Schlagwörter
AS, Asperger Autismus, Asperger Syndrom, Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, Hochfunktionaler Autist, Meltdown, Overload, Shutdown
Nach meinem letzten Artikel möchte ich mich dem Thema Overload, Melt- und Shutdown widmen. Nach ersten Recherchen bin ich tatsächlich überrascht, dass es im deutschen Sprachraum so wenig Geschriebenes gibt und selbst Autisten sehr wohl diese offensichtlichen Grundbegleiter kennen, aber sie begrifflich nicht genau zuordnen können.
Ich möchte es daher mal versuchen.
Es ist manchmal schwer auszumachen, wo genau die Grenze verläuft. In den einem Moment scheint noch alles OK.
Die äußeren Reize sind wie ein Rinnsal, ein leichtes dahinplätschern, das zwar wahrgenommen, aber nicht als störend empfunden werden. Dann merkt man, wie alles auf einmal lauter, greller, schriller wird. Das Rinnsal entwickelt sich zu einem Bach, schwillt an zu einem reißenden Strom. Ist da ein Rückzug nicht möglich, dann überlaste ich und da beginnt für mich der Overload.
Dann geht es auf einmal sehr schnell und der reißende Strom wird zu einem Wasserfall, das Hintergrundrauschen zu einem tosenden Sturm.
Dann ist das Kinderlachen nicht mehr so toll, der Kühlschrank geht einem auf die Nerven und das Auto hat sich zum Flugzeug gemausert.
Auch das Kuscheln ist auf einmal unangenehm. Die Berührungen, die vorher nur leicht unangenehm waren, nicht mehr zu ertragen.
Dieser Moment, wenn die ganze Flut auf mich einstürzt, ist für mich deutlich zu spüren. Wenn bei mir die Filter fallen. Wenn der Overload beginnt.
Der Overload (overload=Überlastung)
Der Overload ist im Kern eine „sensorische“ Überbelastung und würde ich so auch begrifflich einschränken. Overload selber äußern sich weder „aggressiv“ noch in einer völligen „Abschaltung“. Overload treten für mich an dem Punkt auf, wenn die äußeren Reize mich überfluten und ungefiltert auf mich einströmen und mich dann überlasten.
Das Maximale, was ich an diesem Punkt nach außen äußere, ist eine gewisse Gereiztheit, manchmal auch Abwesenheit und ein starker Wunsch die Reize zu mindern. Am besten geht das bei mir, indem ich einen ruhigen und abgedunkelten Ort aufsuche, in dem auch die Gefahr der Berührung minimiert ist. Den meisten geläufig als sogenannter Rückzug.
Manchmal brauche ich es dann ganz ruhig, manchmal sind in diese Phase durchaus Geräusche erlaubt. Aber es müssen vorhersehbare Geräusche sein. Für mich meine Musik. Ich persönliche höre sehr strukturierte Musik. Mit unruhiger Musik kann ich in solchen Momenten gar nichts anfangen. Meist ist es dann immer derselbe Song, den ich immer und immer wieder laufen lasse. Durch Selbststimmulierung, auch sogenanntes stimming, lässt sich ein Overload ein Stück weit hinauszögern oder auch regulieren. Mir persönlich hilft Schaukeln und oder schnalzen (wenn ich alleine bin) oder etwas unauffälliger ein Wippen meines rechten Beines (eine Art seitwärts schaukeln). Manchmal sitze ich sozusagen auf meinen Händen, beiße von innen auf die Lippen oder reibe meinen Handrücken. Meist versuche ich mich schon vor einem Overload zurückzuziehen. Aber es gibt manchmal Situationen, wo das nicht geht.
Ist in dieser Phase ein Rückzug nicht möglich und helfen auch die anderen Maßnahmen nicht mehr, dann beginne ich langsam damit zu fokussieren. Ich halte mich mit aller Kraft am Funktionieren. Konzentriere mich ganz auf das, was ich gerade mache. Man kann es am ehesten mit einem Tunnelblick vergleichen. Spätestens an dieser Stelle ist dringend ein Rückzug angeraten sonst reißt mich der Wasserfall wie ein Strudel in die Tiefe. Danach gibt es kein Entrinnen mehr, es folgt unweigerlich der Shutdown.
Während des Diagnosegesprächs für meinen Sohn konnte ich das gut bei mir beobachten. Ich konzentrierte meinen Blick immer mehr auf die Ärztin, nahm irgendwann ihre Gestalt nur noch schemenhaft war, konzentrierte mich dann auf ihre Stimme und die Fragen die sie mir stellte. Im Grunde verabschiedete sich bei mir ein Sinn nach dem anderen. Das letzte was ich noch wahrnahm war das hören, wobei ich da den Sinn des Gehörten schon gar nicht mehr begreifen konnte. Meine Gedanken kreisten ständig darum, wie ich möglichst schnell aus dieser Situation komme und dieser Gedanke wurde immer lauter und immer dringlicher.
Der Nachteil am hinauszögern oder auch am Funktionieren halten ist, dass es die Auswirkungen eines Shutdown erheblich verstärken können.
Der Shutdown (shutdown=Abschaltung, der totale Rückzug in sich selbst)
Er ist bei mir oft eine Folge aus einem Overload, wenn der Rückzug nicht möglich ist oder wenn ich mich am funktionieren halten muss, weil z.B. das Gespräch wichtig ist oder weil ich erst noch nach Hause kommen möchte.
Aber nicht immer ist ein Overload ein Auslöser, auch wenn ein Shutdown immer von einem Overload begleitet wird.
Manchmal ist auch Stress der Auslöser und je nach Tagesform kann dies dann dazu führen, das etliche Stufen übersprungen werden. Dann reicht unter Umständen eine Planänderung, ein zusätzlicher Stressfaktor um das ganze wesentlich zu beschleunigen.
Ein Shutdown ist ein völliger Rückzug. Ein „Abschalten“. Ich bezeichne das oft als meinen inneren Raum. Das kann an Ort und Stelle sein. Man rollt sich dann einfach in eine Ecke oder an einen Wegesrand und ist nicht mehr ansprechbar. Im Idealfall flüchte ich mich an einen sicheren Ort. Dort muss es dunkel und still sein. Das kann mein Raum oder das Bett sein. Ich nehme dann äußere Reize nur noch gedämpft und wie durch einen Schleier wahr. Es kommt mir jede Bewegung bleiern vor und unheimlich langsam. Wie in Zeitlupe. Meine Reaktionszeit verlängert sich sehr stark und in dieser Phase neige ich stark zum Mutismus. Wenn ich doch versuche zu reden, dann lalle ich sehr schwer und mehr als einzelne Worte bekomme ich kaum über die Lippen.
Ein Shutdown dauert bei mir in der Regel etwa 30-60 min. Dann tauche ich langsam wieder auf.
Man kann dann aber nicht sagen, ich wäre danach wieder völlig hergestellt. Reden fällt mir dann nach wie vor schwer. Ich bekomme dann meist sehr starke Kopfschmerzen und meine Sinne sind auf das Äußerste gespannt. Dieser Zustand kann sich dann noch 2-3 Stunden hinziehen. Aber ich nehme meine Umgebung wieder wahr und reagiere auch wieder. Am besten funktioniert bei mir in der Phase das schreiben. Ich beginne da meist schon zu analysieren. Die darauf folgenden 2 Tage, ich benenne diese Zeit immer als Nachwehen, bin ich insgesamt sehr empfindlich mit meinen Sinnen und meist sehr stark mit mir selbst beschäftigt.
Der Shutdown ist eine Variante der Reaktion, die bei mir häufiger vorkommt als der Meltdown.
Der Meltdown (meltdown=Kernschmelze, der Wutausbruch)
Der Meltdown ist eigentlich irgendwo zwischen dem Overload und dem Shutdown angesiedelt aber bei mir sehr selten. Wie bei dem Shutdown kann er durch einen Overload aber auch durch Stress ausgelöst werden. Ich erinnere mich tatsächlich nur an wenige Situationen, in denen es bei mir zu derartigen Ausrastern kam. Ich verhalte mich dann wie eine Furie und schreie hysterisch. Das schlimme ist, ich merke es sogar, das ich mich völlig daneben benehme, aber ich habe in dem Moment keinerlei Kontrolle darüber. Ich greife nie jemanden an. Meist verhalte ich mich dann eher Autoaggressiv. Verletze mich selber um mich zu spüren. Es ist ähnlich wie bei einer taktilen Wahrnehmungsstörung, wenn ein starker Gegendruck der leichten Berührung entgegenwirken kann und so den Schmerz mindert. So kann das selbst verletzen manchmal helfen den Schmerz der Reizüberlastung zu mindern oder den Stress zu reduzieren. Es ist dennoch etwas, das für mich nicht erstrebenswert ist und so versuche ich meist den Impuls zu unterdrücken oder zumindest umzulenken. Manchmal weiß ich mir dann nicht anders zu helfen, als das ich Gegenstände wissentlich kaputt schlage. Wenn ich Glück hatte, waren es nicht all zu teure Gegenstände. Ich erinnere mich an einen Fall, an dem ich einen Schuh derart nach hinten pfefferte, das die Glasscheibe der Tür zerbrach (und es war recht dickes Strukturglas).
Ungemütlich wird es dann, wenn man mich an einem Rückzug hindert oder die Situation missversteht und versucht mich festzuhalten. Entgegen der Situation, wo ich mich versuche am Funktionieren zu halten, wo ich ja selber der Auslöser bin, hindert mich nun jemand eine Situation zu beenden, die für mich unerträglich und schmerzhaft ist. Dann kann es passieren, das ich um mich schlage, wegstoße oder aus Versehen Dinge kaputt trete. Im Grunde will ich eigentlich nur weg, und solange man mich daran nicht hindert, werde ich niemals handgreiflich. Erschreckend beim Meltdown ist, wie schnell das manchmal kommen kann und wie schnell er genauso auch wieder vorbei sein kann. Bei mir folgt in der Regel dem Meltdown immer ein Shutdown mit all seinen Begleiterscheinungen.
Insgesamt ist das ein Versuch bei mir die Abstufungen darzustellen. Im Grunde sind die Übergänge fließend und nicht immer in genau der Reihenfolge. Oft überspringe ich auch mal die ein oder andere, in extremen Fällen auch mehrere Stufen.
Ich persönlich versuche meist durch Stereotypien, stimming und anderen Hilfsmitteln, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen. Kann ich es nicht aufhalten, dann rette ich mich irgendwie über den Tag, bis zumindest die Kinder im Bett sind. Lasse alles fallen, was unwichtig ist, und fokussiere auf meine Kinder. Das ist zwar sehr anstrengend, aber machbar.
Ich achte immer darauf, dass nicht all zu viele Termine aufeinanderfolgen. Bei wichtigen Gesprächsterminen handhabe ich es meist so, das jemand hier ist und mir mit den Kindern hilft. Dann kann ich mich um mich kümmern. Ich vermeide Situationen, die mich überlasten könnten und plane immer genügend Ruhephasen ein.
Meine Kinder wissen recht gut mit mir umzugehen und wissen, dass Mama ab und an Ruhe braucht.
Es ging mir hier in dem Bericht vor allem auch um die Begrifflichkeit. Dass eben der Overload eine Überreizung ist, der Meltdown ein Wutausbruch und der Shutdown das Abschalten. Bisher gibt es im deutschen Sprachraum kaum eine genaue Abgrenzung der Begrifflichkeit. Ich weiß nicht, ob mir das hier gelungen ist. Aber, ich hoffe doch.
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Super Mädel!
Danke, toll geschrieben und wieder etwas dazu gelernt 🙂
Die Begriffe Melt- und Shutdown kannte ich in diesem Zusammenhang noch nicht, hatte alles immer mit im Overload reingepresst.
Deswegen wollte ich doch mal was dazu schreiben. Mir ist oft aufgefallen, das es sehr verschieden bezeichnet wird. Da nennen manche den Meltdown, beschreiben aber einen Shutdown. Dann ist bei manchen der Overload eher ein Meltdown…zumindest der Beschreibung nach. Im englischen gibt es mehr zu dem Thema und da wird auch genauer abgegrenzt.
Ich denke, dass das die bekannten Mißverständnisse sind.
Ein Meltdown ist im grunde genommen ein Nervenzusammenbruch und den hast Du super beschrieben.
Alles andere im übrigen auch. Fühle mich direkt “’zitiert“‘, so als wenn Du auch mich beschreiben würdest, allerdings ist der Meltdown bei mir nicht ganz so krass wie bei Dir. Bei mir geht der Melt- direkt in den Shutdown über, da gibt es eigentlich keine Trennung. Aber wie gesag, nicht so arg wie bei Dir.
Wieder sehr gut in Worte gefasst, was eigentlich so schwer zu beschreiben ist!!
Das Erleben und Wahrnehmen bekommt nun endlich Namen …und schon sind sie nicht mehr so unbekannt… 😉
Danke. Ich muss dazu sagen, das ich beim analysieren Hilfe habe und ich dafür sehr dankbar bin. Es ist oft die „richtige“ Frage, die mich zum nachdenken bringt. Das was ich schreibe sind oft Antworten auf Fragen, zu denen ich mir sehr lange und viele Gedanken gemacht habe.
… DAS ist es, was deine Beiträge auch so „ausmachen“: man spürt, dass du bewusst diese Fragen angehst, analysierst und dann in verständliche Worte bringst!! … ich lese und „erkenne“!
😀
😀 😀
genauso!
Ich habe versucht diese Zustände in drei Phasen zu unterteilen. Jeweils mit fließenden Übergängen. Das in Stichpunkten zu dem Widerspruchsschreiben wegen des SBA der mir nur einen Grad von 30 gab. Wegen dieser Zustände ist eine Woche niemals ohne deutliche Rückzüge überlebbar und das macht alles andere, als tauglich für diese Gesellschaft und dieses Arbeitsleben. Eine 30 5ige Einschränkung ist daher eine absolute Untertreibung.
Hat es geklappt?
zumindest, wurde mir ein termin zur genaueren begutachtung mitgeteilt. dann liegt es daran, die Situationen wieder einmal deutlich im Detail zu beschreiben. Die richtigen Worte zu finden und somit eine Notsituation zu beweisen. Ich muss es abwarten, was dann dabei herauskommt.
Danke!!! Sehr, sehr gut beschrieben! Du hast mir mit deiner Darlegung WORTE gegeben und etwas beschrieben, was ich selber nicht auf die Art beschreiben kann! Das werde ich nachher gleich mal meinen Mann lesen lassen 🙂
Ich habe zu danken…das freut mich wirklich, wenn jemandem mit meinem Blog geholfen ist 😀
Mit einer der Gründe, warum ich das hier mache. Ich hatte damals meinerseits Blogs, die mir Worte gegeben haben, um das zu beschreiben was ich damals so gut kannte. Die AHA-Erlebnisse waren unbezahlbar und wenn ich dann ein wenig zurückgeben kann, dann hat es sich doch gelohnt.
Madel ich danke Dir!!
Du hast mir die Stufen der hiesigen gestrigen Ereignisse sehr anschaulich gemacht.
Und den Meltdowm haben wir bei unserem Sohn leider öfter. Was erstaunlich ist, dass er sich und seine Probleme wie einen Kernreaktor beschreibt!
Anita
Sehr guter Beitrag.Ich würde mich freuen wenn wir ihn zitieren bzw verlinken könnten? wir bilden Begleiter u Therapeuten im Bereich Autismus aus. Ind doe Anschaulichkeit wäre sicher hilfreich. Lg Sonja
Sicher dürfen sie den Artikel verlinken. Sie dürfen ihn auch zitieren, insofern sie die Quelle angeben (per Link z.B.).
Merci. Natürlich und sehr gerne!
Ein sehr spannender Bericht! Vielen Dank!
wow, sehr detailliert!
Vielen herzlichen Dank für die Beschreibung. Ich werde die Seite bookmarken und bei Bedarf den Link weitergeben.
Eine sehr hilfreiche Klärung! Danke. Ich kenne diese Zustände, habe mich allerdings durch Rückzug immer davor retten können, dass aus dem Overload ein Meltdown wird. Die Notwendigkeit, sich ungehindert aus einer Situation zu entfernen, kenne ich nur zu gut. Hoffentlich spricht es sich herum, dass man uns dann einfach lassen muss.
Danke.
Überhaupt danke für deine vielen Feedbacks. Finde ich toll.
Oh, ich dachte schon, ich quatsche zuviel.
Nein, tust du nicht. Ich freue mich über jedes Feedback und jede Frage. Davon lebt ein Blog, finde ich. Es gibt immer viele Meinungen und Sichtweisen. Auf die Art kann man das auch sehen.
Vielleicht sollten deutsche Begriffe entstehen? Überlauf für Overload, Ausstieg für Shutdown — für Meltdown habe ich noch nichts.
Ich habe mal die wörtlichen Übersetzungen dazugeschrieben. Aber gebräuchlich würde ich sie nicht nennen.
Overload=Überlastung, kann aber auch Überlauf sein
Shutdown=Abschaltung
Meltdown=Kernschmelze oder sinnbildlich Wutausbruch
Ich denke fast, da müsste man eine eigene Begrifflichkeit finden. Vielleicht hat ja jemand eine Idee, die sich umsetzen lässt.
Die Übersetzung der Begriffe ist gut.
Zur Kernschmelze, es ist der Begriff, den mein Ältester exakt so beschrieben hat. Das es sich für ihn innerlich genauso anfühlt, als ob alles verschmilzt, kein klarer Gedanke mehr möglich und nur noch der Ausbruch / die Explosion übrig bleibt.
Ob dies nun von allen Autisten so empfunden wird (also analog zu einem Atomreaktor) kann ich schlecht beurteilen. Aber es entspricht zumindest bei meinem Sohn der Realität.
Mit viel Ruhe von meiner Seite kann man dies auch oft schon am Gesicht erkennen. Aber dazu muss man meinen Sohn sehr gut kennen.
Und ich denke, dass es oft daran hapert, um eben dies
Zitat:
„Hoffentlich spricht es sich herum, dass man uns dann einfach lassen muss.“
tun zu können. Dazu bedarf es einer guten Kenntnis des Menschen, der gerade in die beschriebenen Zustände abrutscht. Für vertraute Personen (Partner, Kinder, Lehrer, Arbeitskollegen, Schulbegleiter) ist es allerdings hilfreich wenn man für diese Momente unauffällige Zeichen vereinbart. 😉
Denn gerade wenn es für andere nicht sofort ersichtlich ist, dass man auf einen solchen Zustand zu geht (zB: der Morgen war mies oder es gab einen unangenehmen Anruf, der Geruch oder die Lichtsituation oder die Geräuschkulisse hat sich geändert); ist es wichtig sich einen „Rettungsweg“ zu eröffnen.
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Danke,danke jetzt weiß ich was abgeht wenn meine kleine Tochter einen Anfall hat,(ich nenne es immmer ihre Anfälle)
Nach einem Overload hat sie fast immer einen Meltdown Ausbruch.Da sie aber erst vier ist wird es oft von Außenstehenden als kindlicher Wutanfall interpretiert.Da die Ausbrüche meist in der Öffentlichkeit passieren,sind Aussagen wie die bräucht jetzt mal „a gsunde Watschen“ dann beruhigt sie sich schon wieder,sehr häufig.
Die Zeitangaben von dir waren sehr hilfreich.
Mir kommen die Ausbrüche immer wie Ewigkeiten vor.
Es ist aber meistens nicht länger als 30 -60 Minuten bis zur völligen Erschöpfung.
Und dann ist sie wieder mein Engel.
Wenn ich sie auf ihre Gefühle währen des Meltdowns anspreche „du warst aber jetzt sehr wütend oder zornig oder böse auf mich.sagt sie immer Nein Mama ich war nicht wütend .
Sehr geehrte Frau P.,
Ihren Beitrag finde ich unerhört!!
Sie nennen die Selbstbehauptungsbestrebungen Ihres vierjährigen Kindes „Anfälle“?!?!
Und wenn es seine gesunden (!!!!) Bestrebungen infolge Krafterschöpfung (demnach also vollkommener Unnachgiebigkeit Ihrerseits) aufgibt, ist es „wieder IHR ENGEL“?!?!
Und Sie wundern sich darüber, dass Ihr Kind Ihnen gegenüber seine (berechtigte!!!!) Wut nicht bekennt?!?! (… Wie lange wird es wohl dauern, bis es diese Wut verdrängt und sich dann selbst nicht mehr versteht?!?!)
Vielleicht sollten Sie stattdessen versuchen, in Ihrem Kind einen Menschen zu sehen, der sich offensichtlich mit aller ihm verfügbaren Kraft darum bemüht, sich selbst zu einem Menschen, der auf eigenen Füßen steht, zu entwickeln.
Statt ihm das Vertrauen in die eigenen Wahrnehmungen auszutreiben, sollten Sie m.E. lieber versuchen, es in seiner (übrigens vollkommen „normalen“) Entwicklung zu einem sich selbst vertrauenden Menschen zu unterstützen.
Nicht etwa, indem Sie von Ihrem Kind verlangen, Ihnen seine Gefühle Ihnen gegenüber zu „bekennen“, sondern indem Sie selbst sich darum bemühen, die Gefühle Ihres Kindes (als situationsbedingt durchaus berechtigt) vor allem ernst zu nehmen.
(Falls es Sie interessiert:
Mich selbst hat davor, die „Schuld“ an meiner Wut mir selber zuzuschreiben, ein psychischer Mechanismus bewahrt:
Nach Aussagen meiner Mutter sei ich selbst in diesem Alter bei solchen Anlässen regelmäßig an Ort und Stelle in mindestens zweistündigen Tiefschlaf gefallen…
[allerdings wurde auch von mir verlangt, „der Engel meiner Mutter“ zu sein, ALSO:] danach sei ich dann auf allen Vieren um die Füße meiner Mutter gekrochen und habe ihr immer wieder „hoch und heilig“ versprochen, dass das nun ganz bestimmt „nie wieder vorkommen“ wird…. [Was bleibt einem Kleinkind auch anderes übrig, wenn die Mutter laufend zu einem Eisberg erstarrt, sobald das Kleinkind seinen Aktionsradius nur um ein winzig kleines Stückchen erweitern will]…)
Jetzt reicht es aber…Ich hätte schon deinen ersten freischalten und mal tachles mit dir reden sollen.
So gebe ich dich hier jetzt vogelfrei, wie man das nennt.
Zu allererst, das sind keine Selbstbehauptungsrituale, das sind Melts und das du keine Ahnung davon hast, das kann man deutlich herauslesen. Genau wie du in deinem ersten Kommentar über eine „Erkrankung“ gesprochen hast.
Solche Aussagen sind grundfalsch und extrem flach gedacht. Nennt man das so?
Hast du schonmal einen Melt erlebt? Irgendwo gesehen. Vielleicht sogar bei einem autistischen Kind, denn die sind heftig.
Ich vermute nicht.
Das ist unkontrollierbar und ein normaler Wutausbruch, wie man es aus der Trotzphase eines Kindes kennt, die sind in keinster Weise vergleichbar. Weder der Grund, noch die Auswirkung.
Wenn die Frau anfangs keine andere Bezeichnung dafür fand, ok. Anfälle ist zwar nicht ganz glücklich gewählt, aber das rechtfertigt dich nicht, sie so runter zu machen.
Was soll denn das?
Melts sind für Außenstehende schwer zu ertragen. Viele nehmen es persönlich oder sind mit der Situation überfordert.
Viele auch einfach hilflos.
Ich weiß wovon ich rede, denn selbst ich fühle mich in dem Moment hilflos, wenn mein Sohn ein Melt hat.
Selbst wenn ich die Hintergründe kenne und weiß, das er im Grunde nichts dafür kann.
Diese Mutter macht sich wenigsten die Mühe ihr Kind zu verstehen oder warum denkst du, ließt sie autistische Blogs im Netz.
Ich hatte auch nicht den Eindruck, das sie ihr Kind irgendwie runtermacht. Nur weil sie schreibt, ihre Tochter wäre danach ein Engel.
Vielmehr beschreibt sie da was, was ich selbst schon viele Male erlebt habe.
Das soll glaube ich eher verdeutlichen, wie sowas scheinbar aus heiterem Himmel kommen kann und dann ganz schnell wieder vorbei ist.
Das soll verdeutlichen, das ihr Kind eben nicht einfach nur ein Wutentbranntes Kind ist.
Das es eben kein Machtkampf ist, oder weil es was will, sondern schlichtweg eine reine Überforderung und es ist nicht zwingend die Schuld der Mutter. Auslöser können alle Arten von äußeren Reizen sein. Geräusche, kratzende Kleidung, zu laut, zu hell, Gedankenkarusell etc.
Was denkst du, wie oft wir sowas in unserem Leben hören?
Das wir nur oppositionell sind, schlecht erzogen etc.
Was wir fast tagtäglich von anderen anhören müssen.
Kennst du überhaupt Autisten?
Warum tust du sowas, greifst hier Menschen an, ohne die Hintergründe zu kennen. Das ist ungerecht und sowas mag ich überhaupt nicht.
S. du hast einfach ÜBERHAUPT GAR KEINE AHNUNG VON AUTISMUS
ps: liebe S. und den artikel hast du auch nicht gelesen, oder nicht begriffen, sonst wäre dir klar, das was innerwelt beschreibt
1. nichts „Selbstbehauptungsbestrebungen“ zu tun hat
2. nichts mit dem zu tun hat, was du da angibst als kind erlebt zu haben
Sehr geehrte S.,
solange Eltern nicht wissen, was da mit dem Kind los ist, kann ich den Begriff „Anfälle“ sehr gut nachvollziehen.
Denn Overload, Shutdown und Meltdown sehen fast so aus wie ein „Anfall“.
Den betroffenen Personen entgleitet in dem Moment die komplette Kontrolle. Sie sind auf Hilfe angewiesen.
Nach dem „Anfall“, gerade nach einem Erschöpfungsschlaf, sind gerade Kinder meist vollkommen ruhig. Meine Kinder suchen dann tatsächlich Ruhe und Geborgenheit bei mir.
Und sie können seltenst erklären, was der Auslöser war.
Im empfehle DRINGEND, sich mit Autismus und den Auswirkungen eingehender zu beschäftigen und im besten Fall mal zu fragen; anstatt einfach auf jemanden „loszudreschen“, der seine Wahrnehmung mit den ihm bekannten Begriffen versucht zu beschreiben!
@ Karin Panic
wenn man schon mal weiß, was das ist (dieser „Anfall“) dann kann man in Ruhe schauen, was die Auslöser sind und ob man sie minimieren kann. 😉 💡
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Danke.
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Das ist wirklich ein grandioser Text. Ich hatte letzten Sonntag erst einen sehr heftigen Overload mit anschließendem Shutdown, als ich mit einer Freundin unterwegs in einer großen Menschenmenge war. Mir fehlten in dem Moment jegliche Worte und ich hätte Deinen Text mehr als gut gebrauchen können, um besagte Freundin über meinen Zustand zu informieren.
Danke
Dann hoffe ich, das er dir beim nächsten Mal hilft 🙂
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Vielen Dank für diese tolle und für einen NT wie mich sehr gut verständliche Erklärung. Das hilft mir meine Frau noch besser zu verstehen weil Du mir Dinge erklären konntest die sie mir nicht erklären konnte.
freut mich, wenn es hilft
Ich habe gerade das Gefühl, du hast aus meinem Kopf heraus geschrieben. Genauso kenn ich das bei mir.
Danke für die Erklärung, sie hilft mir sehr, meinen Sohn besser zu verstehen.
Eigentlich ist er „nur“ mit ADHS und AVWS diagnostiziert, aber in so manchen Verhaltensweisen finde ich auf jeden Fall einen Autisten wieder.
Als ich das erste Mal über die Beschreibung des Overloads gestolpert bin, war das wie ein AHA-Erlebnis. Mein armes Kind – ich habe es bis dahin nicht verstanden. Und dann der von Dir beschriebene Meltdown…ich habe bis dato auch die Zusammenhänge gar nicht verstanden.
Mein Sohn ist jetzt 7 Jahre alt. Ich habe jetzt angefangen nachzufragen und er kann in ruhigen Momenten grandios reflektieren und beschreiben, was in seinem Kopf „passiert“. Ich glaube, dass es ihm sehr hilft und somit etwas seinen Schrecken verliert. Er beschrieb mir so beiläufig, dass er ab und zu Vorgänge in Zeitlupe sieht. Also nicht in einem Schreckmoment, sondern z.B. wenn ein Klassenkamerad mit einem Schreibblatt wedelt. Sowas ist für mich schwer nachvollziehbar.
Kannst Du/ihr mir das näher beschreiben?
Wie kann ich meinen Sohn sensibilisieren, dass er früher für sich die Notbremse zieht?
Fragen über Fragen…
LG Sandra
Solche Zeitlupenmomente kenne ich auch, aber eher aus enormen Stressmomenten.
Auch im Shut ist es so, das alles wesentlich verlangsamt bei mir ankommt, ich mich aber auch wie in Zeitlupe bewege oder reagiere.
Ich denke, das hier einfach das Gehirn und verschiedene Sinne nach und nach dicht machen.
Das einzige was wirklich hilft, ist raus aus der Situation und Ruhe. Am besten in einem ruhigen und abgedunkeltem Raum.
Wie man jemanden sensibilisieren kann? Hm, ich kann es manchmal heute noch nicht. Es kommt immer auf die Situation an und wie schnell es geht. Wenn ich für mich das Gefühl habe weg zu müssen, dringend, sollte ich wirklich sofort gehen. Manchmal verpasse ich aber auch diesen Moment oder komme nicht ohne weiteres weg. Das Zeitfenster ist allerdings nicht sehr groß und danach bin ich kaum fähig, mich noch selbst aus der Situation zu ziehen.
Daher gehe ich so häufig in die Vermeidungshaltung. Dadurch verhindere ich vorausschauend Situationen, die mich derart stressen könnten. Was aber nicht zwingend so wäre, nicht immer. So nehme ich mir aber auch viele Möglichkeiten weg.
Bei meinem Sohn versuche ich ihm unterstützend immer zu zeigen, wann meines Erachtens der Zeitpunkt für einen Rückzug gekommen ist. Man kann bei ihm schön die Vorboten sehen (enormes ticken)…
Ich benenne dann auch den Grund. So lernt er mit der Zeit das Gefühl zu deuten und kann so wie ich in manchen Situationen vielleicht noch rechtzeitig zu reagieren.
Ich denke aber, für einen 7 jährigen ist das noch viel zu viel verlangt, das sie es gleich können.
Ich hätte eine Frage hierzu. Wäre es möglich, mich per email zu kontaktieren (meine sollte ja aufliegen)? Danke. silver
Danke für Deine Worte.
Meltdown 😦 heißt bei mir „Warpkern kollabiert“: ich bin am Ende und werde wütend. Dabei geht auch mal was zu Bruch.
Meine Freundin nimmt das war und hat Angst vor mir. Dabei gilt mein Ärger gar nicht ihr. Bin ich traurig.
meist wird es als persönlicher Angriff gewertet. Von vielen Personen. Ich habe schon sooft versucht zu erklären, das es meist Situationsbezogen ist.
Aber wie begreiflich machen?
ja, wie?
Ich sag’s immer wieder: „Da läuft ein Programm ab, das startet, wenn’s um mich herum chaotisch zugeht. Das hat nichts mit dir zu tun …“
Mehr als vorwarnen, aufklären kann ich auch nicht: „Zerr mich nicht durch überfüllte Kaufhäuser zum Shoppen, vor allem, wenn es da drin noch stickig riecht…“ Traurig, dass ich scheinbar immer noch nach einer Partnerin suchen muss, die das einfach mal versteht und so stehen lässt.
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https://www.youtube.com/watch?v=a3MgQqT3uHY innerwelt hat begurtstag, herzlichen glückwunsch
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@Meadl,
Herzlichen Dank!
Nachdem ich, mal wider, eine solche Erfahrung machen musste und ich diesmal gut darüber reflektieren konnte, war mir Dein Artikel sehr willkommen. So konnte ich das Phänomen mal endlich benennen.
Also, nach dem was Du schreibst habe ich heute einen Meltdown mit abgleiten in einem Shoutdown erlebt. – Toll, wenn man das benennen kann.
Danke,
Mal wieder!
LG, CJ.
gerne doch
Welcher unsensible Mensch hat diesem Mädel denn eingeredet, seine offenbar noch gut erhaltene Sensibilität sei Zeichen einer „Erkrankung“ – und müsse daher unablässig symptomatisch kontrolliert, protokolliert und analysiert werden?!?!
Sollte dieses Mädel nicht vielleicht mal seine Aufmerksamkeit (statt auf die inneren Wirkungen) auf die ÄUßEREN URSACHEN seines inneren Konfliktes richten?!?!
Vielleicht gelänge es ihm dann, sich seiner eigenen lebendigen Impulse zu erfreuen, statt sich äußeren Kontrollzwängen zu unterwerfen – und unter diesen dann zu leiden?!?!
Nach Deiner Antwort oben (12.02.15, 21:48) solltest Du vielleicht zumindest mal versuchen (nachdem Du Dich selbst darauf bezogen hattest) Deine Bremse namens „Dein Kommentar muss noch freigeschaltet werden“, zu lösen.
Vielleicht kapiert ja dann wenigstens hier noch ein einziger Mensch, dass ich wirklich sehr, sehr weit entfernt davon bin, „irgendwohin“ ein „brennendes Streichholz“ werfen zu wollen.
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Ich erlebe in den letzten 3 Jahren immer wieder Overlaods immer begleitet mit Shutdowns und selten einem Meltdown. Mich interessiert, ob sich hier jemand auskennt oder Literatur findet, ob diese Overloads/Shutdowns/Meltdowns auch bei NT´s auftreten oder dies ausschließlich bei Aspeger Autisten auftritt? Ich finde darüber so gar keine Infos. Danke und LG
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