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~ Ich bin Asperger Autistin und hier sollen meine Gedanken Platz finden.

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Schlagwort-Archiv: Konfirmation

Konfirmation ja, aber nicht bei Ihnen

06 Sonntag Mrz 2016

Posted by maedel in offene Briefe

≈ 20 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Konfirmation, offener Brief

Vielen Dank an alle, die mir dieses Wochenende mit Rat zur Seite standen. 

Ihr habt mir sehr bei meiner Entscheidung geholfen. 

Ich will es noch einmal versuchen, dass der Pfarrer versteht. Ohne gleich die Fronten zu verhärten, was der Fall wäre, wenn ich gleich Beschwerde einreiche.
Ich habe daher vor, ihm diesen Brief zu schicken und dann werde ich sehen, ob ich ihn erreichen konnte. 

Ich habe dort auch einige eurer Aussagen einfließen lassen. Denn sie trafen genau den Kern des ganzen.
__________________________________________________________________

 

Sehr geehrter Herr Pfarrer,

Sie haben eine Entscheidung von mir verlangt. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht und nochmal mit allen Beteiligten darüber gesprochen. Auch mit meinem Sohn, ja. Denn entgegen Ihrer Meinung, dass er sowas nicht entscheiden könne und ich das als Mutter tun sollte, so beziehe ich doch seine Wünsche mit ein.

Er will diese Konfirmation unbedingt und im Grunde ist es sein Leben und sein Glauben.

Wie er in ein paar Jahren darüber denkt, oder was ich davon halte, aber auch was Sie davon halten, ist an der Stelle völlig irrelevant. Vielleicht wird er in ein paar Jahren genau wie ich erkennen, dass Christen auch nur Menschen sind.
Wissen Sie, ich war auch mal gläubig. Sehr sogar. Aber ich habe ich den Glauben an die Kirche und den Menschen völlig verloren und fing irgendwann an, selbst den Glauben in seinen Grundfesten zu hinterfragen.
Vielleicht wird mein Sohn selbiges erkennen. Aber das soll noch nicht das Maß der Dinge sein.

Noch geht es tatsächlich nur darum, dass er sich das wünscht und ich respektiere ihn.
Sie sagten selbst mal, dass wir Eltern unseren Kindern mehr zutrauen und Eigenverantwortung zugestehen sollten. Hört das bei den Wünschen auf?

Mein Großer hat eine ganz eigene Meinung von Kirche, und die Konfirmation gehört für ihn der Richtigkeit halber dazu. Er will damit seinen Glauben bekunden und irgendwo will er das auch, weil es alle in der Kirche so machen.

Ja, mein Sohn hat Schwierigkeiten sich in eine Gesellschaft zu integrieren. Er will es so gern, kann es aber auf Grund seiner Behinderung nicht.
Einem Autisten zu sagen, dass eine Integration in die Gesellschaft Voraussetzung einer Konfirmation ist, wäre dasselbe, wie einem Gehörlosen zu sagen, dass das Hören des Evangeliums Voraussetzung wäre.
Daher entscheide ich entgegen Ihrem Rat, dass mein Junge seine Konfirmation haben soll und ich werde nicht von ihm verlangen, dass er sich dazu in eine Gemeinschaft zu integrieren oder sich dieser anzupassen hat. Schon gar nicht, wenn diese Gemeinschaft ihn ausgrenzt und auslacht.

Sie hätten sein Gesicht sehen sollen, als ich ihm sagte, dass Sie das in seinem Falle für unnötig halten. Ich bringe es nicht fertig, ihm zu sagen, dass er sich zwar konfirmieren kann, aber dadurch dennoch nie dazu gehören wird und ehrlich gesagt, nach vielen Gesprächen dieses Wochenende mit Christen und sogar Pfarrern, ist es auch nicht an uns, dass zu entscheiden.
Im Endeffekt wird das immer noch die Gemeinde entscheiden, ob mein Sohn in ihr je Fuß fassen kann.

Außerdem war eines mehr als deutlich aus den Reaktionen Ihrer Kollegen herauszulesen: Die Konfirmation ist ein nochmaliges Glaubensbekenntnis, die endgültige Einführung in die Gemeinde und damit ist nicht die christliche Gemeinschaft gemeint. Das hat vor allem den Hintergrund, dass die Kinder bei ihrer Taufe ja schlecht ja sagen konnten.

Schon immer hatte er mit Mobbing und Ausgrenzung zu kämpfen. Und ja, gerade Jugendliche in diesem Alter können grausam sein und Ausgrenzung ist an der Tagesordnung.
Was ich allerdings nicht verstehe ist, wie Sie das in Ordnung finden können. Ist es denn nicht Ihre Aufgabe, junge Menschen Werte zu vermitteln, wie Toleranz dem Anderen gegenüber und Nächstenliebe?

In dieser Hinsicht halte ich tatsächlich die meisten Autisten für die besseren “Christen”, denn uns liegt Ausgrenzung, Neid und Missgunst meist fern und auch wenn wir unsere Meinung sagen, so doch immer mit einem gewissen Respekt.
Den meisten Autisten ist ein sehr starker Gerechtigkeitssinn eigen und so auch meinem Sohn und mir.
Uns würde nie in den Sinn kommen, jemanden nur auf Grund seines Aussehens, seiner Art oder seines Daseins auszugrenzen oder gar auszulachen.

Expliziter ausgedrückt, damit Sie es verstehen: Würden Sie es denn auch in Ordnung finden, dass, wenn Großer geistig/
körperlich behindert wäre, er für seine Behinderung ausgegrenzt und ausgelacht wird?
Mein Sohn hat zwar eine seelische Behinderung, aber ist er an der Stelle weniger schützenswert?
Würden Sie hier nicht auch dem Wunsch des Kindes entsprechen wollen?
Wenn es denn wirklich wollte und würden Sie hier eine vollständige Anpassung einfordern?

Mag ja sein, dass Sie den Glauben an solche Menschen wie meinen Sohn verloren haben.
Tatsächlich ist Ihre Meinung über die Jugendlichen erschreckend für eine Person mit Ihrer Funktion.
Es gibt Menschen, die wollen zur Konfirmation und das nicht, weil es cool ist oder weil es die Freunde machen. Oder weil es Geld gibt oder die Eltern sie mehr oder minder dazu nötigen.

Jemand, dessen innigster Wunsch ist zu glauben und dieses zu bekunden.

Es ist nicht an Ihnen, einen solchen Wunsch in Zweifel zu ziehen.

Ich möchte Ihnen mit diesem Brief nicht an den Karren fahren. Ich erwarte auch keine Entschuldigung von Ihnen.


Ich möchte Sie aber zum Nachdenken bewegen.

Versuchen Sie bitte, zu bedenken, dass nicht die Integration in eine kirchliche Gemeinschaft Maß der Dinge sein sollte, sondern Toleranz, Nächstenliebe und die Lehren Jesu Christi.
Als er sagte: “lasset die Kinder zu mir kommen”, hat er sicher nicht erst danach gefragt, ob sie behindert sind.

Versuchen Sie bitte, zu bedenken, dass auch eine Kirche gerade in der heutigen Zeit kaum von der Pflicht zur Inklusion befreit sein kann, wie es allgemein von den Schulen und der Gesellschaft verlangt wird. Der Unterschied von Inklusion und Integration besteht darin, die behinderten Menschen in ihrer Art anzunehmen und sich deren Bedürfnissen anzupassen, nicht umgekehrt.

Versuchen Sie bitte, gerade in der heutigen Zeit Ihre Haltung den Jugendlichen gegenüber zu überprüfen. Ja, Jugendliche heutzutage sind grausam und werden lange nicht mehr mit den Wertemaßstäben erzogen, die früher als normal galten.
Sie aber in dieser ablehnenden Haltung gegenüber anderen als Pfarrer zu bestärken, halte ich für den falschen Weg. Sich irgendwo als Institution (sei es nun Schule oder eben auch Kirche) damit aus dieser Verantwortung zur Integration damit herauszureden, dass die Nicht-Integration von Außenseitern normal und gängig ist, oder rein den Eltern obliegt, kann nur als Ausrede gelten.
Dass ein Behinderter in ihrer Mitte ist, hätte man auch als Chance begreifen können, Jugendlichen die Wichtigkeit dieser Werte aufzuzeigen.

Was Sie mir letztens im Gemeindehaus an den Kopf schmissen, hat mich sehr verletzt und leider meine Sicht auf die Menschen verfestigt.
Ich will es dennoch versuchen, Ihnen die Hand zu reichen. Denn nach wie vor hege ich immer wieder die Hoffnung, mich im Menschen doch mal geirrt zu haben.

Was Ihre geforderte Entscheidung betrifft, so entscheide ich mich für eine Konfirmation meines Sohnes, aber nicht bei Ihnen.
Ich glaube nicht, dass Sie schnell genug Ihre Sichtweise ändern können.

 

 

________________________________________________________________

Vorgeschichte:

Konfirmation…Träume, Vorstellungen und die Hoffnung

Nur wer sich anpasst darf dabei sein

Nur wer sich anpasst darf dabei sein

03 Donnerstag Mrz 2016

Posted by maedel in Meine Gedanken über Autismus

≈ 22 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Kirche, Kofirmantenunterricht, Konfirmation

– Wie gemein doch diese Welt sein kann

Vor einiger Zeit habe ich hier berichtet, dass mein Großer umbedingt konfirmiert werden möchte. Ich habe ihn darin so gut ich kann unterstützt und inständig gehofft, dass ihm meine Erfahrung mit der Institution Kirche erspart bleibt. Ich hasse Verallgemeinerungen und so hatte ich, auch wenn meine Erfahrung mir anderes lehrt, doch einen winzigen Funken Hoffnung.

Ich habe mich leider nicht getäuscht. Auch die sogenannten Christen sind Menschen und darunter gibt es nunmal viele (nicht alle, aber der größere Teil), die alles was anders ist bekämpfen.

Mein Sohn wurde im Konfi-Kurs ausgelacht und ausgegrenzt. In der Konfi-Freizeit sogar gemobbt (soweit er zumindest erzählt nur da) und das hatte zur Folge, dass er bereits im Dezember jede weitere Teilnahme am Kurs verweigerte.

Der Pfarrer stellte nach einem Gespräch bei uns zu Hause die Möglichkeit in Aussicht, dass mein Sohn nur noch an den wichtigen Terminen teilnehmen muss und die zweite Freizeit, die normal eine Pflichtteilnahme darstellt um überhaupt konfirmiert zu werden, zu erlassen.
Zeitgleich fingen wir an die Pflegestufe zu beantragen, damit er vielleicht doch mit Begleitung teilnehmen kann. Zumindest im Mindestmaß.

Nun, so eine Beantragung dauert nunmal und da unser Jugendamt da jede Verantwortung von sich wies, da eine Teilhabe zu gewährleisten, müssten wir nunmal den langwierigen Weg gehen. Zugegeben, ich habe ein paar mal daran gedacht, es aber immer wieder verworfen, mich beim Pfarrer zu melden. Solange es nichts Neues gibt.
Mittlerweile Anfang März verweigert mein Sohn immer noch die Teilnahme. Wir haben oft und viel mit ihm darüber gesprochen und er will immer noch. Immer noch denkt er, dass er durch die Konfirmation in eine Gemeinschaft aufgenommen wird. Dazugehören darf, so wie er ist.
Irgendwie hat er sich das in den Kopf gesetzt, diese Idealvorstellung.
Irgendwann versuchte auch mein Exmann mit unserem Sohn zu reden und dann auch mit dem Pfarrer. Was dann wiederum zur Folge hatte, dass der Vater meiner Kinder wutentbrannt meinen Sohn vom Konfikurs abmeldete. Das erfuhr ich dann mal so nebenbei heute Abend.

Wir hatten zwar darüber gesprochen, dass er unser Kind da nicht mehr hinschicken will und der Pfarrer wieder seine alte Leier abgespult hat: „Kinder sind halt ein wenig ruppig und laut und gerade unter Jugendlichen geht es eben manchmal so zu. Das gehört dazu und schult seiner Meinung nach die Sozialkompetenz.“ Aber gleich abmelden
Bei diesem Telefonat mit meinem Exmann, war auch nicht mehr die Rede von einem Entgegenkommen des Pfarrers und so wie er sprach, traf eben mein Exgatte seine Entscheidung. Irgendwie an mir vorbei, aber irgendwo auch verständlich.

Dennoch hatte ich inzwischen, nachdem genug Zeit vergangen war, meinen Sohn soweit, dass er eine Entscheidung für die Konfi traf und dafür bereit war, zumindest an den wichtigen Kurstagen zu erscheinen und das was nötig ist zuhause zu lernen.
Die Freizeit lehnt er immer noch ab, aber das Angebot des Einzelunterrichts mit dem Pfarrer nimmt er gerne an.

Ich also ohne das Wissen um die Absage durch meinen Exmann hin zum heutigen letzten Elternabend vor der Konfi.
Geradewegs zulaufend (ohne es zu wissen) auf einen sehr wütenden Pfarrer.
Ich solle endlich eine Entscheidung treffen. Dieses ewige hin und her. Ich solle begreifen, dass die Konfirmation die eigentliche Einführung in die Kirchengemeinschaft ist und die große Feier nur ein Abschluss dieser Zeit. Ja, wir dürfen den Großen auch ohne Kurs dahin bringen, einfach aus seinem Hintergrund heraus und ihn an der Feier (nur an der Feier, denn von Einzelunterricht war keine Rede mehr) teilhaben lassen. Aber zur Gemeinschaft wird er dadurch nicht gehören. In seinen Augen bringt die Konfirmation gar nichts.
Mein Sohn wäre auch ohne Konfirmation jederzeit herzlich in der Kirche willkommen, aber würde er entscheiden, würde er nein sagen.

Wie kann ein Pfarrer so reden. Es kann doch nicht „in Ordnung“ sein, dass Kinder wegen ihrer Andersartigkeit ausgelacht und ausgegrenzt werden.
Ja, die Konfizeit soll auch ein lernen sein. Weniger ein Auswendiglernen, wie er sagt, sondern ein lernen miteinander zu wachsen. Das lernen der Sozialkompetenz. Wie er sich ausdrückte.
Nur was versteht er denn unter Sozialkompetenz? Das man Mobbing ok findet und andere unterdrückt. Das es in Ordnung ist, andere auszugrenzen und auszuschließen?
Sollte ein Pfarrer nicht auch Toleranz lehren und Nächstenliebe?
Sind das nicht Werte eines guten Christen?
Im Grunde heißt das, dass nur diejenigen dazu gehören dürfen, die dem Mainstream entsprechen und der stärkere frisst die Schwächeren?

Inzwischen heulend und völlig überfordert stehe ich vor dem Pfarrer.
Kann mich nicht wehren, all die Dinge, die mir durch den Kopf gingen, kamen nicht über meine Lippen, als er sagte, ich solle jetzt entscheiden.
Denn es darf nicht die Entscheidung meines Sohnes sein. Dazu wäre er nicht in der Lage, nach Meinung des Pfarrers. Es ist ja schön, dass er konfirmiert werden will, aber

„Wenn er dazu gehören will, dann muss er auch dabei sein
Nur die Konfi-Feier reicht nicht aus. Dadurch gehöre er trotzdem nicht dazu, weil er einfach nicht da war“
, waren seine genauen Worte.

„Entweder sie kommen jetzt rein und er ist dabei oder sie gehen“ meinte er noch.

Ich bin gegangen.

Nicht weil ich eine Entscheidung getroffen hatte, sondern weil ich da nicht mehr rein konnte. Aber vermutlich wird er es als Entscheidung werten und ich darf jetzt meinen Sohn erklären, dass er nicht gewollt ist, so wie er ist.

Nur wenn er sich anpasst, hat er das Recht dabei zu sein.

Manchmal kann man diese Welt wirklich hassen.

Konfirmation…Träume, Vorstellungen und die Hoffnung

21 Sonntag Jun 2015

Posted by maedel in mein Autismus

≈ 12 Kommentare

Schlagwörter

AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Kirche, kirchliche Gemeinschaft, Konfirmation

Das sie einmal nicht zerplatzen, dass wünsche ich meinem Sohn. Ab heute ist er Konfirmand und ich hoffe, seine Vorstellungen davon gehen in Erfüllung.
Ich bin kein Kirchgänger, nichtmal gläubig. In seinem Alter war ich es. Ich war sogar Ministrantin und war brav jede Woche in der Kirche. 
Bis eines Tages etwas passierte, das meine Sicht auf die Dinge vollständig verändern sollte. Denn plötzlich erschien der Pfarrer in einem menschlichem Licht. Nicht mehr erhaben. Die Gemeinschaft, bei weitem nicht so fromm und weltoffen, wie anfangs erwartet.
Ich begann Fragen zu stellen, vielleicht liegt es an meinem Gerechtigkeitsinn, meiner Logik oder das ich einfach nicht vergessen kann.
Ich nahm die Bibel auseinander, analysierte die Menschen dort und der Pfarrer tat sein übriges und mein damaliger Glauben war in seinen Grundfesten völlig zerrüttet.
Die Tage vorbei, an denen ich den vermeintlich Erhabenen alles abnahm und ihren Lehren lauschte. Ich begann zu hinterfragen.
Ich war nicht viel älter als mein Sohn heute, als ich für mich begriff, das es auch in einer kirchlichen Gemeinde genauso gemein und ausgrenzend, kriminell und ungerecht sein kann, wie überall anders auch.

Mein kleiner Konfirmand, naja, so klein bist du schon gar nicht mehr. Ich hoffe, diese Erfahrung bleibt dir erspart. Und selbst wenn du sie machst, wünsche ich dir nicht, es auf die harte Tour lernen zu müssen, wie ich es meinerseits lernen musste.

Er ist vermutlich einer der wenigen Jugendlichen, die wirklich aus Überzeugung der Kirche beitreten wollen. Er weiß noch nichtmal, das er Geschenke oder Geld bekommen wird, wenn er konfirmiert ist. Er weiß, das ich nicht glaube und nie in die Kirche gehe, außer es muss sein.
Ihm geht es, denke ich, tatsächlich um diese Gemeinschaft. Endlich dazu gehören. Nette Menschen. Kein Mobbing mehr. Hier müssen sie mich annehmen, wie ich bin. Endlich Freunde.
Ich hoffe wirklich, er wird nicht enttäuscht.

Aber so richtig daran glauben kann ich nicht.
Denn hier läuft es genauso ab wie immer.
In der Kirche wollte mein Sohn einen Außenplatz, damit er nicht inmitten der Leute sitzen muss. Er kann Körperkontakt nur sehr schwer ertragen. Als er auf einen Platz zusteuerte wurde er vom Pfarrer gebremst. Der Platz ist für die Rollstuhlfahrer reserviert.
Gut, ich bin die letzte, die einem Rollstuhlfahrer den Platz nehmen würde, das mal dazu, aber hallo Barrierefreiheit, auch für weniger offensichtliche Behinderte. Da bist du ja wieder.
Mein Sohn hätte sich ja auch für einen Außenplatz an der Wand interessiert, aber da war alles voll und um einen zu bekommen, hätte er die Leute zum einem ansprechen und zum anderen sich durchzwängen müssen.
Ich erinnere mich auch an das Vortreffen der Eltern. Da ging es darum eine Schlange zu bilden um die Papiere zu holen, die für die Konfirmation benötigt wurden. Da ich nicht ohne weiteres in den Mittelgang kam, musste ich von vorn an die Schlange herantreten, die sich extrem schnell bildete. Eigentlich wäre ich die 3te oder 4te gewesen, aber die Schlange schloss sich und ich kam einfach nicht da rein. Stand völlig überfordert und heulend am Rande, schaukelte vor mich hin und wusste einfach nicht, wie und wann ich mich da einreihen soll. Weder vom Pfarrer kam Rettung, noch von den ganzen ach so vermeintlich frommen Menschen, die alle sahen, wie ich am weinen war.
Das härteste war diese eine Frau, die als letztes da stand. Sie fragte mich noch, ob ich schon dran gewesen wäre. Ich reagierte ihr wohl nicht prompt genug und so schob sie sich auch noch an mir vorbei um vor mir dran zu kommen.
Nach einer halben Stunde hatte ich es dann als letzte endlich völlig aufgelöst an diesen Pult geschafft und ich weiß gar nicht mehr, was er mir da vorn eigentlich sagen wollte.

Und ja, der Pfarrer weiß über meinen Autismus bescheid und auch über den meines Sohnes.
Trotz meiner Offenheit darüber, das ich nicht glaube und dazu autistisch bin, appelliert er zudem bei einem Gespräch an mein mütterliches Gewissen, meinem Kind doch ein Vorbild zu sein und fortan an allen Kirchenaktivitäten teilzuhaben.
Noch so einer, dem es nur darum geht, seine Kirchen verbindlich zu füllen und der selber sein Glauben in Menschen, wie meinen Sohn, verloren hat. Junge Menschen, die tatsächlich konfirmiert werden wollen ohne Bestechung in Form von Geldern und Geschenken oder durch Eltern, die ihre Kinder mehr oder minder hinzwingen müssen.
Ich muss ihm kein Vorbild sein, sollte es in diesem Falle auch nicht, denn dann wäre er nicht hier. Aber ich stehe ihm auch nicht im Wege, wenn er es wirklich will und vielleicht ist es auch eine Chance für ihn. Die Möglichkeit halte ich offen und da ist sie wieder, die Hoffnung. Seine Hoffnung, das Menschen auch anders sein können.

Und so sitze ich hier warte, bis er wieder da ist. Mache das, was ich am besten kann und stelle mein bestes Können wiedermal unter Beweis.
Ich bin wirklich Meister im Unsichtbar sein.

"Autismus ist nichts Erstrebenswertes, nicht heilbar und es ist ein Leben, das mich jeden Tag aufs neue fordert, in einer Gesellschaft zu bestehen, die nicht autistengerecht ist. Es ist mein Leben und nicht nur eine Diagnose." (Zitat Mädel)
"ABA ist das Lernen von absolutem Gehorsam ohne das Hinterfragen der Autoritätsperson" (Zitat Mädel)

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