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AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Leo Fischer, Modediagnose Autismus
Heute las ich eine Diskussion wo es um einen Artikel von Leo Fischer ging, der am 1.11.14 erschien.
Ich bin es langsam müde, immer und immer wieder zu erklären. Geradezurücken, was Journalisten verbocken.
Irgendwie habe ich das Gefühl, ich komme aus dem Schreiben von Gegendarstellungen nicht mehr raus.
Ich habe lange überlegt, ob ich nun einen Artikel dazu verfassen soll. Einen, wo drin stehen würde, das Autismus eigentlich nichts mit Nerd sein zu tun hat.
Nicht jeder Nerd ist autistisch und nicht alle Autisten Nerds. Außerdem haften Nerds auch nur Vorurteile und Klischees an, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben.
Ich würde darüber schreiben, wie blödsinnig das ist, das gleichzusetzen.
Ich würde die Frage in den Raum stellen, was nun eigentlich die Piratenpartei mit dem ganzen zu tun hat und ich will gar nicht begreifen, wie ein Rudel Spinner, die dann zu Hyänen werden und daran zu Grunde gehen, in ein Bild eines Autisten passen soll.
Wohlgemerkt, das ist die Aussage vom Autor des Artikels und seine Art die Piratenpartei zu beschreiben.
Ich würde darauf hinweisen, das Autisten keine Inselbegabungen haben. Das sind Savants.
Irgendwie würfelt Herr Fischer so einiges durcheinander und raus kommt ein Einheitsbrei, der im Kontext Autisten recht schlecht dastehen lässt. Auch wenn er vielleicht nicht immer diese explizit gemeint hat.
Oder doch? Was oder wen meint er denn nun überhaupt mit Aussagen wie, „»leichtem Asperger«, »leichtem Autismus«“ und „Ihr seid keine Autisten, ihr seid einfach nur Arschlöcher“
Eigentlich müsste ich den ganzen Text Stück für Stück auseinander nehmen, da dieser nur so vor Falschaussagen, Vorurteilen, Verallgemeinerungen und ja, auch massiven Beleidigungen strotzt.
Ich bin dessen so müde.
Ich bin so müde, und ich bin es leid, immer häufiger zu lesen, dass Autismus eine Modediagnose sein soll. Ein Lebensumstand, der mittlerweile en vogue sein soll.
Autismus würde stellenweise verherrlicht, „gefeiert“ und sogar die Wirtschaft stelle immer mehr diese geliebten, etwas verschrobenen, sozial inkompetenten Außenseiter mit dem Schuß Schläue bevorzugt ein.
Nun, dann will ich euch mal was erzählen. Denn ich bin eine Asperger Autistin, eine von diesen Arschlöchern.
Aber SAP hat mich nicht eingestellt, da ich kein Computergenie bin. Ja, ich mag Computer und ich kenne mich gut damit aus. Für meine privaten Zwecke reicht es.
Um aber als IT-Spezialist arbeiten zu können, bin ich wohl nicht Nerd genug.
Ich bin wohl einer der Pechvögel, um die sich die Wirtschaft nicht reißt.
Andere Berufe taugen wohl auch nicht, denn das was ich kann, nämlich schreiben, das habe ich nie zum Beruf gemacht und nun eiere ich von Job zu Job und demnächst bin ich sogar arbeitslos.
Aber ja, es ist erstrebenswert, das die meisten meiner Jobs am Zwischenmenschlichen scheitern. Oder doch nicht?
Sucht vielleicht jemand einen dieser liebenswerten, verschrobenen, sozial inkompetenten, schlauen Außenseiter, der nicht so wirklich telefonieren kann, am liebsten nur einen Ansprechpartner hätte, klare Anweisungen und am besten noch eines dieser Einzelbüros?
Was ist daran erstrebenswert Autist zu sein. Was daran anders, ausgegrenzt, einsam und oftmals überfordert zu sein.
Oder habe ich da was übersehen?
Ist es erstrebenswert, nicht den Beruf machen zu können, den man eigentlich möchte?
Was ist mit den Tagen, an denen man vor Erschöpfung schreien könnte, oder mit den Tagen, an denen man sich nur noch verkriechen kann.
Ist es erstrebenswert, das einmal Einkaufen den kompletten Tag zunichte macht? An arbeiten ist an solch einem Tag nicht mehr zu denken.
Kann das wirklich Mode sein, das ich kaum Freunde habe, und wenn, dann nur in der virtuellen Welt.
Das ich oft sogar gemieden werde, ausgegrenzt.
War es en vogue sich mobben zu lassen, in der Schule, oder auch später in der Ausbildung oder im Beruf?
Wo sind denn die Menschen, die mich verschroben, aber liebenswert finden?
Wem soll ich denn von meiner ach so tollen Modediagnose erzählen?
Denkt man wirklich, ich habe mir das ausgesucht?
Wollte ich beim Arzt sitzen und kein Wort rausbringen? Ist das wirklich erhöhend für den Selbstwert, wenn Arzt und Arzthelfer mit einem reden, als wäre man 80, schwerhörig und komplett meschugge?
Ja, ich habe gelernt und lerne noch, mich zu akzeptieren…aber mein Autismus hat mich auch viel gekostet.
Natürlich will ich auch meine positiven Seiten sehen, denn ich habe welche.
Meine Stärken, gleichermaßen wie meine Schwächen machen mich zu dem Menschen, der ich bin.
Die Diagnose hat mich nicht zu einem Autisten gemacht…der war ich schon, seit meiner Geburt.
Erst mit 36 erhielt ich die Antwort auf viele Fragen.
Eine Mode ist das sicher nicht.
Nur mein Leben.
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weitere Artikel hierzu:
du sprichst mir aus der seele, danke
Ich hätte das Meiste ganz genau so geschrieben. Es ist wirklich ermüdend, nein, es ist enervierend und zieht so viel Energie von einem ab, immer wieder rechtfertigen zu müssen, dass man so ist wie man ist, nur um dann letztendlich von einer wirklich guten Freundin zu hören, dass Autismus heutzutage eine Modediagnose ist (selbst erlebt)!
Danke, dass du das (Blog-)Schreiben nicht aufgegeben hast. Ich habe sogar aufgegeben, mit Bloggen anzufangen…
Das ist schade…umso mehr schreiben, umso besser.
Halb so wild. Das alles steht doch gar nicht in dem Artikel. Der Autor nimmt auf Thekengespräche im realen Leben Bezug, nicht auf diagnostizierte Asperger-Autisten.
Ich kann dem Artikel genau andersherum auch etwas abgewinnen. Nämlich, daß ich die Schwierigkeiten kenne, die du in Deinem Blog-Beitrag oben nennst, und ich es provozierend finde, wenn jedermann Asperger-Autist sein möchte, der nun mal keiner ist.
ich hatte den Kontext schon rausgelesen…tun das aber auch all die anderen?
Und ganz nebenbei bemerkt…wer will das schon…autistisch sein. Was daran soll erstrebenswert sein?
Niemand, der Journalist beschreibt halt Deppen. Von denen hat’s ja genug 😉
Drehe das bitte um, könntest Du Dir vorstellen ein NT zu sein? Möchtest Du das?
Silver
P.s. Ich antworte dir wegen dem anderen später.
ich kann es mir nicht vorstellen
Ich hab’s auch herausgelesen, aber dann dreht er das ganze wieder um, indem er „Business Punks“ autistische Eigenschaften andichtet. Er schreibt im Grunde über seine Idiosynkrasie gegenüber politisch Desinteressierte, doch politisch agierende, die sich mit einer modischen Diagnose, die indes nur Stereotype transportiert, schmücken und zugleich ihre soziale Kälte entschuldigen wollen.
Er gebraucht dabei den Begriff Autismus ebenso Stereotyp und in Unkenntnis des Ausmaßes dieser Einschränkung. Dass dies bitter macht, kann ich sehr gut nachvollziehen. Erklären muss man solchen Ignoranten nichts, denn ihnen gehen Deine Sorgen und Aufregung hintenrum vorbei.
ja, ich weiß
Da steht’s ja auch wörtlich, er schreibt über das „Bekenntnis zum Asperger unterhalb der Nachweisgrenze“.
Das ist, wie wenn ich es schick finde, mich als Farbenblinder zu produzieren, obwohl ich es nicht bin, und neben mir sitzt einer, der seinen Job verloren hat, weil er wirklich einer ist und man ihm nicht zutraut, sicher zu fahren, wenn er (vielleicht im Nebel oder von weitem) Rot nicht von Grün unterscheiden kann.
und er schreibt vom leichten Asperger etc…
egal, darum ging es nicht.
Es geht um die vielen vielem Aussagen in letzter Zeit.
Autismus wäre eine Modediagnose. Diagnosen, die nicht zwischen 3-5 gestellt wurden, nicht valide etc..
Und als Grund für solche Aussagen, wird Autismus als gewolltes Modeassesoir genannt.
Das macht alles kaputt.
Die schüren doch nur diese Haltung.
Bitte, bitte, arbeite an Deiner Rechtschreibung! Ich bin selbst Autist und habe so grosse Probleme, Deine Beiträge zu lesen. ‚Das‘ und ‚dass‘!
Ich lese ab und an deine Beiträge, da Du sie ja gross bewirbst. Lese aber meist nur Unsicherheit heraus. Wenn ich mir die derzeitigen Diagnosehäufigkeiten anschaue stelle ich leider fest, dass das, was früher ADHS war heute Autismus ist. Klingt vermutlich für viele Eltern besser und geheimnisumwobener. Ich finde wirklich, dass es eine Art von ‚Mode‘ geworden ist.
Pingback: Autismus als Modediagnose | innerwelt
Hat dies auf weltsichtig rebloggt und kommentierte:
Ich empfehle diesen Beitrag zum Thema Modediagnose. Danke maedel für Deine Kraft und Arbeit 🙂
Hallo Mädel,
der erwähnte Artikel hat eine gute und passende Überschrift
„Das kann weg“ 💡
ich finde den Artikel unerträglich.
Ganz egal, in welcher Intention Herr Fischer diesen Artikel verfasst hat. Für meine Begriffe hat er
„das Thema verfehlt, setzen, sechs“
😉
Auch Satire oder Zynismus sollte sich nicht rein plakativer Bilder bedienen. Aber das hatten wir bei Nuhr ja schon. Der hat das auch nicht verstanden.
stimmt 😉 der hat es auch nicht verstanden
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