehen. Aber lange wusste ich das nicht.

Ich bin ehrlich gesagt sehr froh, das es Menschen gibt die mich so nehmen, wie ich bin. Denn ich wüsste wirklich nicht, was ich denn nun ändern müsste. Ich wüsste nicht mal, ob ich das könnte.
Ich bin nunmal manchmal ein wenig anders und reagiere nicht immer so wie erwartet. Ich bin sehr direkt und manche sagen, ein guter Ratgeber durch meine sachliche und objektive Betrachtungsweise. Aber vielleicht ist es gerade das, was doch manche an mir schätzen und manchmal auch genau das, was manche an mir abstößt und zur Ablehnung führt.

Was den Rest betrifft.
Mit der Zeit habe ich gelernt mich so zu akzeptieren, wie ich bin.
Ein Einzelwesen, das zwar manchmal gern Kontakt hätte, aber soll wohl nicht so sein.

Empathie – sind Autisten empathisch?

10 Sonntag Mär 2013

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 28 Kommentare

Schlagwörter

affektive Emphatie, AS, Asperger, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Emphatie, Gefühle, kognitive Emphatie

Anlehnend an den neuesten Artikel von Quergedachtes Autismus – Emotionen haben ist nicht schwer wage ich mich mal an das Thema Empathie heran. Denn darüber denke ich schon sehr lange nach.
Ich selber empfinde mich als empathisch, auch wenn meine Punkte zum Bereich Empathie beim Test der Uniklinik sehr gering ausfiel. Was mich doch sehr überraschte. Auch meine Erfahrungen mit anderen Autisten zeigt immer wieder, dass autistische Personen sehr wohl empathisch sind, aber vielleicht anders und oft vermischt mit der Gefühlsblindheit. Zusammen mag das den Eindruck nach außen vermitteln, dass Autisten Gefühlskalt, Emotionslos und nicht empathisch sind.

Ich bin auch recht Gefühlsblind (oder Alexithym). Das betrifft nicht nur die Gefühle und Emotionen anderer die ich meist nur schwer und manchmal gar nicht herauslesen kann, sondern auch meine eigenen Gefühle und Emotionen. Dennoch fühle ich und manchmal würde ich sogar behaupten weitaus intensiver als manch anderer. Meist kann ich ein Gefühl zunächst nur als Unruhe, Unwohlsein, Bauchweh, Bauchkribbeln, Hibbeligkeit bezeichnen. Wie sich bei mir „Freude“ anfühlt und ausdrückt, habe ich schon vor langer Zeit herausgefunden und kann es inzwischen auch gut erkennen und auch zeigen.
Bei Gefühlen die wesentlich seltener vorkommen oder eben nicht so eindeutig identifiziert sind, dauert es manchmal schon länger bis ich raus habe „was“ ich da eigentlich fühle und vor allem „wie“ ich es anderen gegenüber vernünftig beschreiben soll, so das diese auch verstehen was in mir vorgeht.
Es ist dann oft wie ein Puzzle, das ich zusammen setzten muss. Eine genaue Analyse des Tagesablaufs um herauszufinden welche Begebenheit diese beispielsweise Unruhe ausgelöst hat. Manchmal brauche ich da auch die Hilfe von außen um mir meiner eigenen Gefühle und Emotionen klar zu werden.
Nun kann man sich so vielleicht vorstellen wie es mit ganz neuen Gefühlen ist, die sich dann vielleicht auch nicht so leicht einer Begebenheit oder auch Person zuordnen lassen oder vielleicht sogar nicht generell. Da wird es schon schwerer bis manchmal unmöglich.
Gerade weil ich bei vielen Dingen nur ein Unwohlsein oder auch ein Wohlsein empfinde, macht es nicht einfach dies zuzuordnen.

Ich denke das ist auch der Kern in Sachen Empathie. Warum mich manche dennoch als sehr empathisch empfinden. Ähnlich wie bei Aleksander ist es für mich im ersten Moment wichtiger das sich jemand schlecht fühlt, weniger warum.
Allerdings denke ich auch, das es gerade das bewusst machen der Gefühlswelt in meinem Fall oder bei mir als Person, meine Art der Analyse sehr hilfreich sein kann. Gerade bei Menschen die nicht viel preisgeben wollen, es aber durch dem was sie sagen ungewollt tun. Oft erkenne und verknüpfe ich auch gewisse Verhaltensweisen eines Menschen mit einem Gefühl das sie „mal“ benannt haben. Wenn ich diese Verhaltensweise dann wieder sehe und erkenne, braucht die Person das auch kein zweites mal benennen. Allerdings muss mir dafür eine Person schon sehr vertraut sein. Ich behaupte daher, das Autisten sogar sehr feine Antennen haben. Eben nur ein Problem damit zu verknüpfen und zu benennen. Ich nehme oft kleinste Veränderung im Verhalten wahr. Ich erkenne dann eine Unruhe oder ein Unwohlsein der anderen Person. Ich denke auf die Art habe ich meine Defizite beim lesen der Körpersprache und Gesichtsmimik ausgeglichen mit den Jahren. Nur dieses dann zu benennen ist sehr schwer. Daher denke ich auch, das Empathie und die Alexithymie (Gefühlsblindheit) eng zusammen hängen.
Für mich ist es immer wichtig, das sich die Person gut fühlt an denen mir etwas liegt und die mir vertraut sind. So bin ich auch immer sehr bestrebt darin, dass es meinen Kindern gut geht und das ist für mich auch ein Teil der Definition dessen was andere als „Liebe“ bezeichnen.
Das ist dann auch die Erklärung dafür, dass eine Unruhe einer mir wichtigen Person mich selber auch in eine Unruhe stürzen kann.

Da sind wir nun auch beim Thema Empathie angelangt. Denn ich kann sehr wohl empathisch sein, aber ich muss das Gefühl bereits kennen oder eine Situation bereits durchlebt und analysiert haben.

Lange Zeit dachte auch die Fachwelt, dass Autisten gar nicht in der Lage sind empathisch zu sein. Anhand der Tests auch nicht verwunderlich. Wenn man jetzt meinen vergleichsweise ansieht mit gerade mal 4 Punkten ist das schon sehr wenig. Allerdings wandelt sich das immer mehr. Die Fachwelt unterscheidet jetzt immer mehr in kognitiver und affektiver Empathie und ich glaube, das ist ein sehr guter Ansatz um die Empathiefähigkeit eines Autisten zu beschreiben.

Kognitive und affektive Empathie

Erstmalig tauchte der Begriff Empathie als ein moderner Begriff für „Einfühlung“ auf. Seither wird viel in der Fachwelt darüber diskutiert und da auf dem ersten Blick Autisten tatsächlich ein Problem mit der Empathie haben, haftet uns seither ein Stigma an, das schwer wieder loszuwerden ist.

Durch Paul Erkmann tauchte die Unterscheidung der Empathie in kognitiver und affektiver Empathie auf und ich denke genau da liegt die Erklärung, warum Autisten doch empathisch sein können:

Ausszüge aus http://www.mpib-berlin.mpg.de/de/forschung/beendete-bereiche/mpfg-neurokognition-der-entscheidungsfindung/entscheidungsfindung-im-sozialen-kontext-2

Empathie ist ein multidimensionales Konstrukt, bestehend aus kognitiven (dem Verstehen mentaler Zustände, Theory of Mind) und affektiven (der emotionalen Reaktion auf den Gemütszustand eines Anderen) Anteilen. Ein Mangel an Empathie gilt als zentrale Charakteristik der Autismus-Spektrumserkrankung Asperger-Syndrom (AS), obwohl die systematische und simultane Erforschung von kognitiven und affektiven Empathieanteilen aussteht.

Die Voruntersuchungen lieferten Hinweise dafür, dass Menschen mit AS beeinträchtigt sind im Einschätzen von mentalen Zuständen (kognitive Empathie), jedoch über ein ähnliches Maß an Mitgefühl (emotionale Empathie) verfügen wie Normalprobanden.

Meine Erfahrungen…

…mit anderen Autisten und auch mit mir selber zeigen mir sehr deutlich, dass Autisten sehr wohl in der Lage sind empathisch zu sein.
So ist für mich „Mobbing und Ausgrenzung“ wie für viele andere Autisten ein sehr geläufiges Thema und ich weiß wie man sich da fühlt. So kann ich in dem Bereich sehr wohl „mitempfinden“ auch wenn dieses „Mitempfinden“ mehr aus den eigenen Erfahrungen geschieht. So macht mich auch die Ausgrenzung und das Mobbing meines Sohnes ebenso hilflos, traurig und wütend wie damals und ich kann so auch verstehen wie er sich momentan hilflos, traurig und wütend fühlt. Auch die damit eingehende Phase der Frustration und später dann die Resignation. Alles Dinge die ich auch durchlebt habe und nun auch mein Sohn.

Schwieriger wird es eben mit der kognitiven Empathie, die scheinbar auf einer rein kommunikativen, teilweise sogar nonverbalen Ebene funktioniert. Genau da haben Autisten ja bekanntlich Probleme.
Erstens ist es schwer für mich zu erkennen wie der andere sich fühlt (außer ich kenne die Person und ihr Verhalten sehr gut) und zweitens kann ich eine Situation nicht nachempfinden wenn ich diese nicht schon einmal empfunden habe. Die Perspektive wechseln, mich in eine andere Person hinein zu versetzen ist mir schlichtweg nicht möglich.

Dabei kann es auch sein, das ich im Empathischen Bereich mehr gefordert bin als andere Autisten. Weil ich Kinder habe oder vielleicht durch die Tatsache das ich weiblich bin.
Daher kann man dies hier auch nur als meine Sicht der Dinge sehen.
Aber ich bin auch sehr gespannt auf eure Sicht der Dinge 😉

Ich bin „Anders“ (oder doch nicht?)

04 Montag Mär 2013

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 3 Kommentare

Schlagwörter

anders sein, Asperger, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, EinfachSein, Ich bin anders

Ein Gefühl, das ich schon sehr lange habe. Im Grunde seit ich denken kann und ich kann mich sehr weit zurück in meine Kindheit erinnern. Das mag zum einem an meiner Fähigkeit in Bildern zu denken liegen und eventuell an meiner hohen Merkfähigkeit. Tatsächlich erinnere ich mich nachgewiesen an eine Situation an meinem ersten Geburtstag. Es ist ein kleiner Kurzfilm über den ich immer wieder lachen musste, der mir immer wieder ins Bewusstsein kam und den ich nirgends zuordnen konnte. Erst Jahre später sollte ich erfahren, das es diese Situation tatsächlich gab und es wirklich so gewesen ist, dass ich mich schon als Baby köstlich darüber amüsierte.

Würde man nach meinen Eltern gehen, hatte ich eine Bilderbuchkindheit mit tollen Eltern als hochintelligentes Mädchen. So konnte ich schon sehr früh sprechen und löste mit 5 Jahren schon mit Vorliebe Matherätselhefte.Meine damaligen Probleme in sozialer Interaktion, Motorik und Wahrnehmung wurden auf eine imaginäre Krankheit geschoben, die sich bis heute nicht bestätigt hat.Das einzige was sie sich damit nicht erklären konnten war eben die Eigenart, dass ich mich schon als Baby nicht gern anfassen ließ.Insgesamt sahen sie mich als ein hochintelligentes Mädchen das leider wegen seiner „Krankheit“ seine Möglichkeiten nicht ausschöpfen konnte.

Nur meine Bilder und Kurzfilme erzählen mir eine andere Geschichte und lange konnte ich mir die Diskrepanz zwischen dem was meine Eltern mir erzählten und meinen Erinnerungen nicht erklären. Soziale Interaktionen wurden pedantisch mit mir eingeübt, Blickkontakt halten, Höflich sein, Koketterie, Begrüßungsrituale und viele derlerlei Dinge. Funktionierte ich nicht so wie ich sollte, dann wurde ich geschlagen, bestraft oder angebrüllt. So lernt man sehr schnell sich anzupassen um nicht mehr aufzufallen.

Was mir bis heute als sehr negativ in Erinnerung blieb war die stetige Erwartungshaltung anderer an mich und bis heute reagiere ich sehr „allergisch“ wenn Menschen etwas von mir erwarten. Vor allem wenn ich diesen Erwartungen nicht entsprechen kann, zumindest nicht ohne mich sehr anzustrengen.

Von Mitschülern, Ausbildungskollegin aber auch später im Arbeitsleben wurde ich stets als komisch, manchmal sogar als arrogant (weil ich immer ein Buch dabei hatte und keine Notiz von meiner Umwelt nahm), seltsam, eigenbrötlerisch, besserwisserisch und egoistisch bezeichnet. Menschen die mir näher standen vermissten bei mir die „Wärme“ und bezeichnen mich als distanziert. Gingen teilweise soweit zu behaupten ich wäre gefühlskalt.
Dabei bin ich gar nicht gefühlskalt. Ich habe Gefühle, kann es nur nicht zeigen. Ich habe auch lange nicht verstanden was mit „Wärme“ gemeint wurde, bis man mir erklärte, das Menschen erwarten das man Mitgefühl zeigt wenn es einem nicht gut geht. Den Menschen betüddelt wenn er krank ist und solche Dinge.
Nun, wenn man mir nicht sagt das man traurig ist oder sich nicht gut fühlt, dann kann ich das auch nicht wissen. Ich bin nicht gefühlskalt, sondern gefühlsblind. Wenn jemand sagt er fühlt sich krank, dann ist es doch rein logisch, das ich darauf hinweise zum Arzt zu gehen. Warum ich dann den Menschen in den Arm nehmen soll und ihn tätscheln soll erschließt sich mir nicht ganz. Macht es doch so das „krank sein“ nicht weg. Wenn man mir allerdings sagt, das man gerade eine Umarmung braucht, dann kann ich das verstehen.

Im Grunde haben mir alle Menschen meines Umkreises mir stets irgendwie das Gefühl vermittelt anders zu sein. Nicht wie ihr, nicht die Norm, ein Einzelwesen auf diesem Planeten. Dabei bin ich doch wie ihr. Ich habe Beine und Arme. Atme die gleiche Luft und lebe auf demselben Planeten.

Sind denn nur die Menschen „normal“ die sich der Gesellschaft anpassen können?

Nun, ich frage bei so was immer: “Was entspricht denn der Norm?”. “Wer ist denn normal?” “Wer legt das fest?”
Wenn man nun als normal die “soziale Norm(en)” betrachtet, dann ist die Definition von “normal” laut wikepedia:

Soziale Normen (Gesellschaftliche Normen, Soziale Skripte) sind konkrete Vorschriften, die das Sozialverhalten betreffen. Sie definieren mögliche Handlungsformen in einer sozialen Situation. Sie unterliegen immer dem sozialen Wandel, sind gesellschaftlich und kulturell bedingt und sind daher von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden. Normen sind (äußerliche) Erwartungen der Gesellschaft an das Verhalten von Individuen. Die Verbindlichkeit dieser Erwartungen variiert (siehe auch Tabu). Sie sind zu unterscheiden von (innerer) vernunftgemäßer Gewissensprüfung von Handlungen

Nicht nur das jede Kultur ihren eigenen sozialen Normen unterliegt, sondern das auch jeder das individuell für sich festlegt, macht es in meinen Augen sehr schwierig da eine genaue Norm zu definieren.

Ich selbst nehme mich als “normal” wahr…bin es aber nicht, zumindest in der Definition “sozialer Norm”.
Kann mich aber durch Anstrengung der “sozialen Norm” weitestgehend anpassen. Macht mich das dann “normal” obwohl meine Denkweise es nicht ist? Oder bin ich doch anders?

Ja, ich reagiere manchmal anders, verhalte mich manchmal anders. Aber bin ich deswegen anders? Oder doch nur ein Mensch?
Ist denn nicht jeder auf dieser Welt auf seine Art anders? Wären alle gleich dann wäre es doch langweilig auf dieser Welt.

Wenn man jeden Menschen so lassen könnte wie er ist, in seiner Einzigartigkeit, dann wäre tatsächlich ein #EinfachSein möglich.

Diese Gedanken kamen mir auf, als ich die Blogger-Themen-Tage verfolgte und ich möchte euch auf diesem Wege danken. Den Initiatoren, den Autoren und auch den Lesern.

Vielen Dank an #EinfachSein. Es gab viele Eindrücke, Anregungen zum Nachdenken. Neues, dass zu entdecken galt, tolle Menschen und das Gefühl nicht allein zu sein.

Gemeinsam #Einfach (zu) Sein.

Reizüberflutung- autistische Wahrnehmung und was sie für mich bedeutet

02 Samstag Mär 2013

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 8 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, EinfachSein, Hochfunktionaler Autist

logobtt Es gibt die 5 Sinne des Menschen. Sehen, hören, fühlen, schmecken und riechen.
Es geht aber mehr um die Wahrnehmung und deren Verarbeitung.
Sehen ist die visuelle Wahrnehmung, hören die auditive, fühlen die taktile, schmecken die gustatorische und riechen die olfaktorische. Nur um mal die Begrifflichkeiten zu erklären.

Viele Autisten berichten das sie anders wahrnehmen als andere. Ich kann hier nur für mich sprechen, denn eins ist mir aufgefallen. Jeder Autist ist da anders.

Es ist manchmal schwer auszumachen, wo genau die Grenze verläuft. In den einem Moment scheint noch alles OK, das Kindergeschrei und Kinderlachen wird noch als lustig empfunden. Der Kühlschrank brummt lustig vor sich hin und draussen fährt ein Auto vorbei.
Die Kinder kommen und wollen kuscheln und es ist in Ordnung.
Dann merkt man wie alles auf einmal lauter, greller, schriller und intensiver wird und dann geht es auf einmal sehr schnell.
Dann ist das Kinderlachen nicht mehr so toll, der Kühlschrank geht einem auf die Nerven und das Auto hat sich zum Flugzeug gemausert.
Auch das Kuscheln ist auf einmal unangenehm. Die Berührungen, die vorher nur leicht unangenehm waren, nicht mehr zu ertragen.

Nun, woran liegt das?

Ich nehme die Welt anders wahr. Für mich ist das Licht sehr grell. Auch ein bewölkter Himmel kann sehr hell sein. Obwohl keine Sonne am Himmel zu sehen ist fühlt sich dieser grau-weiße Himmel an, als würde man direkt in die Sonne schauen. Nun könnte man bei der Sonne einfach sagen, dann kuck da nicht hin. Aber wie soll das gehen, wenn einem der ganze Himmel in den Augen weh tut.
Manche Gerüche, wie z.B. Parfüms sind schwer zu ertragen,
benutze daher selber nie welches. Manches Essen stinkt. Z.B. riecht manches Fleisch derart penetrant, das ich beim Versuch es zu essen einen Würgereiz bekommen würde. Wenn Gerichte nicht genau nach meiner Vorstellung zubereitet sind, esse ich sie nicht. Manchmal ist es auch die Konsistenz. Spargel beispielsweise hat eine, die ich nicht ertragen kann. Aber als Suppe mag ich ihn gern (püriert!)

Wo wir beim Fühlen wären. Für mich glaube ich der ausgeprägteste Teil meines Empfindens. Manche Berührungen bereiten mir fast körperliche Schmerzen. Starke Berührungen lassen sich leichter ertragen als leichte. Leichte spüre ich oft stundenlang nach. Manchmal hilft da aber ein starkes Gegendrücken.
Man kann es nahezu vergleichen mit einer Strombehandlung oder einem leichten Stromschlag, wenn der Strom durch den Körper fließt. Dabei stetig den Saft aufdreht. Am Anfang noch ganz leicht, ein Ziehen und ein unangenehmes Gefühl, als ob die Haut aufgeregt wäre das sich verstärkt um so länger die Berührung anhält. Wie ein Echo, das sich verstärkt um so öfter es hin und her geworfen wird.

Es ist auch sehr davon abhängig, wer mich berührt. Ich unterscheide da in drei Kategorien.
Fremd, Bekannt, Vertraut.
Bei Fremden ertrage ich keinerlei Berührung jedweder Art. Manchmal reicht da sogar schon das eindringen in meinen Sicherheitsbereich um einen Fluchtreflex auszulösen. Bei Bekannten ist eine flüchtige Berührung oder ein kurzes Umarmen machbar. Nur die Vertrauten lasse ich nahe genug an mich heran und es gibt Momente, wo ich ihre Berührung sogar genießen kann.

Aber woran liegt es, dass es an manchen Tagen besser zu gehen scheint und an manchen geht es gar nicht?

Ich persönlich denke, ich habe mich an gewisse Reize gewöhnt mit den Jahren. Sie werden immer anders wahrgenommen, aber solange ich nicht unter Stress stehe kann ich sie leichter kontrollieren.
Um zu kompensieren muss ich mich sehr stark konzentrieren. Ich muss immer daran denken nicht das Kindergeschrei zu hören, nicht das Auto zu hören, versuchen die Berührung zu ignorieren etc. Es ist, wie wenn man jemanden sagt, das man nicht an etwas bestimmtes denken soll und jeder kennt dann die Situation, das man genau dann daran denken muss.
Diese Dinge kann man trainieren. Sowie Rechenkünstler trainieren können sich über längere Strecken konzentrieren zu können. Aber das geht nur bis zu einem gewissen Maß.

Benötige ich die Konzentration für andere Dinge, dann artet es in Stress aus.
Ändert sich etwas im Tagesablauf oder stehe ich unter erhöhtem Druck. Bin ich gestresst weil ein wichtiges Gespräch bevorsteht, das erstmal in all seinen Möglichkeiten des Gesprächsverlaufs geplant werden muss. Bin ich in einer ungewohnten Situation, wo zu viele der Reize auf mich einprasseln, dann kann es sein das ein kleiner Funke reicht und aus dem Hintergrundrauschen wird ein tosender Sturm.

Es ist tatsächlich oft abhängig von der Tagesform. Es gibt Tage, da kann ich die Reize sehr gut kompensieren und es gibt Tage, da ertrage ich nicht mal meine Kleidung oder das Umstreifen meiner Beine durch unseren Kater.
Kompensation bedeutet Stress und fordert Konzentration. Die ist nunmal nicht immer im endlosen Maße vorhanden.

Der Stress macht sich bei mir wie bei vielen Aspergern auch durch körperliche Symptome bemerkbar. Bei mir durch die Schuppenflechte und durch meinen nervösen Reizmagen.

Ich helfe mir oft mit kleinen Hilfsmitteln. So nehme ich immer eine Sonnenbrille mit wenn ich das Haus verlassen und meine Rolladen sind meistens auf Halbmast gestellt.
Gegen die vielen Geräusche habe ich immer meine Musik dabei. Sie schirmt mich ab und da sie für mich gewohnt ist kann sie mich auch beruhigen.
Beim Putzen der Wohnung habe ich auch immer meine Musik im Ohr. Auf die Weise nehme ich das laute toben der Kinder nur gedämpft war und kann mir die Kraft zum „Ertragen“ ihrer lauten Spielereien und Balgereien für die Spielzeit aufheben.
Außerdem vermeide ich Orte, wo ich vielen Reizen ausgesetzt bin. Wie z.B. das Einkaufen.

Allerdings helfen diese Hilfsmittel nur bedingt. Wenn ich gleichmäßige Tage habe und sich nicht all zu viel ändert.
Stehe ich allerdings unter Stress und dafür gibt es mehrfache Faktoren, dann hilft oft nur noch ein drastischer Rückzug in meinen Raum. Dort sind die Umgebungsreize minimiert und ich kann mich dort meinem Spezialinteresse widmen, was mich wiederum beruhigt.

Wenn ich allerdings keine Möglichkeit zum Rückzug habe führt dies unweigerlich in einen Overload. Wie dies verlaufen kann hat hat Querdenker in Quergedachtes „Autismus ist manchmal Leben wie im Film“  mal sehr treffend beschrieben.

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Ein Bild von mellissandra http://mellissandra.wordpress.com… vielen Dank

Abschließend möchte ich aber noch schreiben, dass es durchaus seine Vorteile haben kann, das ich so wahrnehme wie ich wahrnehme. Meine Wahrnehmung ermöglicht es mir manches wesentlich detaillierter zu erfassen. In manch wichtigen Situationen entgeht mir wesentlich weniger als anderen. Selbst wenn ich überreizt bin und mein Bewusstsein längst zu gemacht hat, nehme ich doch noch vieles unbewusst wahr.

Aber auch manche Dinge haben einen solch natürlich schönen Reiz.
Das Glitzern etwa, in das die Welt nach einem Regenschauer taucht oder wenn es frisch geschneit hat morgens auf dem Weg zum Bus. Wie ein bunter, glitzender, strahlender, lichtgefluteter Teppich. Unbeschreiblich schön!

Hier geht es zurück zum Programm und noch viel Spaß beim Lesen:
Blogger-Themen-Tage 2.März 2013

"Autismus ist nichts Erstrebenswertes, nicht heilbar und es ist ein Leben, das mich jeden Tag aufs neue fordert, in einer Gesellschaft zu bestehen, die nicht autistengerecht ist. Es ist mein Leben und nicht nur eine Diagnose." (Zitat Mädel)
"ABA ist das Lernen von absolutem Gehorsam ohne das Hinterfragen der Autoritätsperson" (Zitat Mädel)

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