Schlagwörter
AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, ASS, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, HFA, Hochfunktionaler Autist, Schulbegleitung, Schule
wenn er das alles im Grunde auch alleine kann?
Mein Sohn war jahrelang ohne Schulbegleitung (SB). „Wäre“ nicht nötig und wurde von der Lehrerin massiv abgelehnt. Weil er ja „so schön ruhig“ war. Dadurch war er schwerem Mobbing ausgesetzt. Und ich rede hier nicht von leichten Jungenscherzen. Die Lehrer haben weggesehen. Mein Sohn hatte dadurch kindliche Depressionen.
Er überkompensiert, zog sich irgendwann nur in sich zurück. Dadurch war er fast ständig abwesend.
„Nur körperlich anwesend“ nannten das die Lehrer und „schade, zu ruhig, dabei hat er Potenzial“.
Durch das ständige wegdriften wurden seine Wissenslücken immer größer. Alle Kraft hat er in die Kompensation gelegt, um dazu zu gehören.
Seine Lösung, um nicht mehr ausgegrenzt und gemobbt zu werden. Er hat soviel Kraft dafür verbraucht, dass er schulisch immer mehr abstürzte.
Irgendwann reichte auch dafür die Kraft nicht mehr aus und er wurde immer ruhiger „sitzt nur seine Zeit im Klassenzimmer ab und sabbert vor sich hin“. Irgendwann hieß es, er wäre nicht so leistungsorientiert wie andere.
End von Lied. Er hätte mehr schaffen können, aber jetzt können wir schon froh sein, wenn er den Hauptschulabschluss schafft. Und das alles nur deswegen, weil er nicht so auffällig war, wie andere. Weil er so überkompensiert und oft erst zu Hause zusammenbricht. Sodass er auch schon öfter daheim die ganze Nacht geschrien hat oder tagelang nicht zur Schule konnte. Das sieht dann natürlich keiner. Aber zu uns heißt es dann, wir übermuttern.
„Aber dann brauchen viel mehr Kinder einen Schulbegleiter, wenn man nach solchen Kriterien geht“
Nicht immer wird ein Schulbegleiter benötigt, das stimmt und muss auch individuell gesehen werden, weil jeder Autist einzigartig ist. Aber wenn doch, dann wird es von mehreren Seiten geprüft und leichtfertig wird diese Entscheidung nie getroffen.
Autisten haben von Natur aus ein wesentlich höheren Stresslevel, sind häufiger Mobbing ausgesetzt, haben Kommunikationsprobleme und auch welche in der sozialen Interaktion, und das ist mit anderen Kindern nicht zu vergleichen.
Auch wenn einige Autisten vieles kompensieren, so reicht doch bei manchen dafür die Kraft auf Dauer nicht aus, sodass irgendwas auf der Strecke bleibt. Ist das der Fall, dann sollte auch hier eingegriffen werden.
Hat ein autistisches Kind nur dann Recht auf sein Recht, wenn es Gefahr für die anderen bedeutet? Oder wie soll ich das verstehen?
Per se ist ein autistisches Kind nie eine Gefahr für andere, höchstens für sich selber und wenn es doch mal so sein sollte, dann ist da etwas viel zu weit gegangen….
Ich verstehe so manche Aussagen nicht. Nein, falsch, sie enttäuschen mich sogar, zutiefst. Auch wenn in diesem Falle nichtmal mein Sohn gemeint war.
Ich kann aber die Mutter sehr gut verstehen, die sagt, dass ihr Kind sehr wohl auch mal allein in den Unterricht kann und das auch schafft, wenn die Schulbegleitung mal krank ist. Das Kind ist dann auch keine Gefahr für andere, oder hält Lehrer davon ab, die anderen Kinder zu beschulen, wie es dann manche wieder meinten.
Autisten schaffen verdammt viel.
Aber eben nicht auf Dauer.
Mein Sohn hat jetzt eine SB, eine kleinere Schule und kleinere Klasse.
Er kann viel allein, man könnte meinen, er braucht niemanden. Aber das hält er nicht lange durch, weil er eben weit über seine Grenzen geht.
Erst dadurch, und auch erst nach einer Weile, ist er dann der sabbernde Autist in der Ecke, der nicht mehr ansprechbar ist und nichts allein schafft, wie es einige wohl erwarten.
Muss es erst soweit kommen, damit er Recht auf sein Recht bekommt? Wirklich? Und wo bleibt da sein Recht auf Bildung?
„und muss das hier so öffentlich sein?“
Ja, ich poche auf das Recht auf Bildung, auf gleiches Recht für alle, auf seelische Unversehrtheit etc.
Ja, ich brülle das hinaus, wenn es sein muss und noch viel lauter, wie man hier sieht.
Auch wenn es für meinen vielleicht zu spät ist.
Ja, da hast du absolut recht. Man sollte vieles von dem noch lauter hinaus brüllen. Wir stehen vor dem gleichen Problem. Mein Sohn geht jetzt seit Wochen erst gar nicht mehr in die Schule. Macht wenn es dann möglich ist Aufgaben von zuhause. Die Schule trägt ihn zwar mit, doch sonstige Hilfe scheint schwer zu bekommen. Momentan wissen wir noch nicht einmal ob er die nächste Klasse erreicht, das wäre dann wohl die Zehnte.
Selbst seine Therapeuthin weiß da nicht weiter. Er selbst ist, genau wie du richtig geschildert hast, noch zusätzlich in der Pupertät und ich komme fast selbst gar nicht mehr an ihn heran. Spielt hauptsächlich nur am PC oder Handy, eigentlich sonst keine Kontakte.
Inzwschen haben wir ihn bei der Rehastelle am Arbeitsamt angemeldet und einen Schwerbehindertenausweiß hat er auch schon bekommen. So versuchen wir ihn die möglichen Schritte in die Zukunft zu erleichtern, wenn dies überhaupt möglich ist. Trotzdem irgendwie steht man immer alleine damit da. Und wie du sicher auch weißt hinterläßt dies überall seine Spuren.
Ich drücke dir alle Daumen die ich habe. Ich weiß du kannst sie gut gebrauchen. Wie alle, die es betrifft.
ja, es ist manchmal ein Kampf auf Lebenszeit. Dabei müsste es gar keiner sein. Das ist ja das Traurige daran.
Wie recht du hast. Momentan ist sicherlich auch das Problem das er sich soweit zurück gezogen hat, das wir ihn nicht erreichen können. Obwohl es schon besser geworden ist, seit er zuhause ist. Doch die Problematik bleibt ja trotzdem, Schulabschluß, Lebensfähigkeit etc.! Du verstehst sicherlich.
ja, verstehe ich
Ja, wieviel einer kompensiert, das sieht kaum jemand. Meine Tochter war jahrelang völlig fertig, wenn sie zu Hause ankam. Und das trotz Schulbegleiter.
Ich hab Zeit meines Lebens das Gefühl gehabt, durch alle Raster zu fallen. Pass(t)e hier nicht rein und dort nicht rein. Jetzt sitze ich zu Hause, ALG I ausgelaufen, schreibe Bewerbungen (bisher über 60) und muss mir von meiner Frau anhören „ewig füttere ich dich aber nicht durch“. –
Sorry, dass ich meinen Depri hier rauslasse.
passt doch, kannst du gerne machen
Danke für all die Wahrheiten, die Du benannt hast.
Und ich stell mich neben Dich und brülle mit!
ordentlich laut 😉
🙂 das krieg ich glaub ich hin 😉
Danke, einfach nur danke dafür. Und ja, auch ich werde weiter brüllen. Den Mund lasse ich mir ganz bestimmt nicht verbieten. Nicht mehr.
😉
ich weiß wie es ist ohne SB und ich weiß auch wie es an einem nagt, wenn einem immer wieder gesagt wird, dass dieses Kind es „irgendwie“ hinbekommt. Mich stört das „irgendwie“ daran. Keine Rücksicht auf das Seelenwohl, keine Rücksicht auf ein zerstörtes Selbstbild.
Sein Kind so am Boden zu sehen, ist die größte Strafe an eine Gesellschaft in der Inklusion ein Fremdwort ist.
Besonders lustig in diesem Fall finde ich sogar, dass einerseits unterstellt wird, der Autist bräuchte ja wohl keine Schulbegleitung, wenn es doch auch ausnahmsweise mal ohne geht, andererseits aber auf mich eingeschlagen wird, weil ich fordere, dass er auch ohne Schulbegleitung am Unterricht teilnimmt und nicht einfach ausgeschlossen werden darf. Ich würde dadurch andere Kinder gefährden. Vielleicht sollten sie sich mal einigen, warum sie eigentlich auf mir herumhacken möchten.
Stimmt!
Bei diesem Thema kommt immer noch alles Erlebte wieder hoch.
Meine Tochter musste in der 7. Klasse erst völlig zusammen brechen und unbeschulbar sein, bis man mir zuhörte. Nur leider zu spät.
„Wir wollen ihr keine Sonderrolle geben“ hieß es. – Völliger Quatsch, denn die hatte sie im Negativen eh schon. „Da bräuchten andere viel dringender einen Schulbegleiter“ – Super! Was interessieren mich die anderen!? Bis zum endgültigen Schulwechsel durchlebten wir ein wirkliches Trauma.
Muss das sein? Wo bitte ist da das Kindeswohl? Dieses wurde meiner Tochter unwiderruflich gestohlen!
Meinen Schrei hast Du! Still waren wir lange genug.
Danke 🙂
Nur zur Info. Wenn einer anerkannter Autist ist (durch ein Fachgutachten) Dann hat er sogar einen Rechtsanspruch auf einen Integrationshelfer sowie auf den sogenannten Nachteilsausgleich. Die Ämter drücken sich gerne vor den Kosten ,nur in der Zeit in der unsere Gelder an alle Welt verschleudert werden würde ich da bestimmt keine Rücksicht drauf nehmen. Unser Junge hat auch alles durchlebt was geht,aber seitdem er eine richtige Fachkraft (und das ist wichtig) an seiner Seite hat läuft es rund und er steuert gerade das Abitur an. War aber ein langer Kampf bis wir alles durchgeboxt haben ,aber res hat sich gelohnt.
Jein, es gibt zwar nach dem Sozialgesetzbuch ein Recht auf Schulbegleitung, aber auch da gibt es Schlupflöcher oder viele Möglichkeiten, den Weg sehr lang erscheinen zu lassen. Wehrt sich nur das Jugendamt, auch indem es weniger Stunden bewilligt, ist die Rechtsprechung inzwischen durch genügend Präzedenzfälle gesichert. Das Problem ist dann nur die Dauer eines Gerichtsverfahren.
Die Frage ist dann, zumindest für manche, ob die Hilfe rechtzeitig kommt.
Anders sieht es schon aus, wenn die Schule oder wenn der Arzt sperrt.
Wenn der Arzt keine Schulbegleitung nach 35a begutachtet, trotz vorhandener Diagnose, hat man auf Deutsch verschissen. Dann bleibt einem nur noch der Weg zu einem anderen Arzt. Manche Jugendämter akzeptieren aber keine Gutachten aus anderen Regionen. Man kann zwar auch hier ein Recht einklagen, aber auch das verzögert ungemein.
Auf diesem Wege können schnell Jahre vergehen.
Auch schwierig ist eine Verweigerung der Schule. Zum einen, weil manche ihr Hausrecht gebrauchen und so wie bei uns geschehen schon die zwingend notwendige Hospitation verweigern. Diese kann man zwar über höhere Instanzen einklagen. Aber auch das verzögert. Wenn die Schule an der Stelle schon verweigert, dann kann es gut sein, dass die Schule dann auch von ihrem Hausrecht Gebrauch macht und die SB des Klassenzimmers oder gar der Schule verweist.
Ob es hier Mittel und Wege gibt um das einzuklagen, weiß ich nicht. Aber ich kenne genug Fälle, wo es so gemacht wurde.
Bei uns war damals das Problem, dass es sich um eine Sonderschule handelte, die per Rechtsprechung aus demselben Sozialgesetzbuch wie der der Eingliederungshilfe aus dieser entlassen wird, wenn die nachweisen kann, dass genug Assistenzstunden durch interne Ressourcen vorhanden ist. Hier entscheidet man nach Härtefallregelung und da wird der Nachweis schwer.
Auf selbiges Schlupfloch verweisen manche Jugendämter nach dem Inklusionsgesetz. Da nun nach dem die Schulen in die Pflicht gesetzt werden, nach ihrem Verständnis, für genug Assistenz innerhalb ihrer Ressourcen zu sorgen. Dass dies finanziell und personell nicht zu leisten ist, das liegt dann in der Beweispflicht einer Schule. Wenn diese von vornherein nicht will, hat man schlechte Karten. Auch hier kann man einklagen, kann sich aber über Jahre ziehen. Hier fehlen noch die Präzedenzfälle, um dass zu beschleunigen.
Nachteilsausgleich:
in den ersten 4 Jahren der Grundschule ist es rein ein „Vertrag“ zwischen Klassenlehrer und Eltern. Erst ab der 5 ten Klasse wird das Magesterialrat hinzugezogen und erst dann kann man von oben reindrücken. Man kann zwar über das Schulamt auch in den ersten 4 Jahren einen Rechtsanspruch geltend machen, aber dies gilt nicht für Privat- oder Sonderschulen. Unsere Sonderschule hatte es mir verweigert.
Auch hier gilt wie im Allgemeinen. All diese Steine im Weg können einem den Weg sehr lang machen und in Grenzfällen übersteigt der Weg die Länge der Schulzeit.
Rechtsanspruch ja, aber die Durchsetzung ist nach wie vor in vielen Fällen schwierig.
Wie recht du hast… ❤
Mein Mäxchen kommt nächstes Jahr in die Schule u es gibt jetzt schon Eltern, die "aus Schutz zu ihren Kindern" von vorne herein nicht möchten, das Max in ihre Klasse kommt…Das eigene Kind sei ja so ablenkbar, sie hätten Angst, das Max u der eventuelle Einsatz, auch ihm zu helfen durch Sb oder einen Lehrer der sich auch viel um Max kümmert, nicht mitkommt oder anderes…Teils wird dieses sogar vor den Augen bzw Ohren von ihm geäußert, mal nett umschrieben, aber auch mal ziemlich mies ihm gegenüber gesagt…Es kostet mich enorm viel Kraft, diesen gaaaanz tollen Müttern,die sonst ja ach so Verständnis haben,nicht mit dem nackten Hintern ins Gesicht zu springen… Und noch mehr Kraft, Max auch wieder aufzubauen… Wenn es jetzt schon so ist,im Kindergarten, wie soll das denn erst in der Schule werden? 😦
Danke! Wie gewohnt hast Du es mal wieder auf den sprichwörtlichen Punkt gebracht.
Bei unserem Sohn sieht es, bis auf das Sabbern (dafür wird er ausfallend), exakt genau so aus.
Den Schulbegleiter wollte er nicht mehr, da er erleben musste, dass Lehrer trotzdem mobbten, der Schulbegleiter aus dem Unterricht entfernen wollten, und der Schulbegleiter sich immer mehr den Lehrern angepasst hat, weil er seinen Job behalten wollte (ist mehr oder minder fest an der Schule angestellt). Förderschule, noch nicht mal eine städtische.
Inzwischen schlafe ich nicht mehr und habe durchgängig Zukunftsangst.
Wir sind alle dabei aufzugeben, zu resignieren, den Kopf gebeugt durch die Gegend zu schleichen. Gespräche mit dem Klassenlehrer lösen bei mir schon Wochen vorher massive Magenkrämpfe aus, Kloßgefühl im Hals, Herzrasen.
Ich fühle mich absolut allein gelassen von den Institutionen, die doch angeblich so auf das Wohl meines Kindes bedacht sind…
Und es ist wichtig dies immer wieder laut heraus zu schreien.
Pingback: “Schweig still und sei gefälligst dankbar!” Inklusionsdebatte | butterblumenland
Irgendwie sehe ich da ganz starke parallelen zu meiner Schullaufbahn und es macht mich schrecklich wütend..
Auch ich kann mich hier einreihen. Meine Tochter wurde erst spät diagnostiziert , hatte also keine SB, hat immer gekämpft und sich komplett verausgabt. Hilfe haben wir oft gesucht, selten gefunden. Auch sie hat viel Potential, kann es aber nicht ( mehr) nutzen. Aber das ist ja auch gar nicht gewünscht, an in de exklusive Sonderwelt. Bitter. Grausam.
Aber auch wir sind aktiv und nicht still.
Soll heißen: in dieser exklusiven….
ja, brüll so laut du kannst. Es lohnt sich tatsächlich …
Oh, Mann…
Das hätte auch ich schreiben können.
Uns geht es zur Zeit hier ähnlich und wir kämpfen seit Klasse 1, eine SB für unseren Sohn zu bekommen.
Damals nach Einschulung im September eingereicht, damals nur mit der Diagnose AdhS, aber eben so richtig heftig, auf Paragraph 35a gepocht, und nach knapp 9 Monaten kam dann die Ablehnung.
Es ist damals vieles schief gelaufen, Dinge würden nicht getan, nichts lief transparent, etc.
Nun, kurz vor Klasse 3 (bzw Kind sollte eigentlich wiederholen, haben aber das Ganze drehen können), haben wir die Diagnose Asperger+AdhS… und wieder das gleiche Problem, wie damals…
Ich hab das Gefühl, dass nur nach der „Norm“ gegangen wird, trotz „Integration“ nicht in dem Sinne gehandelt wird, dass die Lehrer sowieso zum größten Teil keine Lust haben, sich mit sowas zu befassen und dann lieber aussortieren, was unangenehm oder anstrengend ist…
Unser Kampf mit Ämtern und Schule ist noch nicht vorbei und zumindest eins hab ich bis jetzt aus dem Ganzen gelernt: vertrau niemandem, sicher dich immer ab und handle JETZT. Ansonsten verstreichen evt Möglichkeiten.
Ich wünsche Dir/Euch weiterhin viel Kraft.