Schlagwörter
AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Kirche, Kofirmantenunterricht, Konfirmation
– Wie gemein doch diese Welt sein kann
Vor einiger Zeit habe ich hier berichtet, dass mein Großer umbedingt konfirmiert werden möchte. Ich habe ihn darin so gut ich kann unterstützt und inständig gehofft, dass ihm meine Erfahrung mit der Institution Kirche erspart bleibt. Ich hasse Verallgemeinerungen und so hatte ich, auch wenn meine Erfahrung mir anderes lehrt, doch einen winzigen Funken Hoffnung.
Ich habe mich leider nicht getäuscht. Auch die sogenannten Christen sind Menschen und darunter gibt es nunmal viele (nicht alle, aber der größere Teil), die alles was anders ist bekämpfen.
Mein Sohn wurde im Konfi-Kurs ausgelacht und ausgegrenzt. In der Konfi-Freizeit sogar gemobbt (soweit er zumindest erzählt nur da) und das hatte zur Folge, dass er bereits im Dezember jede weitere Teilnahme am Kurs verweigerte.
Der Pfarrer stellte nach einem Gespräch bei uns zu Hause die Möglichkeit in Aussicht, dass mein Sohn nur noch an den wichtigen Terminen teilnehmen muss und die zweite Freizeit, die normal eine Pflichtteilnahme darstellt um überhaupt konfirmiert zu werden, zu erlassen.
Zeitgleich fingen wir an die Pflegestufe zu beantragen, damit er vielleicht doch mit Begleitung teilnehmen kann. Zumindest im Mindestmaß.
Nun, so eine Beantragung dauert nunmal und da unser Jugendamt da jede Verantwortung von sich wies, da eine Teilhabe zu gewährleisten, müssten wir nunmal den langwierigen Weg gehen. Zugegeben, ich habe ein paar mal daran gedacht, es aber immer wieder verworfen, mich beim Pfarrer zu melden. Solange es nichts Neues gibt.
Mittlerweile Anfang März verweigert mein Sohn immer noch die Teilnahme. Wir haben oft und viel mit ihm darüber gesprochen und er will immer noch. Immer noch denkt er, dass er durch die Konfirmation in eine Gemeinschaft aufgenommen wird. Dazugehören darf, so wie er ist.
Irgendwie hat er sich das in den Kopf gesetzt, diese Idealvorstellung.
Irgendwann versuchte auch mein Exmann mit unserem Sohn zu reden und dann auch mit dem Pfarrer. Was dann wiederum zur Folge hatte, dass der Vater meiner Kinder wutentbrannt meinen Sohn vom Konfikurs abmeldete. Das erfuhr ich dann mal so nebenbei heute Abend.
Wir hatten zwar darüber gesprochen, dass er unser Kind da nicht mehr hinschicken will und der Pfarrer wieder seine alte Leier abgespult hat: „Kinder sind halt ein wenig ruppig und laut und gerade unter Jugendlichen geht es eben manchmal so zu. Das gehört dazu und schult seiner Meinung nach die Sozialkompetenz.“ Aber gleich abmelden
Bei diesem Telefonat mit meinem Exmann, war auch nicht mehr die Rede von einem Entgegenkommen des Pfarrers und so wie er sprach, traf eben mein Exgatte seine Entscheidung. Irgendwie an mir vorbei, aber irgendwo auch verständlich.
Dennoch hatte ich inzwischen, nachdem genug Zeit vergangen war, meinen Sohn soweit, dass er eine Entscheidung für die Konfi traf und dafür bereit war, zumindest an den wichtigen Kurstagen zu erscheinen und das was nötig ist zuhause zu lernen.
Die Freizeit lehnt er immer noch ab, aber das Angebot des Einzelunterrichts mit dem Pfarrer nimmt er gerne an.
Ich also ohne das Wissen um die Absage durch meinen Exmann hin zum heutigen letzten Elternabend vor der Konfi.
Geradewegs zulaufend (ohne es zu wissen) auf einen sehr wütenden Pfarrer.
Ich solle endlich eine Entscheidung treffen. Dieses ewige hin und her. Ich solle begreifen, dass die Konfirmation die eigentliche Einführung in die Kirchengemeinschaft ist und die große Feier nur ein Abschluss dieser Zeit. Ja, wir dürfen den Großen auch ohne Kurs dahin bringen, einfach aus seinem Hintergrund heraus und ihn an der Feier (nur an der Feier, denn von Einzelunterricht war keine Rede mehr) teilhaben lassen. Aber zur Gemeinschaft wird er dadurch nicht gehören. In seinen Augen bringt die Konfirmation gar nichts.
Mein Sohn wäre auch ohne Konfirmation jederzeit herzlich in der Kirche willkommen, aber würde er entscheiden, würde er nein sagen.
Wie kann ein Pfarrer so reden. Es kann doch nicht „in Ordnung“ sein, dass Kinder wegen ihrer Andersartigkeit ausgelacht und ausgegrenzt werden.
Ja, die Konfizeit soll auch ein lernen sein. Weniger ein Auswendiglernen, wie er sagt, sondern ein lernen miteinander zu wachsen. Das lernen der Sozialkompetenz. Wie er sich ausdrückte.
Nur was versteht er denn unter Sozialkompetenz? Das man Mobbing ok findet und andere unterdrückt. Das es in Ordnung ist, andere auszugrenzen und auszuschließen?
Sollte ein Pfarrer nicht auch Toleranz lehren und Nächstenliebe?
Sind das nicht Werte eines guten Christen?
Im Grunde heißt das, dass nur diejenigen dazu gehören dürfen, die dem Mainstream entsprechen und der stärkere frisst die Schwächeren?
Inzwischen heulend und völlig überfordert stehe ich vor dem Pfarrer.
Kann mich nicht wehren, all die Dinge, die mir durch den Kopf gingen, kamen nicht über meine Lippen, als er sagte, ich solle jetzt entscheiden.
Denn es darf nicht die Entscheidung meines Sohnes sein. Dazu wäre er nicht in der Lage, nach Meinung des Pfarrers. Es ist ja schön, dass er konfirmiert werden will, aber
„Wenn er dazu gehören will, dann muss er auch dabei sein
Nur die Konfi-Feier reicht nicht aus. Dadurch gehöre er trotzdem nicht dazu, weil er einfach nicht da war“, waren seine genauen Worte.
„Entweder sie kommen jetzt rein und er ist dabei oder sie gehen“ meinte er noch.
Ich bin gegangen.
Nicht weil ich eine Entscheidung getroffen hatte, sondern weil ich da nicht mehr rein konnte. Aber vermutlich wird er es als Entscheidung werten und ich darf jetzt meinen Sohn erklären, dass er nicht gewollt ist, so wie er ist.
Nur wenn er sich anpasst, hat er das Recht dabei zu sein.
Manchmal kann man diese Welt wirklich hassen.
Nein, erklär ihm das nicht.
Im Zweifel erklär ihm, dass eine Gemeinschaft die irgendwie das Wort ihres eigenen Gottes und Propheten nicht leben (können), jetzt grade an einer Prüfung gescheitert ist. Jesus hat nicht gefordert. Jesus hat aufgenommen.
Dein Sohn hat den Willen gezeigt, zum miteinander.
Ich weiß, dass ist wortklauberei.
Ich erinnere mich auch grade, warum ich damals fast aus dem Kommunionsunterricht geflogen bin.
Da ich musste, um der Gesellschaft zu gefallen, hab ich damals gelogen um weiter machen zu dürfen. Dann war gut, ich bin jetzt „geprüfter Christ“… Yeah…
Es ist aber schlimm.
Grade an soetwas wird deutlich, wo die Barrierefreiheit aufhört.
Ich hoffe du findest genug Worte, um ihm zu ermöglichen zu erkennen, daß „ausgestoßen werden“ immer von anderen getan wird.
Es ist nicht sein versagen.
Ach man,
Ja, es ist unglaublich gemein…
Und ich wünschte ich wüsste passende Worte.
Weißt, tief in mir bin ich überzeugt – von solchen Leuten ausgegrenzt zu werden ist irgendwie auch ein Kompliment.
Aber es geht eben nicht um spezielle Menschen sondern um den Wunsch „dazu zu gehören“…
Ich hoffe für ihn, den kann er sich lange trotz aller Zurückweisungen erhalten. Denn es gibt sicher Gemeinschaften in die er gerne aufgenommen wird. Clubs etc.
Schick euch virtuell ganz viel Kraft, das bald hinter euch abschließen zu können.
(wenn ich sowas noch öfter schreiben muss, weil sich nix ändert, verliert es irgendwann den Sinn.
Hoffe das passiert nicht allzu bald)
Hallo, Mädel,
das klingt sehr lieblos von dem Pfarrer, so wie Du das erzählst. Da ist es kein Wunder, dass Du sauer bist. Schwierig nur, weil der Pfarrer vielleicht durch das hin und her mit dem Vater geprägt gewesen ist. Vielleicht hat ihn das verärgert und er hat überreagiert?
Ganz ohne Teilnahme wäre es bei uns auch nicht gegangen, doch die Freizeiten? Da habe ich mich geweigert, gerade diese riesigen Konfi-Camps. Und bei der Gruppenfreizeit, da habe ich das Übernachten verweigert und bin am selben Tat mit meinem Sohn wieder nach Hause.
Genau, Du liest richtig. Ich bin die beiden Jahre (Katechumen- und Konfirmandenunterricht) jede Woche brav mitgelatscht, als I-Helfer. Und das war die richtige Entscheidung, denn aus der Konfirmation wäre sonst auch nichts geworden. Allein hätte er das nicht gepackt und wäre völlig überfordert gewesen. Doch dann, am Konfirmationstag, da war alles richtig toll. Er hat sich überwunden bei den Fürbitten mitzumachen und die Vorstellung mitgestaltet und dann eine Woche später stand er im selbst ausgewählten edlen, grauen Anzug mit Krawatte und ist einen Schritt weiter ins Erwachsenenleben gegangen. Für ihn war es wichtig, sich überwunden und dazu eine schöne Erinnerung an einen tollen letzten Gottesdienst zu haben.
Doch ohne Begleitung wäre es niemals gegangen. In dem Alter sind viele junge Menschen echt schwierig im Umgang mit denen, die anders sind, nicht konform sind und auch nicht konform sein wollen. Er wollte aber so gerne mitmachen und ich hatte die Möglichkeit, ihn zu begleiten. Der Pastor war sehr unverständig, doch die Gemeinde war und ist wundervoll. Klein und fein und umfassend tolerant.
Schade, dass bei Deinem Sohn der Vater in den Rücken gefallen ist. So wirkt die Reaktion des Pfarrers noch um einiges verletzender, denn er erkennt Deinen Sohn in seiner Andersartigkeit anscheinend nicht an. Nicht im Sinne Christi, absolut nicht!
Da ich selber der Kirche fernbleibe und außerdem weitere Kinder zu Hause habe, die ich nicht ständig allein lassen kann, habe ich ihn nur zu den wichtigen Terminen begleitet. Außerdem war es gar nicht gewollt bei den Konfikursen an sich. In der Kirche sollte ich dann aber als gutes Beispiel voran immer dabei sein
Ehrlich gesagt hätten schon bei dem ersten Problemen die Warnglocken läuten müssen. Aber wenn es das erste Kind ist, fehlt vielleicht einfach die Erfahrung.
Es steht und fällt fast immer mit dem Pfarrer bzw. dem der für die komplette Organisation verantwortlich ist. In einem solchen Fall muss der einfach komplett dahinter stehen. Wenn man in dem Alter selbst wirklich konfirmiert werden will, macht man sich ja schon fast zum Außenseiter.
Am besten einfach mal ein paar andere Gemeinden in der Nähe austesten und einfach mal die Jugendgruppe oder so besuchen um festzustellen wie die Atmosphäre so ist. Man muss ja nicht in einer bestimmten Gemeinde konfirmiert werden…
Viel Erfolg!
Hat dies auf Aspergiller – Aspergill & Asperger rebloggt und kommentierte:
Kirche ist Gemeinschaft, kein Christ kann für sich alleine Christ sein. Das ist ein Grundsatz. Aber man kann diesen Grundsatz auch falsch verstanden umsetzen.
Hallo Mädel,
Ich selber komme aus Berlin. Dort wohne ich in Köpenick. Das befindet sich immer dem Teil der mal Osten war.
Ich selber habe damals die Jugendweihe gehabt. Die Jugendweihe ist eine nicht konfessionelle Alternative zur Konfession. Vielleicht ist das ja auch für euch was.
Hier der Wikipedia Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Jugendweihe
In Berlin finden solche Feiern unter anderem im Friedrichstadtpalast statt. https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrichstadt-Palast
Gruß fairsein
Lieber Pfarrer,
Sie wissen schon, dass Ihre Kirche da jemanden anbetet, der es ganz groß mit Nächstenliebe und Großzügigkeit und Barmherzigkeit und Güte hatte? Mir scheint, Sie hätten das vergessen. Lesen Sie doch dazu nochmal in der Bibel nach.
Mädel, es tut mir so leid für deinen Sohn und für dich.
Die liebe Kirche wieder mal, bzw. wieder mal einer vom Bodenpersonal, an dem der Chef keine Freude hat!
Ich hatte auch boese Kämpfe mit einem Pfarrer, einfach weil ich nicht einverstanden war, mit der Art und Weise wie er Gott benutzte, nur um Macht auszuüben.
Ich bin damals aus der katholischen Kirche ausgetreten und bin persoenlich beim Pfarrer vorbei gegangen und habe ihm den Austritt übergeben.
Ich habe ihm gesagt, dass er sich in Grund und Boden schämen soll, so ein verkapptes boeses Bild von Gott, dass er den Kindern vermittelt, das wäre eine bodenlose Frechheit von ihm. Nur weil er selbst so lieblos und kalt sei, wäre es der Herrgott nicht auch automatisch. Also ich moechte nicht in seiner Haut stecken. Wenn er mal antreten müsse an der sogenannten Himmelspforte, werde er sich nicht einfach so reingelassen, da werde er wohl Pech haben und ich würde ihm dann winken, wenn ich an ihm vorbei marschiere.
Der hat mich nur mit offenem Mund angeglotzt. Ich habe dann später sehr lange mit einem reformierten Pfarrer darüber gesprochen und das war ein toller Pfarrer. Er hat sich auch sehr für die Kinder eingesetzt, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen konnten, weil sie Muslime waren.
Und immer an Weihnachten haben alle Kinder gemeinsam ein Krippenspiel aufgeführt in der Kirche und alle Eltern kamen, um es sich anzusehen. Der Pfarrer hat jede Familie besucht und den Eltern gesagt, es sei ihm total egal, welcher Religion sie angehoeren, er wünscht sich sehr, dass alle Kinder mitmachen dürfen am Krippenspiel und alle Eltern kommen und es sich ansehen. Es sei absolut nicht wichtig, welche Religion die Kinder hätten, es sei wichtig, dass sie alle gemeinsam etwas aufführen koennen, dass jedes Kind mitmachen darf. Und alle Mamas und Papas dabei seien. Er hat immer versucht Brücken zu bauen.
Es kommt so sehr auf den Pfarrer an. Ich finde, dieser hier hat sehr unsensibel reagiert. Und er hat dich sehr unter Druck gesetzt, das ist nicht fein!
Ich erwarte von einem guten Pfarrer, dass er sich einlässt, wirklich verstehen will und dass er nicht gleich wütend wird, wenn es nicht so reibungslos klappt. Ob ein Pfarrer gut ist, zeigt sich doch erst, wenn es schwierig wird.
Zudem muss er für mich zwingend ein Vorbild sein. Ich finde nicht, dass das christliches Verhalten war. Ich denke nicht, dass das im Sinne der Lehre Gottes war. Für mich hat ein Pfarrer nach dem Vorbild von Jesus zu leben. Wenn er das nicht hinkriegt, dann soll er eben den Beruf wechseln!
Weisst du, du darfst deinem Sohn ungeniert sagen, dass dieser Pfarrer kein guter Pfarrer ist, dass es eben überall gute und weniger gute Menschen gibt. Solche, die ihren Aufgaben gewachsen sind, diese gerne und gut machen. Genau so wie solche, die überfordert sind, sobald es mal etwas schwieriger wird und die dann eben falsch handeln.
So etwas geschieht wohl jeden Tag, irgendwo in einer Kirche. Man wird ausgeschlossen, weil man schwul ist, weil man krank ist, weil man eine Meinung vertritt, die nicht genehm ist.
Und sage deinem Sohn, Glaube ist eine sehr persoenliche Sache, er soll direkt mit dem Chef kommunizieren. Der ist auch bei ihm, wenn der doofe Pfarrer es nicht checkt.
Und sage ihm, dass der Pfarrer falsch handelt. Pfarrer sind nur Menschen und nicht besser als wir.
Mir tut es sehr leid, weil es nicht fair ist, wie kann man einen jungen Menschen, der aus freien Stücken auf die Kirche zugeht, so vor den Kopf stossen. Aber ehrlich gesagt, tut das die Kirche oft und zwar quer Beet, bei allen moeglichen Leuten.
Wow! Ich bin fassungslos!
Doch das ist nicht das erste mal dass ich mitbekomme, dass es „Konfessionellen“ an Akzeptanz für Asperger Autismus fehlt.
Wenn er in einem Rollstuhl sitzen würde, oder mit einem Stock und Blindenhund gehen müsste (Gott bewahre!), dann wäre die Akzeptanz dafür eine andere.
Ich bin eben erst auf diesen Blog gestoßen, und werde mich in nächster Zeit tiefer reinlesen.
Ich wünsche dir viel Gelassenheit, um das alles zu erdulden, und viel Kraft, um weiter zu kämpfen!
Pingback: Markierungen 03/04/2016 - Snippets
Dieser Pfarrer gefällt mit nicht. Ich bin einer Meinung mit AHA Blogger:
Wow! Ich bin fassungslos!…
Ich hab gedacht ich lese hier nicht richtig, jetzt bin ich aber wach.
Danke für diesen tollen aber Traurigen Beitrag
ich muss auch das alles noch verdauen und dann überlegen, wie wir weiter verfahren.
Du hast mir das ja vorhin noch etwas ausgeführt.
Ich denke, dieser Pfarrer hat einfach kein gutes Händchen für Pädagogik. Vielleicht hat er deshalb diese Probleme mit den Jugendlichen, daß sie ihn nicht ernst nehmen usw. In dem Fall könnte man mal vorsichtig der nächsthöheren Stelle einen Tip geben, per Brief.
Mir fällt gerade noch ein, daß ich in der Berufsschule auch Ethik-Unterricht hatte. Bei einem Katholiken, der gesagt hat: bei denen, die es als Konfessionsunterricht haben wollen, trage ich es so ein und bei allen anderen als Ehtikunterricht. Inhaltlich ist es mehr Ethik gewesen. 🙂
Dieser Lehrer war ein großer Fan von Hans Küng. Vielleicht sind seine Bücher eine Hilfe für Euch.
Die Kirche ist halt wie die Gesellschaft: ein großes Puzzle aus schönen und nicht so schönen Teilen und man muß eben auch damit leben, daß es die nicht so schönen Teile gibt, die man dann aber nicht so nah an sich heran lassen darf.
Ich würde es an Eurer Stelle im nächsten Jahr noch einmal versuchen, mit einer anderen Gruppe bei einem anderen Pfarrer, den Ihr Euch vorher genau anschaut.
Bin über Twitter auf diesen Artikel aufmerksam geworden und kann angesichts des Verhaltens, das der Pfarrer an den Tag gelegt hat, nur mit dem Kopf schütteln. In den Evangelieb sieht man eindeutig, dass es Jesus eben NICHT um Konformität, darum, wie alle anderen auch zu sein, geht. Er nahm jeden einzelnen seiner Jünger so wie sie waren, mit allen Stärken und Schwächen. Petrus zum Beispiel war nicht unbedingt fest im Glauben, und von Paulus brauche ich gar nicht erst anfangen. Im Gegenteil hat sich Jesus sogar denen zugewandt, die von der damaligen Gesellschaft ausgestoßen, regelrecht verachtet wurden! Ich würde mich als gläubigen Christen bezeichnen, und ich kann das Beharren darauf, dass Dein Sohn eben nicht zur Kirche gehört, wenn er am Konfirmationsunterricht nicht teilnimmt, in keiner Weise nachvollziehen. Biblisch ist dieses Verhalten jedenfalls nicht.
In den meisten Freikirchen gibt es im Übrigen auch keine Firmung oder Konfirmation, vor Allem weil keine Kindstaufe durchgeführt wird. Statt dessen werden die, die sich für ein Leben mit Jesus Christus entschieden haben, getauft. In einigen Gemeinden gibt es da auch Vorbereitungskurse, diese haben aber nichts mit dem, was ich von Firm- oder Konfirmationsunterricht kenne, gemeinsam. Aber auch in Freikirchen ist nicht alles Gold, was glänzt – eine Gemeinde, gleich ob frei oder Landeskirche, steht und fällt oft mit ihrem „Personal“ – also Pastor, Ältesten, Diakonen und so weiter.
Ich wünsche Dir und Deinen Kindern auf jeden Fall, dass es Euch gut gehen wird, und dass jeder von Euch „seine Nische findet“. Es gibt viele Menschen da draußen, die andere annehmen, wie sie sind. Meistens sind sie eher leise.
Was du berichtest klingt nicht so toll. Ich glaub, auch unsre Pastoren würden an diesem Kollegen kein gutes Haar lassen. Da wird mir glatt wieder bewusst, wie viel Glück ich doch mit meiner Kirchgemeinde habe – und wie viel Glück ich bislang bei den Kirchgemeinden hatte. Mir ist es noch nicht untergekommen, dass ich nicht willkommen war. Selbst in der Jungen Gemeinde habe ich es noch nicht erlebt, dass ich ernsthaft gemobbt wurde. Ich stand bloß regelmäßig abseits – einfach, weil sich keine Themen ergaben, über die ich mich mit den anderen unterhalten konnte. Immerhin habe ich mich einer Jungen Gemeinde angeschlossen, um einigermaßen preiswert zum Kirchentag nach Stuttgart zu kommen. Und ich habe mich mit allen gut verstanden. In der Zusammenarbeit der Kinderbibelwoche gab es keine Probleme (die Hitze mal ausgenommen). Da war ich selber erstaunt. Angesichts der Tatsache, dass ich von Gleichaltrigen Ausgrenzung gewöhnt bin.
Andrerseits erzählte vor einiger Zeit ein Freund, was der dortige Kirchenvorstand mit deren Kantorin veranstaltet. Und ich habe auch schon mitbekommen wie ein Pfarrer einen Kollegen kritisierte. Genau weiß ich es nicht mehr, worum es ging. Oder mein ehemaliger Religionslehrer hat erzählt, wie er sich mit dem Gemeindekirchenrat ordentlich gezofft hatte, weil er nach dem Evangelium handeln wollte. Kirchälteste, die sich am Geld der Gemeinde mal eben bedient haben. Alles kein Ruhmesblatt. Bin ich froh, das alles nur aus Erzählungen zu kennen.
Unsre Gemeindepädagogin pflegt zu sagen: „Christen sind auch nur Menschen. Und sie machen Fehler. Besser sind wir nicht, aber besser sind wir dran. Kennst du das Lied: (und singt es dann an:“Besser sind wir nicht, aber besser sind wir dran. Jesus macht uns frei, fängt von vorne an…“.)“ Da ist was Wahres dran.
Den Tipp von Hesting würde ich auch aufnehmen: “ In dem Fall könnte man mal vorsichtig der nächsthöheren Stelle einen Tip geben, per Brief.“ Die nächsthöhere Stelle kann unterschiedlich heißen: in der EKM, in Sachsen und noch etlichen anderen Landeskirchen Superintendent, in Bayern und EKHN Dekan. In der Diözese Meißen heißt das Dekan, erst danach kommt dann der Bischof. So weit wie ich das jetzt weiß. Das habe ich auch einer Bekannten empfohlen, als sie mitbekommen hat, dass ein Pfarrer gegen Flüchtlinge wetterte. Sie solle sich an den Superintendenten (in dem Fall von Eisenach) mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde wenden. Das hat sie dann auch gemacht. Unser Superintendent, dem ich davon erzählt hatte, würde so etwas auch nicht unkommentiert durchgehen lassen. maedel, ich möchte dich dazu ermutigen, dies auch zu versuchen. Und bestenfalls den Sachverhalt aufklären.
Gott segne dich.
Hallo Mädel,
der Pfarrer hat die wichtigsten Sätze der Bibel nicht verstanden.
Sondern diese ersetzt, durch menschengemachte Regeln.
http://www.die-bibel.de/online-bibeln/luther-bibel-1984/bibeltext/bibelstelle/mt5/
dem Pfarrer ist zu empfehlen, sich doch noch mal eingehend mit einigen Stellen aus dem neuen Testament zu beschäftigen.
Ob und in wie weit Du Deinem Sohn es vermitteln kannst, weiß ich nicht. Aber eins ist sicher. Er hat nichts falsch gemacht. Sondern der Pfarrer und die anderen Konfirmanden.
Und mit diesem Pfarrer weiter zu sprechen wird nicht bringen. Evtl. ist es möglich, in einer anderen Bezirk zu wechseln, der nicht diesem Pfarrer unterliegt.
LG Anita
Tzzzzz, manche Pfarrer sind echt Idioten. Mobbing geht gar nicht. Michael Stahl würde deinem Pfarrer deutlich die Meinung sagen. Ich habs ja auch geahnt. Kleine Kostprobe von meiner Gemeinde gefällig? Hilfe? Autismus? Ihhhhhhhhh, ziehen sie doch in ein Behindertenheim. Aber nicht alle Christen sind doof, man muss halt die finden die wirklich machen was Jesus gesagt hat und nicht in der Enttäuschung steckenbleiben. Klar, kann man jetzt denken alle Christen sind doof und dann verpasst man vlltNeue Chance echt selber nen Gefallen. Ja, leider enttäuschen Christen öfter als einem lieb ist. Es gibt sehr viele kranke/tote Gemeinden wo es nur noch um Religion und Regeln einhalten geht. Es ist eigentlich so simpel dass viele es nicht glauben wollen, Jesus möchte eine Beziehung zu uns allen und wir brauchen ja nur ihm hinterhergehen und ihm nachahmen, wie Kinder ihre Eltern, er hilft uns immer. Das Problem ist ja wenn der Pfarrer Theologie studiert hat, hat ihm möglichweise niemand gesagt, dass er nix tun muss um von Jesus gemocht zu werden, bei Jesus muss man sich nicht anpassen. Viele ist diese Aussage halt zu steil und da basteln sie halt ihre menschlichen Regeln rein und dann gehts schief. *seufz* Es könnte soo schön sein. Es gibt aber ein großes Netzwerk von Christen die sagen weil wir Christen sind ist Mobbing ein No-Go und wir tolerieren uns. Muss man nur suchen und finden. Guck mal da z.B. http://www.doro-zachmann.de/ Diese FeG nimmt alle vorbehaltslos auf wenn sie anders reden wegen Down Sydrom…. Auch wenn das jetzt vllt. blöd klingt, kein Schmerz passiert umsonst Gott macht aus aller scheiße irgendwann Bonbons, naja halt nicht dann wenn wir das wollen. Ich kann in solchen Schmerzphasen echt empfehlen Das Buich Hiob zu lesen bzw. die Psalmen. Mei was der David so rumjammert und Gott an den Kopf wirft. Wenn der das macht können wir das auch. Ich schaffs grad auch nicht in der Bibel zu lesen, das ist voll ok. Gott wartet bis du wieder so weit bist. Er zwingt dich nicht. Irgendwie tut Gott mir ein bisschen leid, er wird so oft missverstanden.
Es tu mir leid, dass dein Sohn ausgerechnet in der Kirche solche Erfahrungen von Ausgrenzung und Mobbing machen musste. Man muss sich immer vor Augen halten, dass auch Christen nur Menschen sind (und keine „Heiligen“) und dass jede Religion nur so gut sein kann wie die Anhänger, die sich zu ihr bekennen.
Ganz ehrlich, wenn ich solche Geschichten lese, bekomme ich den Eindruck, dass manche 13,14-Jährige noch gar nicht reif genug sind, sich bewusst zu christlichen Werten zu bekennen, sonst würden sie sich nicht so ausgrenzend verhalten gegenüber Menschen, die anders sind. Vielleicht findet dein Sohn in einer anderen Jugendgruppe (muss ja nicht unbedingt etwas Kirchliches sein) die Toleranz und das Verständnis, dass er braucht. Ich wünsche es ihm!
Pingback: Konfirmation ja, aber nicht bei Ihnen | innerwelt
Ich bin fassungslos!!!! Ich kann diese Art der Menschen nicht verstehen. Es tut mir furchtbar leid, was dein Sohn durchmacht. Mir kommen immer wieder die Tränen… Unmöglich!
Ich wünsche euch vom Herzen alles Gute.
Danke
Hallo,
mir kamen die Tränen beim lesen.
Für mich ist es nicht nachvollziehbar wie ein Pfarrer so sein kann.
Auch ich habe mit meinem Sohn solche Erfahrungen gemacht, allerdings in der Schule.
Schade, Toleranz, Mitgefühl und Akzeptanz sind heute Fremdwörter, man könnte meinen, in jedem steckt ein Stück Autismus. …