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Ein Gefühl, das ich schon sehr lange habe. Im Grunde seit ich denken kann und ich kann mich sehr weit zurück in meine Kindheit erinnern. Das mag zum einem an meiner Fähigkeit in Bildern zu denken liegen und eventuell an meiner hohen Merkfähigkeit. Tatsächlich erinnere ich mich nachgewiesen an eine Situation an meinem ersten Geburtstag. Es ist ein kleiner Kurzfilm über den ich immer wieder lachen musste, der mir immer wieder ins Bewusstsein kam und den ich nirgends zuordnen konnte. Erst Jahre später sollte ich erfahren, das es diese Situation tatsächlich gab und es wirklich so gewesen ist, dass ich mich schon als Baby köstlich darüber amüsierte.

Würde man nach meinen Eltern gehen, hatte ich eine Bilderbuchkindheit mit tollen Eltern als hochintelligentes Mädchen. So konnte ich schon sehr früh sprechen und löste mit 5 Jahren schon mit Vorliebe Matherätselhefte.Meine damaligen Probleme in sozialer Interaktion, Motorik und Wahrnehmung wurden auf eine imaginäre Krankheit geschoben, die sich bis heute nicht bestätigt hat.Das einzige was sie sich damit nicht erklären konnten war eben die Eigenart, dass ich mich schon als Baby nicht gern anfassen ließ.Insgesamt sahen sie mich als ein hochintelligentes Mädchen das leider wegen seiner „Krankheit“ seine Möglichkeiten nicht ausschöpfen konnte.

Nur meine Bilder und Kurzfilme erzählen mir eine andere Geschichte und lange konnte ich mir die Diskrepanz zwischen dem was meine Eltern mir erzählten und meinen Erinnerungen nicht erklären. Soziale Interaktionen wurden pedantisch mit mir eingeübt, Blickkontakt halten, Höflich sein, Koketterie, Begrüßungsrituale und viele derlerlei Dinge. Funktionierte ich nicht so wie ich sollte, dann wurde ich geschlagen, bestraft oder angebrüllt. So lernt man sehr schnell sich anzupassen um nicht mehr aufzufallen.

Was mir bis heute als sehr negativ in Erinnerung blieb war die stetige Erwartungshaltung anderer an mich und bis heute reagiere ich sehr „allergisch“ wenn Menschen etwas von mir erwarten. Vor allem wenn ich diesen Erwartungen nicht entsprechen kann, zumindest nicht ohne mich sehr anzustrengen.

Von Mitschülern, Ausbildungskollegin aber auch später im Arbeitsleben wurde ich stets als komisch, manchmal sogar als arrogant (weil ich immer ein Buch dabei hatte und keine Notiz von meiner Umwelt nahm), seltsam, eigenbrötlerisch, besserwisserisch und egoistisch bezeichnet. Menschen die mir näher standen vermissten bei mir die „Wärme“ und bezeichnen mich als distanziert. Gingen teilweise soweit zu behaupten ich wäre gefühlskalt.
Dabei bin ich gar nicht gefühlskalt. Ich habe Gefühle, kann es nur nicht zeigen. Ich habe auch lange nicht verstanden was mit „Wärme“ gemeint wurde, bis man mir erklärte, das Menschen erwarten das man Mitgefühl zeigt wenn es einem nicht gut geht. Den Menschen betüddelt wenn er krank ist und solche Dinge.
Nun, wenn man mir nicht sagt das man traurig ist oder sich nicht gut fühlt, dann kann ich das auch nicht wissen. Ich bin nicht gefühlskalt, sondern gefühlsblind. Wenn jemand sagt er fühlt sich krank, dann ist es doch rein logisch, das ich darauf hinweise zum Arzt zu gehen. Warum ich dann den Menschen in den Arm nehmen soll und ihn tätscheln soll erschließt sich mir nicht ganz. Macht es doch so das „krank sein“ nicht weg. Wenn man mir allerdings sagt, das man gerade eine Umarmung braucht, dann kann ich das verstehen.

Im Grunde haben mir alle Menschen meines Umkreises mir stets irgendwie das Gefühl vermittelt anders zu sein. Nicht wie ihr, nicht die Norm, ein Einzelwesen auf diesem Planeten. Dabei bin ich doch wie ihr. Ich habe Beine und Arme. Atme die gleiche Luft und lebe auf demselben Planeten.

Sind denn nur die Menschen „normal“ die sich der Gesellschaft anpassen können?

Nun, ich frage bei so was immer: “Was entspricht denn der Norm?”. “Wer ist denn normal?” “Wer legt das fest?”
Wenn man nun als normal die “soziale Norm(en)” betrachtet, dann ist die Definition von “normal” laut wikepedia:

Soziale Normen (Gesellschaftliche Normen, Soziale Skripte) sind konkrete Vorschriften, die das Sozialverhalten betreffen. Sie definieren mögliche Handlungsformen in einer sozialen Situation. Sie unterliegen immer dem sozialen Wandel, sind gesellschaftlich und kulturell bedingt und sind daher von Gesellschaft zu Gesellschaft verschieden. Normen sind (äußerliche) Erwartungen der Gesellschaft an das Verhalten von Individuen. Die Verbindlichkeit dieser Erwartungen variiert (siehe auch Tabu). Sie sind zu unterscheiden von (innerer) vernunftgemäßer Gewissensprüfung von Handlungen

Nicht nur das jede Kultur ihren eigenen sozialen Normen unterliegt, sondern das auch jeder das individuell für sich festlegt, macht es in meinen Augen sehr schwierig da eine genaue Norm zu definieren.

Ich selbst nehme mich als “normal” wahr…bin es aber nicht, zumindest in der Definition “sozialer Norm”.
Kann mich aber durch Anstrengung der “sozialen Norm” weitestgehend anpassen. Macht mich das dann “normal” obwohl meine Denkweise es nicht ist? Oder bin ich doch anders?

Ja, ich reagiere manchmal anders, verhalte mich manchmal anders. Aber bin ich deswegen anders? Oder doch nur ein Mensch?
Ist denn nicht jeder auf dieser Welt auf seine Art anders? Wären alle gleich dann wäre es doch langweilig auf dieser Welt.

Wenn man jeden Menschen so lassen könnte wie er ist, in seiner Einzigartigkeit, dann wäre tatsächlich ein #EinfachSein möglich.

Diese Gedanken kamen mir auf, als ich die Blogger-Themen-Tage verfolgte und ich möchte euch auf diesem Wege danken. Den Initiatoren, den Autoren und auch den Lesern.

Vielen Dank an #EinfachSein. Es gab viele Eindrücke, Anregungen zum Nachdenken. Neues, dass zu entdecken galt, tolle Menschen und das Gefühl nicht allein zu sein.

Gemeinsam #Einfach (zu) Sein.