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~ Ich bin Asperger Autistin und hier sollen meine Gedanken Platz finden.

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Schlagwort-Archiv: Defizite

Defizite

17 Sonntag Mai 2015

Posted by maedel in Meine Gedanken über Autismus

≈ 12 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Defizite, HFA, Hochfunktionaler Autist

Ich sitze hier, heulend vor Wut auf mich selbst. Es wäre eine einfache Bitte gewesen und eigentlich weiß ich es sogar. Hätte im Umkehrschluss selbst anderen den Rat gegeben, doch einfach nur um Hilfe zu bitten.
Es lähmt mich, wie so oft. Bekomme es einfach nicht hin. Versuche mich immer wieder dazu zu überreden und warte auf den richtigen Zeitpunkt. Wenn es am wenigsten stört, wann es am sinnvollsten ist. Irgendwann ist auch die letzte Möglichkeit verstrichen und nun ist es mal wieder auf den letzten Drücker.
Ich weiß, das es nicht anders geht und ich muss fragen.
Wütend klatsche ich, nachdem ich eine halbe Stunde neben ihm stand ohne etwas zu sagen, die Einladung hin und haue ab. Ohne jede Erklärung.
Mitbewohner kann gar nicht wissen, was mir seit Donnerstag im Kopf herum geht und er kann sicher auch nicht nachvollziehen, warum ich jetzt so sauer bin.
Ich könnte mich ohrfeigen.
Hätte ich am Donnerstag gleich gefragt, dann hätte ich Samstag mit ihm gemeinsam zu einem Spielzeugladen gehen können. So weiß ich nichtmal wo einer ist und muss Montag alleine los, was ganz nebenbei meinen Ablauf mal wieder empfindlich stört.
Ja, er weiß um meine Problematik. Er weiß, das mir das Bitten so schwer fällt. Er sagt selber immer wieder, das ich es nur sagen soll. Er hilft mir gern und doch bekomme ich es nicht hin.
Es ist nur eine Bitte um einen Anruf. Eine Alltäglichkeit für viele, die mich seit Tagen lähmt. Mich wütend macht und platzen lässt.
Fair ist es nicht, das macht mich noch wütender.
Inzwischen weiß ich auch, wie jedesmal, das er verstanden hat. Inzwischen hat er auch angerufen und er weiß auf wen ich wirklich sauer bin.
Und immer noch bin ich wütend.
Wütend auf mich, wütend auf meine Schwierigkeiten.
Wütend auf meine vielen Unzulänglichkeiten, auf meine Hilflosigkeit.
Wütend auf all jene, die Autismus bagatellisieren, es versuchen als was tolles, sogar erstrebenswertes hinzustellen.

Verstehe ich nicht. Was ist daran so erstrebenswert.
Ich scheitere oft an Alltäglichkeiten. Ja, es gibt Tage, da bekomme ich es besser hin und auch Tage, wo ich an Kleinigkeiten verzweifeln kann.

Man soll Autismus nicht so defizitär sehen

Wäre es nicht defizitär, dann bräuchte man die Diagnose nicht.
Mit diesen Defiziten muss ich leben. Meinen Alltag bestreiten. Ich verstehe die Diskussion darum nicht.

Warum müssen Diagnosen so defizitär sein

Die Diagnose ermöglicht es mir Hilfestellungen zu beantragen. Selbst wenn es eine Zeitlang gut gehen mag, durch Hilfe aus dem privaten Bereich, so können Umstände dazu führen, das es doch mal ohne Hilfe nicht geht. Das habe ich am eigenen Leibe erfahren.
Ja, Autisten, auch ich, habe Stärken, wie jeder andere Mensch auch und ich bin mir meiner Stärken genauso bewusst wie meiner Schwächen. Ich weiß auch, das je nach Blickwinkel vermeintliche Schwächen auch als Stärken angesehen werden können.
Aber bekomme ich denn eine Hilfeleistung wenn in einem Diagnoseschreiben steht, wie gut ich im Mustererkennen bin etc?

Kennt man einen Autisten, dann kennt man genau einen

Und das gilt für alle Seiten. Weder helfen da Pauschalisierungen darüber, wie defizitär ein Autist in den nächsten Jahren sein könnte, aus der Sicht der Therapeuten und Ärzte. Noch die pauschale Äußerung, Autismus sei was Besonderes durch Angehörige und Autisten selber.
Ja, man kann nicht pauschal davon ausgehen, das ein Autist nie selbstständig leben kann, ein Abi nie schaffen würde. Genauso wenig kann man davon ausgehen, das es allen Autisten möglich sein muss. Vielmehr ist das sehr individuell zu sehen.

Noch weniger verstehe ich eine Bewegung dahingehend, das Autismus als was erstrebenswertes anzusehen wäre. Etwas, worauf man stolz sein müsse, dazuzugehören.

Ich habe mich nie darum gerissen, Autist zu sein.
Autismus ist nichts Erstrebenswertes, nicht heilbar und es ist ein Leben, das mich jeden Tag aufs neue fordert, in einer Gesellschaft zu bestehen, die nicht autistengerecht ist.
Es ist mein Leben und nicht nur eine Diagnose.

All das heisst nicht, das ich unzufrieden bin, das ich den Autismus herausschneiden möchte. Gut, an solchen Tagen wie heute, fällt es mir sehr schwer, noch etwas Positives darin zu sehen, aber das bin eben ich. Genauso wenig ist es ein Jammern.
Autismus ist weder schlecht noch gut. Es ist nichts Besonderes, noch was Abwertendes. Es ist nicht „nur“ Anders und auch nicht „nur“ Defizitär.

Ich habe mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen und immer wieder kann ich auch stolz auf das sein, was ich geschafft habe. Trotz meiner Defizite.
Ich bin mir ihrer bewusst und oftmals brauche ich Hilfe. Sei es durch die Familie, Freunden oder auch extern.

Immer häufiger zeichnen sich da 2 Extreme ab, die mir mehr und mehr aufstoßen.
So stört mich die rein defizitorientierte Darstellung, die aber für die Beantragung von Hilfen notwendig ist, leider aber auch gern als Leitfaden zum Umgang mit Autismus im allgemeinem herangezogen wird.
Genauso stört es mich einfach massiv, das manche den Autismus als was erstrebenswertes ansehen und dabei den Anschein erwecken, das es ihnen nur darum geht, das man irgendwo dazugehört.
Mich stört, das Autismus häufig bagatellisiert und verklärt wird und damit der ohnehin schon schwierige Weg, Hilfestellungen zu bekommen, erschwert wird.

Einer der schlimmsten Aussagen für mich:

Das kenne ich aber auch, ich bin sicher auch Autist.

Ist euch wirklich bewusst, was es heisst, damit zu leben?

Defizit, eine Sache des Blickwinkels

06 Sonntag Okt 2013

Posted by maedel in mein Autismus

≈ Ein Kommentar

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Defizite, HFA, Hochfunktionaler Autist

Ich schreibe oft und viel über meine Defizite.
Das mag daran liegen, das viele, gerade was Autismus belangt, die Defizite in den Vordergrund stellen.
Viele Fragen, die Angehörige oder auch Autisten stellen, sind oft auf das Defizit bezogen und ein Aufruf an andere zu erläutern, wie man es besser machen könnte.

Manches klingt aber auch nur Defizitär. Manches, was ich nur erklären möchte, da ich an solchen Stellen wohl unterschiedlich bin. Manches, wo ich selbst ganz gern die Unterschiede herausarbeiten möchte. Manches, das Angehörigen, Interessierten oder auch Fachkräften eine Hilfestellung sein soll, um Autismus in all seinen Facetten zu verstehen. So will ich doch aufklären und dazu gehört eben auch die Unterschiede herauszuarbeiten.
Vieles davon ist für mich aber völlig normal, sicher nicht defizitär und einige Sachen davon sehe ich eindeutig als gute Eigenschaft oder Stärke an. Auch wenn das von außen oft nicht so gesehen wird.

Ich würde sogar sagen, die Eigenschaft, dass ich, wenn ich in schwerer Unruhe bin, in einem Putzwahn ausarte, eine sehr nützliche Eigenschaft ist.
Zum einem, weil sie mich tatsächlich beruhigt, zum anderen, weil sie den netten Nebeneffekt hat, dass mein Haushalt danach erledigt ist.
Meine Routinen (die immer ausgeführt werden müssen) wie z.B. das meine Küche geputzt sein muss, bevor ich koche und nachdem. Das ich das Bad nach Benutzung immer grob putze etc.
Betrachtet man es auf der defizitären Seite, dann ist es für mich schwer, davon abzulassen. Meine Routinen sind dann sprichwörtlich im Eimer, wenn ich darin unterbrochen werde oder sie so nicht durchführen kann, wie ich es brauche. Sie geben mir Sicherheit um meinen Alltag bewältigen zu können.
Betrachtet man das Positive an der Sache, so kann man durchaus sagen, dass ich mit meinem Haushalt gut zurechtkomme. Gut, viele sagen, ich übertreibe es maßlos und ich putze eine Küche nicht einmal sondern 4 mal am Tag. Aber, so what.

Auch ist es so, das ich sehr oft erschöpft bin, viele Pausen brauche. Aber ist das ein Wunder, bei den vielen Dingen, die bei mir anstehen? So vieles, das bedacht werden muss.

In den letzten Wochen und auch Monaten hatte ich viele Rückschläge. Es hat auch das ein oder andere mal gekracht. Manche waren regelrecht verzweifelt ob meiner Naivität. Auch das ist ein Lernprozess, den mir keiner abnehmen kann.

Momentan ändert sich viel zu viel in viel zu kurzer Abfolge. Ich habe oft gar nicht die Zeit mich um- oder auf die neue Situation einzustellen.
Genau darüber schreibe ich genauso, denn es ist nunmal zum einen etwas, das mich sehr beschäftigt, außerdem hilft es mir darüber zu schreiben und zum anderen ist es vielleicht auch interessant für andere, wie ich mit solchen Situationen umgehe.

Betrachtet es man jedoch aus einem anderen Blickwinkel, dann sieht man auch deutlich, was ich bisher alles geschafft habe.
Viele Dinge, die ich zum ersten Mal gemacht habe. Ich bin jetzt 37 Jahre alt und stehe das erste Mal auf eigenen Beinen. Ich gehe regelmäßig einkaufen. Schaffe es nach und nach, meine Strukturen umzuändern, damit ich sie dem neuen Ablauf anpassen kann.
Ich bin wesentlich selbstständiger und selbstsicherer geworden. Habe aus vielen Situationen heraus gelernt, meine Naivität in manchen Bereichen abzulegen oder zumindest zu reduzieren.
Man könnte durchaus sagen, ich beginne erwachsen zu werden. Sicherlich etwas spät, aber besser als nie, würde ich sagen.

Es ist nicht alles so schlecht oder schlimm, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Manches ist zwar sehr anstrengend und manches nicht machbar. Ich bin auch oft verzweifelt, erschöpft oder ich sehe auch manche Anpassungen nicht mehr ein, weil sie mir zuviel an Kraft kosten. Ich sehe vieles differenzierter. Aber vieles hat auch seine guten Seiten, und wenn es nur die Erfahrung ist, aus der ich lernen kann.
Ich weiß, da steht noch ein riesen Berg vor mir, der mir stellenweise noch große Angst bereitet. Aber lange nicht mehr so sehr, wie am Anfang meines Weges.

Ich habe mit der Zeit Freunde unter meinesgleichen gefunden, die mir mit Rat und Tat zur Seite stehen. Ich habe gelernt so manches mal um Hilfe zu bitten, etwas was mir nach wie vor sehr schwer fällt, vor allem den Zeitpunkt herauszukristallisieren, wann ich denn nun Hilfe brauche. Ich habe immer noch Schwierigkeiten damit, mich mitzuteilen. Sehe da oft auch den Sinn nicht dahinter.

Ich will nicht abmildern, das es anstrengend ist und sein wird, um all das zu bewältigen, was da auf mich zukommt. Manche Dinge werde ich nie verstehen und in vielen Bereichen immer „anders“ sein. Ich werde manches auch nicht ohne Hilfe schaffen und der schwerste Schritt war für mich die Erkenntnis, das es ohne Offenlegung meiner Diagnose wohl nicht gehen wird.

Aber ich sehe da ein Stück weit optimistisch in die Zukunft.
Für mich heisst es momentan ganz schnell eine Wohnung zu suchen. Der Abschnitt Eigenheim in meinem Leben hat bald ein Ende. Ich hätte gern mehr Zeit gehabt. Aber auch das werde ich irgendwie und vielleicht auch mit einigen Abstrichen meistern.
Die Hauptsache ist aber doch, das ich irgendwann rückblickend sagen kann,

„Ich habe es geschafft!“

"Autismus ist nichts Erstrebenswertes, nicht heilbar und es ist ein Leben, das mich jeden Tag aufs neue fordert, in einer Gesellschaft zu bestehen, die nicht autistengerecht ist. Es ist mein Leben und nicht nur eine Diagnose." (Zitat Mädel)
"ABA ist das Lernen von absolutem Gehorsam ohne das Hinterfragen der Autoritätsperson" (Zitat Mädel)

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