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~ Ich bin Asperger Autistin und hier sollen meine Gedanken Platz finden.

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Monatsarchiv: Februar 2015

Die Kommunikation zwischen NT´s und (erwachsenen) Autisten

22 Sonntag Feb 2015

Posted by maedel in Meine Gedanken über Autismus

≈ 16 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Kommunikation, Umgang miteinander, wie behandelt man erwachsene Autisten

Wenn einer Mist baut, dann sind es alle

Ein Umstand, den ich überhaupt nicht verstehen kann. Warum soll ich für einen Fehler oder eine Aussage eines anderen verantwortlich sein.
Warum sind es dann immer alle.

Was soll das mit diesen Verallgemeinerungen?

Wenn ein Autist Mist baut, dann bauen alle Autisten Mist und wenn ein Admin eine persönliche Meinung abgibt, dann muss das der Grundtenor der Admins, nein, der ganzen Gruppe oder um ein wenig die Verallgemeinerung herauszunehmen, dann müssen das alle Autisten dieser Gruppe sein.

„Sowas bescheuertes kann nur NT einfallen“ ist keine nette Aussage, das stimmt.
Sicher nicht persönlich gemeint, aber eben die Meinung einer Person. Vielleicht auch unbedacht, denn manchmal sagen Menschen etwas ohne sich den Konsequenzen bewusst zu sein. Oder es war eher als Witz gedacht.
Manches mal mag vielleicht in manchen Aussagen auch eine gewisse Bitterkeit stecken. Aber ist das zu verdenken, bei dem was manche von uns alles schon erlebt haben?
Vielleicht auch einfach ein Resultat aus den vielen Artikeln, die manch Autist über sich ergehen lassen muss. Die nur so strotzen vor Beleidigungen oder Unwahrheiten.
Vielleicht auch einfach der Grundtenor dazu, das wir viel zu oft Dinge lesen müssen, warum wir doch nicht so sein sollten, wie wir sind.
Oder wie in diesem einem Fall, einfach nur eine Meinungsäußerung zu einer Methode.
Gut, es ist nicht richtig, es dann zu verallgemeinern, indem man sagt, das „sowas bescheuertes“ nur von NTs kommen kann.

Da mag es richtig sein, sich über diese Aussage „als NT“ aufzuregen. Was kann aber der Rest dafür?
Ich kann mich doch nicht für die Aussage eines anderen entschuldigen und schon gar nicht eine solche Aussage rechtfertigen.
Genauso kann es aber auch nicht sein, mich als Admin anzugreifen, da wird es unfair. Und das macht der Umstand nicht besser, das man dann ein solches Verhalten allen Autisten unterstellt und das man als NT da sowieso keine Entschuldigung erwarten darf.
Wer sagt denn sowas?

Dann kommen wir noch zur zweiten Kernaussage „Jetzt werde ich schon dafür kritisiert, das ich mir hier einen besseren Umgang miteinander wünsche“…
Ganz nebenbei wurde das nicht kritisiert, sondern die Verallgemeinerung, aber mir geht es hier um das Grundproblem.


Die Kommunikation zwischen NTs und Autisten

Oder vielmehr so manch Erwartungen von NTs an die erwachsenen Autisten ohne dabei auch nur ansatzweise in Erwägung zu ziehen, das wir erstens auch nur Menschen sind und zweitens eben Autisten.

Menschen, die vielleicht schon einiges durchgemacht haben. Menschen mit eigenen Erfahrungen und nicht immer positiven.
Menschen, die auch autistisch sind, und ich formuliere es bewusst genau so, denn wir sind wie ihr auch Menschen.

Menschen, die ein Kommunikationsproblem haben. Sich anders ausdrücken. Anders wahrnehmen. Probleme mit dem Interpretieren haben.

Es ist immer wieder erhellend zu sehen, wie manch (nicht alle) neurotypische in solche Gruppen reinkommen, mit dem wirklich sehr löblichen Vorsatz, sich Rat bei erwachsenen Autisten zu holen. Dabei aber irgendwie erwarten, das erwachsene Autisten sich nicht so autistisch verhalten, wie ihre Kinder.
In Bezug auf Kommunikation ist es gerade dieser Umstand, das Menschen in eine Gruppe kommen und erwachsene Autisten zu den Kommunikationsproblemen ihrer Kinder fragen aber in deren Antworten dann tatsächlich erwarten, das eben diese Kommunikationsschwierigkeiten nicht mehr da sind. Soviel zu „ich wünsche mir einen besseren Umgang miteinander“ .
Meines Erachtens gilt das für beide Seiten.

So kommuniziere ich beispielsweise sehr häufig nur rein auf der sachlichen Ebene. Trotz aller Sachlichkeit reagiere ich aber auch sehr emotional und das zusammen kann eine Mischung ergeben, die schwer für andere zu verstehen ist.
Kann ich zumindest nur vermuten.
Für mich ist es aber mindestens genauso schwer damit umzugehen. Gerade dann, wenn mich Emotionen überrennen, kann folgendes passieren.
Flucht oder Angriff, dazwischen ist nicht viel. Solange ich noch die Ruhe habe zu erklären, solange bin ich auf der sachlichen Ebene und damit alles andere als persönlich unterwegs.

Es ist für mich sehr schwer die Reaktionen anderer vorauszusehen, vor allem weil sie so ganz anders reagieren, als ich es erwarten würde. Daher gleicht ihre Reaktion für mich oftmals einem Schock, was zu einer Flucht führen kann. Ein Erstarren oder auch mal zu einem direkten Angriff. Emotional werde ich nur, wenn man mich in irgendeiner Weise in die Ecke treibt oder wenn man, so wie an jenem Nachmittag, extrem ungerecht wird.

Fazit: Auf der sachlichen Ebene meinen es die wenigsten Autisten wirklich persönlich. Wenn, dann sind die meisten Aussagen auf die Situation bezogen.

Es ist auch eine Charaktersache. Der eine reagiert eher mit Angriff, vielleicht sogar gepaart mit ADHS sehr impulsiv. Der andere, so eine wie beispielsweise ich eher mit Flucht. Aber auch ich habe dieselbe Reaktion wie ersterer und ich habe Grenzen. In Facebook seht ihr ja meine Reaktionen nicht. Gerade in der oben beschriebenen Situation in der Gruppe habt ihr nicht gesehen, wie ich daheim ausraste, in Tränen ausbreche und brülle, das ich da sofort raus will.
Und wenn ich mich dann entscheide was zu sagen, dann beinhaltete es bei mir eher einem gezielten Angriff ohne Verallgemeinerung. Eher einem Scharfschützen gleich. Bleibe also selbst im Ausrasten eher fair in meiner Wahl der Angriffsperson. Diese Person trifft es dann allerdings sehr hart. Ein anderer macht einen Rundumschlag. Da heisst es dann eben „Ihr NTs“.


Die Sache mit der Interpretation

Autismus steht meist synonym mit der Aussage, man könne nicht Interpretieren.
Doch, laut meinen Beobachtungen machen Autisten das auch, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Eben auf ihre Art. Vielleicht von uns selbst aus meist nicht erkennbar. Aber doch, irgendwo schon.
Jedoch ist es eben nicht intuitiv, sondern erlernt und demnach auch sehr geprägt aus den Erfahrungen und jahrelangen Beobachtungen jedes einzelnen und damit auch höchst individuell einzustufen.

So reagiere ich oft entweder extrem naiv oder auch mal fast paranoid in meinen Interpretationen, weil ich es einfach erwarte, das NT da was zwischen den Zeilen ausgesagt hat. Es ist ja „immer“ so.
Eine gewisse Erwartungshaltung von beiden Seiten, das will ich nicht leugnen.

Am besten erklären kann ich das mit dem 4 Ohren Modell, das ich hier schonmal beschrieben habe.
Gerade diese Frage „wie könnte das gemeint sein“ mit ihren unterschiedlichen Möglichkeiten ist für mich schon der Beginn der Interpretation und ich frage mich das fast immerzu.

Dabei ist folgendes zu bedenken:
Die meisten Autisten bewegen sich fast rein auf der sachlichen bezogenen Ebene. Damit ist nicht die Sachlichkeit an sich gemeint, sondern eben die Ebene der Interpretation.
Genauso kann man dann aber auch nicht sagen, „ein Autist ist immer sachlich oder emotionslos“.
Auch Autisten reagieren mitunter sehr emotionsgeladen.

Ein Beispiel wäre die Aussage „Die Strasse ist frei“ Autist würde das als rein sachliche Aussage verstehen, zumindest solange, solange das erwartete Verhalten dazu noch nicht erlernt ist, es ihm noch nicht erklärt wurde. Es würde stehen bleiben und es zur Kenntnis nehmen.
NTs bewegen sich im Gegenzug fast ausschließlich in den drei anderen Bereichen. So verstehen sie rein sachliche Aussagen immer mit emotionalem Bezug und je nach Interpretation und Intuition, die sie meist aus kleinsten Zeichen und nonverbalen Signalen herausziehen.
Auf das Beispiel bezogen würde ein NT Kind das Zeichen des Erwachsenen, das dem Kind deutet loszugehen, wahrnehmen und blitzschnell die Aussage „Die Strasse ist frei“ als Aufforderung ansehen, sich doch nun in Bewegung zu setzen.

Dabei gelingt NTs das meist so mühelos und ohne darüber nachdenken zu müssen, teilweise wissen sie noch nichtmal genau, wie oder warum sie das machen, zumindest nicht bewusst, da könnte man glatt neidisch werden.
Denn für mich ist das Schwerstarbeit und sehr häufig liege ich mit meiner „Interpretationsentscheidung“ (ich nenne es mal so) gehörig daneben.
Jetzt würden manche NTs sagen, „also ich liege auch oft daneben“.
Das mag richtig sein, aber dieses Problem haben NTs untereinander nicht so massiv. Sie müssen nicht erst ihren Fragenkatalog durchgehen. Sie erkennen die feinen Signale und schwenken blitzschnell um.
Autisten dagegen verbeissen sich regelrecht in ein Thema und wir merken nicht den Zeitpunkt, wo wir hätten einlenken sollen oder wo wir hätten aufhören sollen. Weil z.B.immer noch Nuancen und Teilaspekte eines Themas für uns nicht ausreichend kommuniziert wurde, oder unseres Erachtens noch nicht genug verstanden wurde, das hat die Folge, das wir immer wieder gewisse Teilaspekte durchkauen.

Fazit: Ich würde behaupten, das erwachsene Autisten „gelernt“ haben zu interpretieren, nur entgehen uns dabei die Signale, die uns die richtige Einschätzung erlaubt, z.B. wann ein Thema erschöpft ist, wann die Stimmung umschwenkt etc.


Die Sache mit dem autistischen Verhalten und warum es eigentlich nicht gut ist, sie zu unterdrücken

Z.B. Regelverstöße und Veränderungen.
Sie stressen mich immer noch enorm. Z.B. zu Tisch. Ich habe zwar mit den Jahren gelernt, nicht mehr öffentlich oder auch offensichtlich deswegen auszurasten, aber innerlich wütet es in mir. Innerlich ist es immer noch da, wenn auch unterdrückt.
Bin ich jetzt weniger Autist, nur weil ich gelernt habe solche Ausraster besser zu kontrollieren. Komme ich deswegen mit Veränderungen und Regelverstößen besser zurecht, nur weil ich die Reaktion darauf nicht mehr so oft nach außen zeige? Ich denke nicht. Wobei, so ganz ohne Zeichen ist es ja nicht. Normalerweise merkt man mir in solchen Situationen immer noch eine gewisse Unruhe an.
Vor allem aber, kommt es an schlechten Tagen vor, das ich es nicht unterdrücken kann und dann kommt es vermeintlich unmittelbar. Dann verstehen es die wenigsten, denn sie haben ja nicht mitbekommen, das es mich schon immer gestört hat.
Dann heisst es auf einmal, „du kommst doch inzwischen super mit solchen Dingen zurecht, warum flippst du jetzt aus“.

Das mit dem Unterdrücken birgt nämlich ein zusätzliches Problem des Ganzen. Gerade in solchen Austauschgruppen, aber eben nicht nur da, erwarten die Eltern autistischer Kinder eben nicht die Verhaltensweisen, die sie von ihren Kindern doch so gut kennen, weil wir Erwachsenen sie ja meist unterdrücken. Aber sie sind ja noch da.
Und wenn dann sehr plötzlich doch eine solche Reaktion von uns kommt, dann ist sie nicht erwartet, nicht vorausschaubar.
Dann reagieren die anderen wiederum äußerst verdattert oder fühlen sich massiv angegriffen.

Mitbewohner kennt mich schon sehr lange. Zunächst nur schriftlich, also die Seite von mir die erklären kann und Zustände beschreibt und nun auch eine Weile real, also die Seite, die sich verbal nicht ausdrückt, es aber irgendwo vorlebt.
Heute noch, selbst als Erwachsene, ist für ihn die ein oder andere Reaktion deutlich sichtbar, andere Situationen wiederum nicht. Ein deutliches Stocken vernimmt er bei Veränderungen. Ich denke aber, die sieht er nur, weil er eben auch meine innere Seite kennt.
Jemand, der dieses nicht von mir weiß und nur meine Äußerlichkeiten berücksichtigen würde, kann das vermutlich gar nicht sehen. Jemand der nur meine Innerwelt, also nur meine schriftliche Seite kennt, kann meine äußere Reaktion nicht zuordnen.
Ich denke, das für eine genaue Beurteilung beide Seiten benötigt werden und das macht es schwer, weil ich selten meine Außenwirkung beschreiben kann. Im Gegenzug dazu bin ich real kaum in der Lage meine Innerwelt in dieser Reaktion zu beschreiben.
Wenn gerade dann auch noch Reaktionen meinerseits unterdrückt werden.
Das macht es für beide Seiten schwer.


Wie gehe ich nun mit dir als erwachsener Autist um

In der Regel ist es so, das egal wen man als Behinderten fragt, sei es Autist oder jede beliebig andere Behinderung, immer dieselbe Antwort kommt.

Behandelt uns genauso, wie alle anderen auch.

Vielleicht mit der ein oder anderen Hilfestellung, denn wenn ich z.B. Schwierigkeiten habe Nonverbales oder Dinge zwischen den Zeilen richtig zu deuten, kann ich es im ersten Moment nicht als Fehler einstufen. Oder als verletzend dem anderen gegenüber.
Mein Verhalten macht es dann aber vielleicht nicht richtiger.
Hier wäre die Hilfestellung, mich gegebenenfalls deutlich und klar darauf hinzuweisen, mit logischen Aspekten, sodass ich es nachvollziehen kann. Mir vielleicht in dem Moment noch eine gewisse „emotionale Achterbahn“ zuzugestehen, aber im Grunde gehe ich auf solche Dinge ein..
Denke zumindest darüber nach.

Genau daraus ist ja mein Zitat entstanden

„Autismus ist allenfalls eine Erklärung, keine Entschuldigung“

und das ist auch meine Antwort zu „das man als NT da sowieso keine Entschuldigung erwarten darf“.
Das gleiche gilt aber auch den NTs, gerade wenn sie sich in unseren Kreisen bewegen. NT sein ist auch keine Entschuldigung und vor allem keine Pflichtvorgabe für richtiges Verhalten.
Denn NTs können sich auch mal gehörig daneben benehmen.

Denkt mal darüber nach.

Ängste

10 Dienstag Feb 2015

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 11 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Ängste, HFA, Hochfunktionaler Autist

Heute wurde in einer Gruppe die Frage nach Ängsten und Zwängen im Austismusspektrum gefragt und wegen Zeitmangel wollte ich mich dann mittags kurz dran setzten. Dauert ja nicht lange, den Ängste hab ich ja nicht viele. Eigentlich nur die Angst vor dem Telefonieren und Zwänge, nun ich betrachte sie nicht als Zwänge im klassischen Sinne.
Beim Schreiben bemerkte ich schnell, oh krass, das wird eher ein Blog und das selbst die Zeilen in Facebook nicht ausreichen würden und dabei kam ich noch nichtmal über das Thema Ängste hinaus.

Eine Angst von mir habe ich ja schon erwähnt. Die Angst vor dem Telefonieren. Nicht vor dem Telefonieren an sich, denn das kann ich eigentlich (also vom Grundsatz her kann ich ja sprechen und ein stückweit auch agieren nur eben nicht flexibel genug), es ist mehr die Angst davor gar nichts mehr sagen zu können. Ich neige zu Mutismus und das passiert mir beim Telefonieren sehr häufig. Manchmal im Verlaufe des Gesprächs, manchmal von Anfang an (bei Fremden, oder wenn ich nicht weiß, wer am Telefon sein wird, z.B. Firmen). Über die Jahre hat sich diese Angst immer mehr gesteigert (nach etlichen Fehlversuchen) und inzwischen verweigere ich nahezu jedes Telefonat außer, es sind sehr gute Bekannte von mir. Momentan telefoniere ich nur mit 2 Personen. Die eine war meine Ansprechpartnerin bei der Arbeit, und die andere eine langjährige Bekannte, mit der ich etwa alle halbes Jahr telefoniere, wenn überhaupt.
Ausnahmen sind eben nur sehr wichtige Telefonate. Meist geht es mir danach nicht allzu gut und von Schweißausbrüchen bis Übergeben war schon alles dabei.
Mich ärgern in dem Zusammenhang immer diese gut gemeinten Ratschläge, das ich das doch trainieren soll, oder therapieren. Das wäre wichtig (beruflicher Erfolg und so), aber wie soll ich das mutistische wegtrainieren? Es geht ja nicht um das telefonieren an sich.
Es ist eher die Angst vor dem Versagen. Wenn ich nicht telefoniere, dann passiert das eben auch nicht, und Punkt.
Wobei wir beim nächsten Punkt wären.

Die Angst vor dem Versagen im Allgemeinen. Versagen ist zwar ein hartes und negativ besetztes Wort, fasst aber verschiedene Vorkommnisse gut zusammen, ohne die negative Seite zu meinen.
Zum Beispiel habe ich Angst davor, im Hallenbad in einen Overload, Melt- oder Shutdown zu geraten. Bin ich allein, wäre das nicht so schlimm, unangenehm, aber eben nicht gefährlich. Anders verhält es sich, wenn meine Kinder dabei sind. Sie sind Nichtschwimmer und falle ich als Aufsichtsperson aus… ich möchte mir nicht weiter ausmalen was dann passieren könnte. Also vermeide ich Situationen, wo ich „ausfallen“ könnte, eher einer Schutzfunktion gleich. Auch diese Angst hat sich mit den Jahren entwickelt, eben umso mehr an Verantwortung ich für andere mit übernehmen sollte. Das umschließt nicht nur Ausflüge aller Art, sondern eben auch das Einkaufen beispielsweise. Es gibt Umstände, Tage, wo ich das mit dem einkaufen nicht hinbekommen würde. Mit dem einkaufen an sich habe ich ja nicht das Problem, sondern mit der Reizüberflutung und die ist in solchen Läden enorm.
Bin ich allein, wäre die einzige Konsequenz, das ich nichts zu essen da hätte oder ich kaufe auf Vorrat an Tagen ein, an denen es geht. Da ich nicht viel brauche, war das durchaus machbar.
Inzwischen trage ich die Verantwortung für mehrere Personen im Haushalt und nicht einkaufen gehen bedeutet unter Umständen 5 sehr enttäuschte Gesichter im besten Falle und hungrige Schreihälse, wenn es ganz blöd läuft.
Ergo muss ich einkaufen, nur dann bekomme ich nebenher nicht mehr viel hin. Zu sehr stresst mich solch eine Unternehmung und meist ist es ja auch so, das mehrere Personen auch ihre bestimmten Vorlieben haben (manche Autisten können da sehr bestimmt sein) und das gibt es nicht in jedem Laden. Also ist man für einen Einkauf meist gezwungen, mehrere Läden aufzusuchen. Manchmal gibt es das erwünschte im Laden nicht und einmal bekomme ich das noch umgeschwenkt, danach im anderen Laden zu schauen, aber wehe dem, wenn das nochmal passiert.
Eine solche Situation hat mich mal ein Auto gekostet, nachdem ich festgestellt habe, das im Tunnelblick Auto fahren nicht so gut ist.

Seit diesem Unfall habe ich etwas Angst vor längeren Autofahrten allein. Autofahren an sich ist sehr anstrengend für mich, und wenn ich dann auch noch durch z.B. Einkauf vorbelastet bin, dann ist die Angst davor, wieder einen Unfall zu bauen, recht groß. Auch hier wieder eine Versagensangst.
Daher bin ich auch froh, das Mitbewohner derzeit den Einkauf übernimmt. Gerade mit all dem neuen hier, der Schulung und vielen mehr, bedeutet dies für mich eine enorme Entlastung.

Momentan befinde ich mich auf Jobsuche und auch hier begleiten mich erhebliche Ängste. Die Angst davor den Anforderungen nicht zu genügen. Nicht gut genug zu sein. Gerade die Stellenausschreibungen bereiten mir erhebliche Probleme.
Da suchen sie jemanden, der eine kaufmännische Ausbildung hat, sich mit Datev und Lexware auskennt und SAP kann. Ok, SAP kann ich und ich habe mehrere Jahre in einem kaufmännischen Beruf gearbeitet und damit eine gewisse Berufserfahrung. Dennoch ist es keine umfassende Ausbildung und eben auch sehr Betriebsspezifisch. Da meine alte Firma nicht mit Datev und Lexware gearbeitet hat, kenne ich die Programme nicht. Da ich in einer großen Firma gearbeitet habe, kenne ich nicht sämtliche Abläufe, sondern nur Teilbereiche. Eben die, für die ich als Sachbearbeiter zuständig war. Und hier beginnt mein Problem.
Ich traue mir dann diese Jobs nicht zu und bewerbe mich erst gar nicht.
Man kann mir noch so oft sagen, das die gar nicht 100% nach Anforderung suchen, ja aber warum schreiben sie es dann da rein?
Ich höre es zwar, aber verstehen, nein, das tu ich nicht.
Zurzeit befinde ich mich auf einer Schulung des Arbeitsamtes und obwohl ich dort bin „um“ meine Lücken zu schließen, reichen sie meines Erachtens nicht aus. Umso mehr ich lerne, umso mehr erkenne ich, was ich alles noch lernen müsste. Ich kann es eben nicht perfekt und so plagt mich die Angst davor, mich hinzustellen und zu behaupten, ich könnte es.

Und da ist er, mein Perfektionismus, der mir so häufig Probleme im Job, und nicht nur da, bereitet. Auch hier eine immense Angst davor zu versagen. Hier allerdings weniger vor den anderen, als vor mir selber. Kaum einer geht so hart mit mir ins Gericht, wie ich selbst.
Dabei stufe ich mich selbst und mein Können anderen gegenüber so derart niedrig ein, das ich jede schlechte Beurteilung, auch wenn sie nicht gerechtfertigt wäre, akzeptiere.
Aktuelles Beispiel ist mein Arbeitszeugnis. Wäre da nicht mein Mitbewohner, ich hätte es ohne weitere Nachfragen akzeptiert. Ungeachtet dessen, das der Verfasser selber zugegeben hat, davon keine Ahnung zu haben.
Ich habe jetzt mal da genauer nachgefragt und sofort quält mich wieder die Angst davor wiederholt falsch verstanden zu werden. Gerade mit diesem Kollegen ging die Kommunikation oft so derart schief. Ich glaube langsam, speziell auf Kommunikation geschulte Führungskräfte und ich, wir können nicht miteinander.
Zumindest scheinen wir beide partout aneinander vorbei zu reden/schreiben, was schon zu vielen Missverständnissen geführt hat.

Nun sind wir bei dem Thema Missverständnisse angekommen. Einer meiner größten Ängste. Die Angst davor missverstanden zu werden. Die Angst vor Angriffen, in diesem Falle verbaler Art. Angst davor, mich mal wieder nicht wehren zu können, falsch zu reagieren. Nicht erklären zu können.
Die Angst davor, dieses Wirrwarr an Worten, Gedanken, Bildern nicht so rüber bringen zu können, das es unmissverständlich ist. Die Angst davor nicht verstanden zu werden.
Wie gut ich dieses Gefühl kenne. Diese hilflose Wut, die einem das Atmen nimmt. Die einen erstarren lässt. Das Ringen um Worte. Die Angst davor sprachlos zu sein.

All diese Ängste, wenn ich ehrlich bin, sind es noch viel mehr, haben eins gemeinsam. Die Angst davor zu versagen, ohne es negativ zu meinen. Ich meine also nicht mein persönliches Versagen, sondern vielmehr die Angst davor es nicht zu schaffen. Wiederholt vor Situationen zu stehen, die ich nicht bewältigen kann und da fängt das vermeiden an.

Gerade weil ich Kinder habe, gerade weil ich die Verantwortung für sie trage, setzte ich meine Prioritäten immer zu ihren Gunsten. Auf die Art schaffe ich meinen Alltag.
Wenn es nach mir ginge und wirklich nur nach mir, dann gebe es immer einen festen Wochenplan. Eine feste Struktur, die mir ermöglicht mich frei darin zu bewegen. Dann sitzt jeder Handgriff. Selbst das Essen kochen täglich stellt mich vor die Herausforderung, das ich doch erst wieder überlegen muss, was ich koche und ob ich alles dafür da habe. Denn mal kurz in den Laden gehen um fehlendes zu besorgen, ist nicht drin.

Ich will damit nicht sagen, das alles nur Angst ist. Es ist vielmehr die Überflutung, das zuviel an vielen Dingen, die Probleme in der Kommunikation, meine Art Dinge wahrzunehmen und vieles mehr, das mir mit den Jahren und steigender Verantwortung in vielen Dingen eine gewisse Vermeidungshaltung eingehandelt hat. Es ist irgendwo die Summe aus vielen Erfahrungen.
Ein fester Plan gibt mir da die Sicherheit. Die Sicherheit der Planbarkeit.

Vielleicht ist es auch das.

Die Angst davor, die Kontrolle zu verlieren.

Denn vieles in meinem Leben ist kontrolliert und da beginnt zum Teil der Zwang, aber das soll ein anderes Mal ein Thema sein 🙂

Diese Tage

07 Samstag Feb 2015

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 26 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Überforderung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Overload, Reizüberflutung, Spezialinteresse, Vermeidungshaltung

das sind jene Tage, an denen ich spätestens zum späten Nachmittag hin im Bett liege. Eben dann, wenn die Betreuung der Kinder sichergestellt ist.
Insofern nicht irgendetwas wichtiges ansteht, aber das ist eigentlich meistens so. Zumindest insofern, das ich denke, das es überaus wichtig ist und bin ich zu diesem Zeitpunkt in diesem „Funktionieren-Film“ schaffe ich den Absprung aus eigener Kraft meistens nicht mehr.

Mehr als ein Funktionieren ist es dann auch nicht mehr und wirklich aufnahmefähig würde ich mich da auch nicht mehr nennen. Begleitet wird das ganze meist durch Kopfschmerzen und ich nenne es eine Art Nebel im Kopf. Nehme so meine Außenwelt und auch meine eigene Innerwelt nur noch schemenhaft wahr.
Laufe tatsächlich dann nur noch herum, ohne jeglichen Plan, völlig ziellos von einer Ecke zu anderen. Ähnlich einem aufgescheuchtem Huhn das vergessen hat, warum es eigentlich wegläuft. Eben rein instinktiv.
Ich weiß nur, ich muss irgendwie weiter machen. Nur habe ich nicht wirklich eine Ahnung davon, wie.
Meistens rette ich mich so halbwegs über den Tag, aber ein Optimum ist es nicht wirklich und daher sicher auch verständlich, warum ich solche Unternehmungen, die mich in solch einen Zustand bringen können, vermeide.
Vermeidungshaltung nennen das die Psychiater. Ich nenne das eine Schutzfunktion. Aber so sind eben die Ansichten verschieden, je nach Perspektive. Das stört mich nicht, solange niemand meint, ich müsse etwas gegen die Vermeidungshaltung tun, das wäre nicht gesund.
Da frage ich mich, ob dieser Zustand denn gesünder wäre, vor allem, wenn man Kinder hat.
Aber naja, ich schweife ab.

Es sind diese Tage, jene Tage, wo mir zum weinen zumute ist, ich es aber nicht kann. Meist kein gutes Zeichen, denn dann fängt die Überforderung schon an und ab da ist alles was noch dazukommt um ein vielfaches verstärkter.
Verstärkter insofern, als das ich unter normalen Umständen reagieren würde.
Leider ist das meist vorher nicht genau auszumachen. Bis zu einem gewissen Punkt scheine ich es zu packen um dann vermeintlich völlig aus dem Nichts zusammenzubrechen.
Schlimm wird es dann, wenn ich den Auslöser nicht abschalten kann.

Wie, wenn der eigentliche Auslöser eine Schulung ist, an der ich momentan teilnehmen (muss). So ist sie zwar nicht maßgeblich dafür verantwortlich, was an diesem Tag alles schief ging, aber doch vom Grundtenor her sehr wichtig.
Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon knapp 2 Wochen Schulung.
Statt irgendwann ein völliges Abschalten zuzulassen, habe ich mir immer nur ein Mindestmaß zugestanden. Gerade soviel, das ich weiter machen konnte. Einen ganzen Abend Pause oder auch ein Wochenende konnte ich mir einfach nicht leisten, wenn ich das Ziel dieser Schulung schaffen will.

Auch wenn es Momente gab, wo ich am liebsten sofort da raus gerannt wäre.
„Es ist erst halb 10 und ich kann nicht mehr *mich auf dem Klo versteckt*“, schrieb ich letzten Freitag auf Facebook.
Auch wenn ich nachmittags öfter ins Bett geschickt wurde, was zugegeben nötig war, auch wenn ich es in dem Moment nicht mehr erkannt hätte, dennoch habe ich mir irgendwie über die Tage retten können. Es war anstrengend und etliche Male brenzlig, aber ich bin hier eben auch nicht ganz allein. Ich kann mich dann, wenn es wirklich nicht mehr anders geht, nachmittags kurz hinlegen um das schlimmste zu verhindern. Gerade soviel, das ich abends weiterlernen kann. Wieder aufnahmefähig bin. Ob ich das allerdings 3 Monate durchhalte, wird sich noch zeigen. Dass es in der Schulung sehr laut ist, das werde ich kaum ändern können. Aber vielleicht finde ich noch einen Weg, das ganze für mich erträglicher zu machen.

Denn es ist nicht gut, das ich so nicht voll und ganz für alle da sein kann. Ich habe auch noch andere Verpflichtungen und wenn ich die ganze Kraft (alle Löffel) schon am Vormittag verbrauche, dann brauche ich mich eigentlich über einen solchen Tag nicht wundern.

Einen Tag wie diesen, an dem man schon völlig ausgelaugt von einer Schulung kommt, die schon länger geht und mir alles abverlangt. Wo es nicht lange dauert, das jenes Getippe um mich herum bald wirkt, als würden die anderen versuchen durch ihre Tische hindurch die Tasten zu treffen. Wo der ganze Raum von Geschnatter erfüllt zu sein scheint und die Mädels vermeintlich in Parfüm gebadet haben. Und ich irgendwie versuche all diese Geräusche, neben dem von den Zügen, die direkt am Gebäude vorbeifahren, zu ignorieren und mich auf das zu konzentrieren, was vor mir liegt. Das Buch, der Lernstoff, weswegen ich eigentlich gekommen bin.

Dieser Moment, wenn man nach Hause kommt, in die vermeintliche Sicherheit, nicht mehr fähig irgendwelche Filter aufrechtzuerhalten, wohl wissend, das ich nur eine halbe Stunde Ruhe habe, bevor die Kinder nach Hause kommen.
Und dann klingelt es an der Tür. Gut, ich wusste ja, das jemand kommt, und ich habe sie wie bereits bei Mitbewohner angekündigt nicht hereingelassen. Das hätte ich einfach nicht verpackt. Auch wenn sie etwas irritiert deswegen gewesen sein mag, aber das war mir in dem Moment egal. Ihr wisst ja, Schutzfunktion, nicht Vermeidungshaltung…

Dieser Augenblick, wenn man denkt, puh das habe ich hinter mir und es wiederholt klingelt, diesmal unerwartet. Sofort kommt der Gedanke auf, das ich die Frau eventuell zu sehr irritiert habe und sie nochmals an der Tür steht um es zu klären…was zu klären?
War aber nur die Post, zum Glück und schnell abgehandelt.
Sich freuend auf seine nicht mehr ganz halben Stunde mit meinem SI und meinem Kaffee. Das brauche ich jetzt und mache erstmal meine Emails auf, was ich im Nachhinein betrachtet besser hätte lassen sollen. Aber so ist das mit meinen Abläufen. Sie müssen sein.

Emails, die normalerweise für mich nur ein Ärgernis bedeutet hätten. Unter normalen Umständen.
Sich dann darüber Gedanken machend, wie es denn sein kann, das mein Sohn heute nicht in der Schule war. Hat er geschwänzt? Nur um viel später zu erkennen, das ich das geschriebene nur „mal wieder“ missverstanden hatte.

Noch in Gedanken, meine Tochter vom Kindergarten abholend und mittlerweile wegen eines Blutabnahmetermins am Abend nüchtern, schleppe ich mich zum Haus zurück, wo mich die Nachricht erreicht, das ich doch „sofort“ in der Praxis zurückrufen soll. Sonst keine Begründung, kein Hinweis.
Mal ganz davon abgesehen, das ich Schwierigkeiten beim Telefonieren habe, vor allem an solchen Tagen, setzte dieses „Sofort“ auch sofort eine Batterie an Gedanken frei.
Ein sogenanntes Gedankenkarussell wie ich es nenne. Warum? Das ist ganz einfach. Weil dann meine Gedanken so sehr um mich herum kreisen, dieselben Fragen immer wieder an mir vorbeischießen und ich die Antworten dazu doch nicht zu fassen bekomme.
Mein sonst so analytischer Verstand sogar eher hinderlich ist, denn ich bekomme all die Gedanken dazu nicht geordnet und es sind sehr viele, die ich mir in solchen Momenten mache.
„Warum soll ich da anrufen“…“platzt der Termin“…“muss ich noch nüchtern bleiben“…“was ist, wenn ich später bei denen in der Praxis stehe und sie mich wieder unverrichteter Dinge nach Hause schicken“…“wann sollen wir dann diesen Termin machen“…“denke ich daran gleich einen Termin zu machen, damit ich nicht telefonieren muss“……..

Noch in Gedanken lege ich den Benachrichtungsschein weg, der mir sagt, das ich mein Paket in einem mir wildfremden Laden abholen kann.

Zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissend, das mein Notnagel, mich notfalls für eine Stunde hinlegen zu können, sobald Mitbewohner da ist, nicht funktionieren würde.

Denn an diesem Tag kamen noch weitere Faktoren hinzu…neben den Emails, plötzliche Telefonate … so ein „rufen sie mal schnell zurück“ hatte bei mir schon in der Vergangenheit dazu geführt, das ich mich erstmal ganz spontan übergeben hatte, denn damals bestand eben nicht die Möglichkeit, das Mitbewohner dann doch schnell da anrufen kann.

Ich wusste zu dem Zeitpunkt noch nicht, das ich noch zu verpeilt sein würde, das ich mir beim Essen richten (zur Zeit gibt es mittags nur kaltes Vesper, da zeitlich nicht mehr drin ist) ein kleines Stück von meiner Daumenkuppe abschneiden würde. Ganz geschweige davon, das ich wegen der ganzen Aufregung erst um halb vier in der Lage sein würde, den Kindern das Essen servieren zu können.
„als du mir um halb 3 geschrieben hattest, das du dich geschnitten hast, dachte ich mir schon, das irgendwas gehörig schiefgelaufen sein muss.“

Ich wusste da auch noch nicht, das Mitbewohner krank (gegen Abend sogar mit hohem Fieber) nach Hause kommen würde. Sich dann selber irgendwo über den restlichen Tag retten könnte und man ihm sinnbildlich zuschauen konnte, wie er mehr und mehr in sich zusammensank.

Wie hätte ich mich da auch einfach hinlegen, oder mich später zum Lernen hinsetzen können. Sicher hätte er das trotz hohem Fieber auch gemacht, aber wie gesagt, das hätte ich zum einem mit meinem Gewissen nicht vereinbaren können…Prüfung hin oder her (die ja am nächsten Tag anstehen würde).
Aber vor allem hätte ihm ja auch nicht mehr die Kraft ausgereicht mich aus diesem verdammten „Funktionieren-Film“ herauszuholen und von selbst komme ich da nicht darauf.

Viel gelernt habe ich nicht mehr und das was ich gelernt hatte, hätte ich auch lassen können. Daher ging ich am nächsten Tag mit dem festen Glauben in die Schulung, das ich diese Prüfung sicher versemmeln werde.

Aber, und da bin ich ein wenig stolz darauf, ich habe sie trotz allem bestanden.

Ich hoffe nur, das mein nächster Tag vor der Prüfung in etwa 2 Wochen etwas ruhiger verlaufen würde.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, wie ein Sprichwort sagt und solche Tage braucht kein Mensch, wie ich häufig zu sagen pflege.

Ein Leserbrief

01 Sonntag Feb 2015

Posted by maedel in Meine Gedanken über Autismus

≈ 14 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Autist als Therapeut, Empathie, HFA, Hochfunktionaler Autist, Leserbrief

Letztens erhielt ich von Gestatgnostiker eine Email mit etlichen Fragen zur Empathie und Gefühlswelt von Autisten.
Vor allem aus dem Hintergrund heraus, das er selber Sozialtherapeut ist und sich momentan zur Diagnostik in einer Tageklinik befindet. Seine Tätigkeit sorgt dort, und auch für ihn selber, für Zweifel an einem möglichen Asperger und er bat mich daher um Rat.

Folgende Antwort (von mir) ist daraus enstanden, die ich mit seiner Erlaubnis hier veröffentlichen darf:

Hallo Gestaltgnostiker (damit must du leben, denn ich habe dich unter dem Namen nun abgespeichert und werde dich meistens nur so ansprechen 😉 )

Hast du in der Gruppe schon angefragt, die ich dir geschickt hatte? Also auf Facebook und wenn ja, unter welchem Namen? Wir haben nämlich unheimlich viele Anfragen.
Dann könnte ich dich freischalten, denn normal machen wir das nur nach PN und da wir ja schon geschrieben haben…. ist eine gewisse Schutzfunktion, da die Gruppe geschlossen ist.

Von Tageskliniken habe ich nicht viel gutes gehört und für Autisten ist das im allgemeinen mehr Stress als es gut tut. Die einzige, die sich meines Wissens mit Autismus auskennt und auch eine Tagesklinik und gleichfalls eine Diagnostik anbietet, ist die Uniklinik in Freiburg, wo auch meine Diagnose gemacht wurde. Autisten sind dort in separaten Räumen und es sind immer die gleichen Ärzte, also kein wechselndes Personal.
Aber im Grunde habe ich da wenig Erfahrung. Ich lese dazu halt sehr viel.

Oft wissen sie zwar einiges über Autismus, aber haben stellenweise noch veraltete Sichtweisen. Nur wenige sind bereit, auch neue Sichtweisen anzunehmen.
Köln hat besipielsweise erst vor 2-3 Jahren zugegeben, das Autisten sehr wohl emphatisch sind.
Nur eben anders, als erwartet. Wobei wir gleich bei Thema wären.

Ja, ich bin emphatisch und ja, ich kann mich einfühlen, insofern ich die Situation kenne, selbst erlebt habe. Also ein Mitempfinden aus eigener Erfahrung und dann oft so intensiv, weil dann auch alle Bilder und Empfindungen wieder hochkommen, sodass ich wieder mitten drin scheine, das es mich überfordert. Das kann schonmal zum weglaufen führen.
Ich vertrete die Theorie, das Autisten nicht zuwenig empfinden, sondern oftmals zuviel.
Was es eben schwer macht, ist unsere Reaktion darauf, da sie so anders ist, als das was andere erwarten würden in solch Situationen.
Dieses Zuviel kann ich aber auch nachempfinden, wenn ich eine Person sehr gut kenne. Auch wenn ich die Situation nicht ganz nachvollziehen kann.
Ich kann es dann schwer ertragen die Person leiden zu sehen. Ich leide dann buchstäblich mit.
Und das ist nicht viel anders als bei NTs, sagt mein Mitbewohner, aber meine Reaktion, meine Signale die ich dann aussende, die sind anders.

Beispielsweise wenn jemand im Sterben liegt. Gerade nach schwerer Krankheit.
Es versteht kaum einer, warum ich mich freue und sogar schon erleichtert bin, wenn es derjenige hinter sich hat. Wenn ich mir vorstelle, welche Schmerzen jemand haben muss, um daran zu sterben, das muss mehr sein, als alles was ich bisher erlebt habe. Schmerzen kenne ich zwar auch, aber ich bin ja nie daran gestorben. Und selbst der war manchmal unerträglich. Wie muss es dann sein, um zu sterben. Wieviel muss man da ertragen und dann soll man auch noch tapfer sein, damit die anderen keinen Schreck bekommen.
So ein Schmarn. Ich sehe es eben aus der Sichtweise des Verstorbenen und nicht aus der Sichtweise eines Hinterbliebenen. Es ist nicht so, das ich die Person nicht vermissen würde, aber ich finde sein Leiden wichtiger, als das „Leiden“ derer, die selber gar nicht das erleiden müssen. Ich kapiere deren Reaktion nicht und verhalte mich auch nicht so.
Und genau das verstehen dann wiederum die Hinterbliebenen nicht.
Somit habe ich mich ja eingefühlt, in den der leidet. Begrüße dessen Ende und das es endlich vorbei ist. Ich verstehe nicht, warum man so nicht reden darf und warum man jemandem im Sterben nicht wünschen darf, in Würde zu gehen. Zum rechten Zeitpunkt loszulassen. Nicht an eine Welt um der anderer Willen festzuhalten und dafür noch mehr Schmerzen in Kauf nehmen zu müssen, nur weil es die anderen so erwarten …
„Kampf bis zum letzten Atemzug“…welchen Sinn macht das?

Verstehst du was ich meine?
Autisten reagieren oftmals anders, als andere und das irritiert.
Das heisst aber nicht, das wir nicht mitfühlen können.

Das andere Problem ist das Nonverbale, oder auch eben die kognitive Empathie, die eben fast nahezu auf nonverbale Signale aufbaut. Da habe ich immense Schwierigkeiten. Ich sehe es einfach nicht und daher macht es den Anschein, das ich nicht mitfühle.
Wenn man mir allerdings sagt, um was es geht und ich dazu noch die Situation kenne, dann fällt es mir nicht schwer, auch da adäquat zu reagieren.
Weiter ist es ein Problem, so wenig Autisten nonverbales lesen können, so wenig senden sie auch aus.
Das wiederum kann bedeuten, das wir mitempfinden, aber man sieht es nicht.
Wenn sich beispielsweise eines meiner Kinder verletzt, dann sehe ich erstmal nach, wo und wie ich es verarzten kann. Viele sind dann irritiert, das ich das Kind dann nicht in den Arm nehme um es zu trösten. Ja, aber was hilft das denn gegen das Bluten?
Ich will doch, das es dem Kind besser geht…und dafür tu ich alles. Das ist nunmal meine Art und Weise, wie ich mit sowas umgehe.

Fazit: Autisten haben sehr wohl Gefühle und können auch emphatisch sein und sie können auch mitfühlen, wenn auch eher aus eigenem Empfinden heraus. Außerdem zeigen wir Reaktionen anders als erwartet.

Ich lese noch die Frage heraus, ob man als Autist so eine feine Antenne haben kann, um in einer Gruppensituation Empfindungen zu erspüren.
Ja, der sogenannte 6 Sinn, den viele Autisten haben. Soviel sie auch Probleme mit Nonverbalen haben und Körpersprache, so sind sie in der Lage, beim betreten eines Raums, die Grundstimmung sofort zu erfassen.
Warum das so ist? Ich vermute auch hier greift meine Theorie.
Autisten nehmen wesentlich mehr Details wahr als andere. Manchmal zuviel, was uns gerade in Einzelsituationen überlastet. Oder auch in Gesamtsituationen, wenn zuviele Reize auf einmal auf uns einströmen. Aber, ist eine Gruppe sehr still, wie in einer Therapiesituation, dann ist es sehr erstaunlich, was man alles wahrnehmen kann. Insofern man die Zeit hat es zu analysieren.
War übrigens sehr lange ein Hobby von mir. Das analysieren und eigentlich mache ich das schon mein ganzes Leben.

Nicht alle Autisten können das und meist ist dies unter Hochbegabten Autisten vertreten, die ihre Hochbegabung fast ausschließlich dazu nutzen, riesen Datenbanken anzulegen über Sozialverhalten anderer. Genau dieses analysieren und reflektieren ist einer meiner größten Talente neben dem Schreiben.
Eine damalige Freundin sagte mal, es ist hochinteressant, sich mit mir über solche Dinge auszutauschen. Ich mache mir über Dinge Gedanken, über die sie nie nachgedacht hat und durch mich lebt sie nun bewusster.

Fazit: Insofern man diese Analysefähigkeit hat und diese für Soziales einsetzt, sind Autisten demnach durchaus in der Lage, soziales zu verstehen und auch anzuwenden. In manchen Bereichen etwas unbeholfen und nicht immer entscheiden wir uns für die richtige Option, da es ja nicht intuitiv geschieht, sondern eine reine Denkleistung ist, aber in der Lage sind wir schon und wir haben den NTler etwas voraus. Wir erleben soziales bewusster. Machen uns mehr Gedanken um Zusammenhänge und so lassen sich auch nach Mustern sicher therapeutische Maßnahmen entwickeln, um andere wieder in richtige Bahnen zu lenken.

Von einem Therapeut wird ja nicht erwartet das er mitheult, sondern das er Lösungswege aufzeigt.
Also ist es durchaus möglich auch als Autist als Therapeut zu arbeiten.
Punkt, so sehe ich das.

Nächste Frage: „Können , manche, Autisten, je nach Ausprägung, Gefühlsausdrücke spontan erwidern? ZB.: Ein lächeln, ein Winken oder ähnliches? “
Insofern ich einen Sinn dahinter sehe, warum nicht. Wenn ich die Person gut genug kenne und die winkt mir zu und ich weiß, das es in dieser Situation ein „Hallo“ bedeutet, da es die Person aus der Ferne immer so macht, ja dann winke ich zurück. Wenn allerdings eine wildfremde Person (z.B.Nachbarin und durch meine Gesichtsblindheit wildfremd für mich) dann schau ich recht verdattert, sagt mein Mitbewohner.
Auch wurde mir in jungen Jahren akribisch beigebracht jedem zurückzulächeln, der mich anlächelt. Allerdings erkenne ich da nicht den Unterschied zwischen einem freudigen, boshaften oder gelangweilten lächeln. Ich gehe da immer von Freundlichkeit aus.

Fazit: Es ist davon abhängig, ob ein Sinn dahinter erkannt wird. Auch vom allgemeinen Stresslevel ist eine Reaktion meinerseits abhängig. Umso höher der allgemeine Stress umso weniger kann ich solch angelernte Verhaltensweisen abrufen.
Winken=Zurückwinken
lächeln=zurücklächeln

wobei mein größtes Problem hierbei eher die Vermeidungshaltung ist, gerade in für mich unplanbaren Situationen.

Ich hoffe, ich konnte dir damit ein wenig helfen

Grüße,
mädel

Hierzu noch ein ein vielleicht interessanter Artikel zur Empathie bei Autisten:
https://innerwelt.wordpress.com/2013/03/10/empathie-sind-autisten-empathisch/

"Autismus ist nichts Erstrebenswertes, nicht heilbar und es ist ein Leben, das mich jeden Tag aufs neue fordert, in einer Gesellschaft zu bestehen, die nicht autistengerecht ist. Es ist mein Leben und nicht nur eine Diagnose." (Zitat Mädel)
"ABA ist das Lernen von absolutem Gehorsam ohne das Hinterfragen der Autoritätsperson" (Zitat Mädel)

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